Hamburg. Während St. Paulis Sportdirektor nach dem Sieg über RB Leipzig aus dem Häuschen ist, steigt Trainer Lienen auf die Euphoriebremse.

Noch lange nach dem umjubelten Schlusspfiff herrschte rund um das Millerntor Partylaune. Mit dem Bier in der Hand standen die Fans des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli in Scharen vor den Stadiontoren und feierten den 1:0-Heimsieg über den hohen Favoriten RB Leipzig. Denn der Kiezclub hat das Kunststück vollbracht, den in dieser Saison noch mal für mehr als 16 Millionen Euro mit Top-Profis verstärkten Spitzenreiter der 2. Fußball-Bundesliga zum dritten Mal nacheinander 1:0 zu bezwingen. „Etwas Besseres habe ich hier in den letzten zwei Jahren nicht gesehen, das war Bundesliga“, frohlockte Sportchef Thomas Meggle nach dem Spitzenspiel, das dank eines Duells zweier starker Teams auf Augenhöhe „top“ war.

Bei aller Freunde, dass der FC St. Pauli nach Punkten zum Tabellendritten 1. FC Nürnberg aufgeschlossen hat, hielt Ewald Lienen den Ball lieber flach. Und betonte, dass er sein Team trotz des erfolgreichen Saisonverlaufs noch für keine Spitzenmannschaft hält. „Wir sind zu Spitzenleistungen imstande, aber um eine Spitzenmannschaft zu sein, gehört noch mehr dazu“, sagte der erfahrene Coach ungeachtet der Leistung am Freitagabend.

St. Pauli siegt gegen Leipzig

Eine Szene, die es in der ersten Halbzeit des Öfteren gab. Torhüter Himmelmann klärt einen Angriff der Leipziger
Eine Szene, die es in der ersten Halbzeit des Öfteren gab. Torhüter Himmelmann klärt einen Angriff der Leipziger © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Yussuf Poulsen beim Kopfball
Yussuf Poulsen beim Kopfball © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Zwar keine Flügel, dafür aber mit Heiligenschein? Nicht ganz. Poulsen war sein Haarband abhanden gekommen
Zwar keine Flügel, dafür aber mit Heiligenschein? Nicht ganz. Poulsen war sein Haarband abhanden gekommen © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Marc Rzatkowski (M) schaut Leipzigs Diego Demme beim Schuss zu
Marc Rzatkowski (M) schaut Leipzigs Diego Demme beim Schuss zu © dpa | Axel Heimken
Paulis Waldemar Sobota (l) und  Torschütze Marc Rzatkowski feiern den Treffer zum 1:0
Paulis Waldemar Sobota (l) und Torschütze Marc Rzatkowski feiern den Treffer zum 1:0 © dpa | Axel Heimken
Marc Rzatkowski (R) im Duell mit Lukas Klosterman
Marc Rzatkowski (R) im Duell mit Lukas Klosterman © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Schlussjubel  nach dem 1:0 gegen Leipzig
Schlussjubel nach dem 1:0 gegen Leipzig © WITTERS | TayDucLam
Auch Trainer Ewald Lienen jubelt mit
Auch Trainer Ewald Lienen jubelt mit © WITTERS | TayDucLam
Die Fans sowieso
Die Fans sowieso © WITTERS | TayDucLam
Mannschaftskreis der Hamburger
Mannschaftskreis der Hamburger © WITTERS | TayDucLam
St. Paulis Lasse Sobiech (l) und St. Paulis Marc Hornschuh feiern den Sieg
St. Paulis Lasse Sobiech (l) und St. Paulis Marc Hornschuh feiern den Sieg © dpa | Axel Heimken
Erleichterung bei Trainer Ewald Lienen und Co-Trainer Abder Ramdane
Erleichterung bei Trainer Ewald Lienen und Co-Trainer Abder Ramdane © WITTERS | TayDucLam
Leipzig-Trainer Ralf Rangnick dagegen ist sichtlich enttäuscht
Leipzig-Trainer Ralf Rangnick dagegen ist sichtlich enttäuscht © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
St. Pauli beendet mit dem Sieg die Auswärtsserie der Leipziger
St. Pauli beendet mit dem Sieg die Auswärtsserie der Leipziger © dpa | Axel Heimken
RB war bislang ungeschlagen auswärts
RB war bislang ungeschlagen auswärts © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Lasse Sobiech bei der Kopfballabwehr
Lasse Sobiech bei der Kopfballabwehr © WITTERS | TimGroothuis
Leipzigs Anthony Jung und St. Paulis Marc Hornschuh springen zum Kopfball
Leipzigs Anthony Jung und St. Paulis Marc Hornschuh springen zum Kopfball © dpa | Axel Heimken
Der Torschütze jubelt zum Abpfiff
Der Torschütze jubelt zum Abpfiff © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
St. Pauli war mit einem besonderen Trikot aufgelaufen
St. Pauli war mit einem besonderen Trikot aufgelaufen © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
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Rangnick lobt Himmelmann

Der 62-Jährige wollte keinen Akteur aus seiner durchweg starken Elf hervorheben. Doch ohne einen Klasse-Mann wie Robin Himmelmann im Tor wären die Punkte nach Leipzig gegangen. Nach der frühen Führung durch Marc Rzatkowskis trockenen Linkssschuss (8. Minute) brachte der Rückhalt die Gäste schier zur Verzweiflung. Peter Orban (20.), Yussuf Poulsen (38.) und Marcel Sabitzer (39.) scheiterten an ihm, zudem traf der starke Emil Forsberg (23.) nur das Außennetz und fand später in Himmelmann erneut seinen Meister (63.).

„Das ist eher untypisch für uns, dass wir so viele Chancen liegen lassen. Aber klar, der Torwart hat richtig gut gehalten“, räumte RB-Coach Ralf Rangnick nach dem Rückschlag geknickt ein. Lienen gab seinerseits zu, einige Male „Riesenglück“ gehabt zu haben. „Leipzig hat gezeigt, dass es ein absolutes Top-Team ist. Für mich ist das eine gefühlte Erstliga-Mannschaft“, betonte der Ex-Profi.

"Wie haben uns zum Teil eingeigelt"

Sein Team müsse da erst hinkommen, meinte Lienen. „Wir haben uns zum Teil eingeigelt wie das Kaninchen vor der Schlange“, befand der Coach und berechnete beim Blick auf die Tabelle allen Ernstes den Vorsprung von nun 19 Punkten auf den Abstiegs-Relegationsplatz. „Sind wieder drei Punkte Abstand mehr geworden“, sagte er, konnte sich dabei allerdings ein Grinsen nicht verkneifen.

Als Gradmesser sieht Lienen das nächste Heimspiel am Freitag (18.30 Uhr) am Millerntor gegen den FSV Frankfurt an. „Spitzenteams gewinnen auch gegen Mannschaften von unten und sind in den Partien in der Lage, das Spiel selbst zu gestalten“, begründete er seine Zurückhaltung. Der FSV sei auch so ein Team, das defensiv tief drin stehe: „In diesen Partien müssen wir uns noch beweisen. Gegen solche Gegner würde es Sinn machen, früh in Führung zu gehen.“