Hamburg. Nach zwei Niederlagen in Folge setzen St. Paulis Trainer und auch Sportchef Meggle auf den Lerneffekt.

Am Tag nach der höchsten Saisonniederlage blieben beim FC St. Pauli die Fußbälle unter Verschluss, auch der Rasen der Trainingsplätze an der Kollaustraße wurde nicht betreten. Stattdessen liefen Stammspieler und Reservisten gemeinsam durch das Niendorfer Gehege. Nach einem freien Dienstag werden sich die Zweitligaprofis von Mittwochmorgen an wieder ihrem Kerngeschäft widmen.

Dabei gilt es dann, einiges aufzuarbeiten, Fehler auszumerzen und Stärken wieder in den Fokus zu rücken. Das 0:4 am Sonntag im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg hatte Defizite im Spiel des FC St. Pauli gnadenlos aufgedeckt und zudem Erinnerungen wach werden lassen an die desaströse Hinrunde der vergangenen Saison, als gleich etliche Heimspiele in Folge auf ähnliche Art und Weise verloren gegangen waren. Ein ordentlicher Beginn, ein erstes Gegentor nach einer guten Viertelstunde mit dem ersten guten Angriff des Gegners und das zweite Gegentor noch in der ersten Halbzeit – so war es vor gut einem Jahr auch gegen Karlsruhe (0:4) und Heidenheim (0:3) gewesen.

Doch noch gibt es einen gewaltigen Unterschied. St. Pauli steckte damals in einer Dauerkrise, die ihren Anfang schon in der Schlussphase der Saison davor genommen hatte. Jetzt sind die beiden Niederlagen in Folge – 0:2 bei 1860 München und eben das 0:4 gegen Nürnberg – zunächst nur eine Minikrise. Statt in höchster Abstiegsgefahr wioe damals ist das Team von Cheftrainer Ewald Lienen immer noch Tabellendritter.

Einzelkritik: Sobiech und Ziereis ungewohnt fahrig

Ob sich dieses kurzzeitige Leistungsloch zu einem Abwärtstrend ausweitet, werden die letzten drei Spiele des Kalenderjahres zeigen. „Wir werden in diesen Partien alles raushauen“, verspricht schon mal Allrounder Jan-Philipp Kalla. „Auch wenn wir jetzt noch Dritter sind, denken wir nicht, dass nichts passiert ist. Wir sehen ja auch, dass es hinter uns sehr eng geworden ist“, sagt der erfahrene Akteur weiter.

Tatsächlich könnte der FC St. Pauli, der seit dem zweiten Spieltag der Spitzengruppe der Zweiten Liga angehört, im ungünstigsten Fall bis zur Winterpause noch ins Mittelfeld abrutschen und damit vieles von dem zunichte machen, was sich das Team mit starken Leistungen aufgebaut hat. „Wir müssen jetzt die richtigen Lehren aus den beiden Niederlagen ziehen“, sagt Sportchef Thomas Meggle.

Ähnlich sieht es Cheftrainer Lienen. „In der Defensivarbeit habe alle Luft nach oben“, sagte er nach dem 0:4 gegen Nürnberg. Derzeit ist die Konsequenz, mit der seine Spieler in der Schlussphase der vergangenen Saison und der Anfangsphase der aktuellen Spielzeit die gegnerischen Angriffsbemühungen unterbunden haben, abhanden gekommen. Die Absicht, mehr auf eigenen Ballbesitz und attraktiven Kombinationsfußball zu setzen, hat ein wenig zu viel Übergewicht gewonnen. „Wir müssen uns klar machen, dass die stabile Defensive unsere Basis für alles andere ist“, predigt Lienen immer wieder.

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Doch mittlerweile haben auch die Gegner erkannt, dass sie selbst mit einer eher abwartenden Grundhaltung aussichtsreicher gegen St. Pauli spielen können, als wenn sie selbst die Offensive suchen. „Wir sind den Nürnbergern in die Falle getappt“, hatte der als Kapitän fungierende Innenverteidiger Lasse Sobiech schon unmittelbar nach dem Spiel erkannt. Die ersten drei Gegentreffer fielen nach eigenen Ballverlusten und daraus resultierenden Kontern des FCN. Zuvor war St. Pauli gegenüber gegnerischen Kontern völlig unanfällig gewesen. „Die Gegner haben gesehen, was uns stark gemacht hat und stellen sich darauf ein, um uns die Tour zu vermasseln“, hat Kalla erkannt. So gesehen könnte das am Sonntag anstehende Auswärtsspiel beim 1. FC Kaiserslautern, der gerade 4:2 in Fürth gewonnen hatte, den St. Paulianern entgegenkommen. Auf dem heimischen Betzenberg dürfte der FCK kaum auf eine Defensivtaktik setzen.