Hamburg. St. Paulis Trainer klopft Sprüche und betet Gegner-Historie eindrucksvoll herunter. Nur beim Thema Rudnevs grätscht Meggle dazwischen.

Nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge hofft der FC St. Pauli mit einem Erfolg beim 1. FC Kaiserslautern am Sonntag (13.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) auf den Anschluss an die Spitzenteams aus Freiburg und Leipzig.

Einer zeigte sich schon zwei Tage vor der Aufgabe am Betzenberg in Bestform - und vor allem top vorbereitet: Ewald Lienen. Der Cheftrainer war bei der Pressekonferenz am Freitag um kaum einen Spruch verlegen.

Neben der üblichen Floskeln ("Wir müssen als Mannschaft wieder besser verteidigen") inklusive Adaption des Huub-Stevens-Klassikers "Hinten muss die Null stehen" beeindruckte Lienen vor allem auch mit einem atemberaubenden Monolog.

"Gegen Düsseldorf war alles easy"

In einer fünf Minuten langen FCK-Litanei betete er sämtliche Namen der gegnerischen Spieler herunter und hatte aus dem Kopf alle erdenklichen Positionswechsel, Verletzungen und Verwarnungen aus den letzten Spielen der Pfälzer parat.

Lienen weiß also, worauf es gegen das Team von Trainer Konrad Fünfstück ankommt: "Der Mann am Ball muss unter Druck gesetzt werden." Das fange schon in der Offensive an, die der 62-Jährige ebenso in die Pflicht nimmt wie die Defensive.

Lienen-Sprüche aus der PK vor Lautern

 

"Schicken Sie mir den Artikel lieber nochmal zu, bevor Sie Scheiße schreiben" (Lienen zu einem Journalisten über ein angebliches Zitat)

 

"Da ist Leben in der Bude, was?" (Lienen kommentiert laute Geräusche aus dem Off)

 

"Die Basis muss sein, dass hinten die Null steht" (Lienen in Huub-Stevens-Manier über das Konzept für das Lauternspiel)

 

"Ich weiß nicht, wie es im Krieg zugeht. Ich war nie im Krieg. Hatten die Waffen dabei? Ich weiß nicht, warum wir jetzt mit so etwas anfangen. Weil die Bundeswehr jetzt nach Syrien fliegt?" (Lienen auf die Frage nach seiner Meinung zu der Aussage, Fußball sei wie Krieg)

1/4

"Der Spielaufbau spielt im Angriff große Rolle", sagte Lienen, doch "Ballbesitz alleine reicht nicht aus". Die Ursachen für die letzten beiden Null-Punkte-Auftritte hat der Coach noch nicht abschließend ergründet.

"Ich weiß nicht, ob das Düsseldorfspiel eine Rolle gespielt hat, als alles easy war", sagte er mit Blick auf den 4:0-Sieg, der noch vor der letzten Länderspielpause datiert.

Einigkeit beim Thema Rudnevs

Als die Sprache auf HSV-Stürmer Artjoms Rudnevs fiel und gefragt wurde, ob der Lette im Winter St. Paulis Angriff verstärken könnte, kam allerdings Sportchef Thomas Meggle dem Trainer zuvor.

"Wir haben uns aktuell mit der Personalie sportlich nicht beschäftigt", sagte Meggle. Ein Transfer sei "finanziell außerhalb jeglicher Vorstellungskraft".

Doch am Ende ließ sich dann auch der Manager zu einer Floskel hinreißen ("Ich schließe gar nichts aus"), um hinterherzuschieben: "Das ist natürlich wieder ein geiles Zitat, das viel Raum für Spekulationen lässt.

Als Lienen schließlich auch noch explizit zu Rudnevs befragt wurde, sagte er trotzig: "Ich habe mich sportlich mit dem Spieler nicht beschäftigt." Woraufhin Meggle einwarf: "Ich habe 'wir' gesagt. Entschuldigung, ich habe Dich bevormundet."

St. Paulis Kader ist nahezu komplett

Personell kann der Coach gegen Kaiserslautern aus dem Vollen schöpfen. Lediglich der Langzeitverletzte Ryo Miyaichi (Kreuzbandriss) fällt weiterhin aus

Der FC St. Pauli geht als Tabellendritter in den letzten Spieltag der Hinrunde. Der 1. FC Kaiserslautern kletterte dank der sieben Punkte aus den vergangenen drei Spielen auf Platz neun.

Vor heimischem Publikum gewannen die Lauterer allerdings nur zwei von sieben Partien. „Sie werden nun auch zu Hause wieder erfolgreich sein wollen“, meinte Lienen.

Gästekontingent wird voll ausgeschöpft

„In ihren Auswärtsspielen haben sie gute Erfahrung damit gemacht, hinten kompakt zu stehen und schnell zu kontern. Wir müssen damit rechnen, dass sie auch im Heimspiel so spielen werden“.

Knapp 2000 Fans werden die Kiezkicker nach Kaiserslautern begleiten. St. Pauli sprach sich gegen eine Reduzierung des Gästekontingents aus, die bei der Innenministerkonferenz diskutiert wurde.

Pressesprecher Christoph Pieper erklärte: „Das würde nicht mehr Sicherheit bringen. Im Gegenteil. Viele Gästefans würden sich dann Tickets in den Heimbereichen besorgen“.

Gegen Lautern immer nur hop oder top

Die Gesamtbilanz gegen Lautern spricht übrigens eine deutliche Sprache: In 32 Duellen zog St. Pauli 21 Mal den Kürzeren, in lediglich sechs Spielen gingen die Hamburger als Sieger vom Platz.

Hoffnung macht aber die Bilanz der Zweitliga-Partien: Im Unterhaus feierten die Kiezkicker bei acht Niederlagen immerhin vier Siege gegen die Pfälzer, davon zwei auswärts (in der ersten Liga gab es keinen einzigen Auswärtssieg).

Ein Ergebnis scheint für den Sonntag nahezu ausgeschlossen: Unentschieden spielten St. Pauli und der FCK in der zweiten Liga noch nie.