Hamburg . Niederländischer Stürmer hält St. Pauli mit einem durch einen Platzfehler bedingten Glücksschuss im Aufstiegsrennen. Meggle scherzt.
Manchmal im Fußball weiß man nicht, warum ein Spiel so ausgeht oder anders. So war es auch am Donnerstag, am Ende eines typischen Unentschieden-Spiels jubelten die Spieler des FC St. Pauli über einen 1:0-Sieg gegen Eintracht Braunschweig, die Fankurve sang, die Profis umarmten sich, alle feierten. „Wir arbeiten daran, dass wir noch besser Fußball spielen“, sagte St. Paulis Trainer Ewald Lienen, „aber wir haben den unbedingten Willen, oben dranzubleiben.“
John Verhoek war der gefeierte Spieler, der mit seinem Glücksschuss in der 82. Minute die Partie entschied. „Es ist lange Zeit her, dass ich mal Matchwinner war“, sagte der Niederländer, der bei seinem Schuss aus 20 Metern von einem Platzfehler profitierte, der das Leder unhaltbar für Braunschweigs Keeper Rafal Gikiewicz abfälschte. „Es war sicher kein Schuss, der unbedingt rein gehen musste“, sagte Lienen, „aber ich freue mich sehr für John nach all seinen Schicksalsschlägen.“ Verhoeks Frau hatte vor zwei Wochen ihr ungeborenes Baby verloren.
Einzelkritik: Keller bleibt cool
St. Pauli hat mit zwei Punkten Rückstand auf den Tabellendritten 1. FC Nürnberg seine Aufstiegschance gewahrt, für Braunschweig ist dieser Zug nun endgültig abgefahren. „Die glücklichere Mannschaft hat heute gewonnen“, sagte Braunschweigs Sportchef Marc Arnold. St. Paulis Sportchef Thomas Meggle strahlte dagegen. „Es war ein kurioses Spiel. Erst waren die Braunschweiger am Drücker, dann wir, und dann war eine Zeitlang wenig los. Aber auch das ist eine Qualität, solche Spiele noch zu gewinnen.“
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Trainer unterhalten sich lange
Noch kurz vor dem Anpfiff standen St. Paulis Ewald Lienen und sein Braunschweiger Kollege Torsten Lieberknecht lange am Mittelkreis zusammen und sprachen offenbar äußerst freundlich und in bester Atmosphäre miteinander. Die gegenseitige Wertschätzung und der Respekt sind offenbar groß. Das Spiel passte dazu, es war eine Begegnung auf Augenhöhe, die vor 29.271 Zuschauern eigentlich keinen Sieger verdient hatte.
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Lienen konnte sich vor der Partie immerhin über die Genesung von zwei Spielern freuen, die beim 2:0-Sieg in Duisburg noch nicht fit waren. So meldete sich Philipp Ziereis nach seinen muskulären Problemen wieder gesund und spielte in der Innenverteidigung. Waldemar Sobota, der nach seiner Grippe zuletzt nur 20 Minuten spielen konnte, lief von Beginn an auf. Für Mannschaftskapitän Lasse Sobiech hatte es nach seinem grippalen Infekt und drei Tagen Bettruhe nur für die Reservebank gereicht. Für ihn durfte erneut der 20 Jahre alte Joel Keller ran.
Braunschweigs Domi Kumbela war es auch, der zu den ersten guten Chancen kam. In der 14. Minute schoss er volley über das Tor, drei Minuten später zischte sein Ball nach einem Drehschuss aus sieben Metern ebenfalls über die Latte, und in der 23. Minute fehlte seinem Kopfball nach einem Freistoß der nötige Druck.
Himmelmann ist der Bestwert egal
St. Pauli hatte bis zu diesem Zeitpunkt nur eine Chance durch Sobota, der von Marc Rzatkowski steil geschickt aus 17 Metern das Tor verfehlte. „Mir hat das Spiel in der ersten Hälfte nicht gut gefallen“, sagte Lienen, „da hatten wir zu wenig Ballbesitz.“ Beide Teams zeigten aber, warum sie bis zu diesem Spiel gemeinsam den Ligabestwert von zwölf Spielen ohne Gegentor hielten. Jetzt ist St. Paulis Schlussmann Robin Himmelmann mit 13 Spielen ohne Gegentreffer allein an der Spitze. „Das ist mir herzlich egal. Es ist immer schön, wenn man die Null hält, aber die drei Punkte sind wichtiger“, sagte er.
Beide Teams standen kompakt und gut organisiert in der Abwehr, die Stürmer und Mittelfeldspieler arbeiteten diszipliniert nach hinten, und im Spiel nach vorne gingen beide kein Risiko ein. „Es sah lange aus wie ein typisches 0:0“, sagte Enis Alushi, „am Ende war es ein schwer erkämpfter Sieg.“
Auch in der zweiten Halbzeit setzte sich das Geduldsspiel zwischen den beiden Strafräumen weiter fort. Beide Teams warteten auf den einen Fehler, die eine große Chance. Oder eine Standardsituation, die sie nutzen könnten. Am Ende war es Platzfehler. „Es war ein ekliger Aufsetzer auf dem Rasen, den werden wir jetzt nicht mehr austauschen“, scherzte Meggle.
Das Schema:
St. Pauli: Himmelmann - Hornschuh, Ziereis, Keller, Buballa - Alushi, Rzatkowski - Sobota, Dudziak (90.+1 Deichmann) - Thy (59. Choi), Verhoek (84. Sobiech). - Trainer: Lienen
Braunschweig: Gikiewicz - Baffo (84. Hochscheidt), Decarli, Correia - Schönfeld, Boland - Ofosu-Ayeh, Reichel - Omladic (68. Khelifi), Kumbela (73. Tietz), Holtmann. - Trainer: Lieberknecht
Schiedsrichter: Benjamin Brand (Bamberg)
Tor: 1:0 Verhoek (82.)
Zuschauer: 29.271
Gelbe Karten: Choi (2), Sobota (5) -