Frankfurt/Main. Zweitligist verzichtet nun doch auf einen Vorstoß zur Neuverteilung der Fernseheinnahmen. Geschäftsführer Rettig erklärt auch, warum.

Am Ende war es vordergründig doch nur Sturm im Wasserglas. Zu Beginn der Mitgliederversammlung der in der Deutschen Fußball Liga (DFL) organisierten 36 Erst- und Zweitligisten im Marriott Hotel in Frankfurt am Main zog der FC St. Pauli am Mittwochmittag seinen zuvor viel diskutierten Antrag auf eine modifizierte Rangfolge zur Verteilung der Fernsehgelder zurück. „Nach Gesprächen am Dienstagabend haben wir festgestellt, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war“, sagte St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig. „Um Ruhe hereinzubringen, haben wir uns entschieden, den Antrag zurückzuziehen.“

„Motivation und Ziel unseres Antrages war es ausschließlich, die 50+1-Regel als hohes Gut zu stärken. Leider mussten wir erfahren, dass wir in eine Verteilungsdebatte gezogen wurden, um die es uns überhaupt nicht ging“, sagte nach der Sitzung St. Paulis Präsident Oke Göttlich dem Hamburger Abendblatt. Konkret hatte St. Pauli vorgeschlagen, dass künftig nicht nur der sportliche Erfolg der vergangenen fünf Jahre die Rangfolge der Clubs für die Verteilung der bisher insgesamt 850 Millionen Euro an TV-Geldern entscheiden sollte, sondern auch, ob die Vereine die allgemein gültige 50+1-Regel beachten. Diese besagt, dass der Mutterverein die Mehrheit an den Profi-Clubs oder deren Kapitalgesellschaften behält.

Per Ausnahmeregel müssen sich derzeit Bayer Leverkusen, der VfL Wolfsburg, die TSG Hoffenheim und von 2017 an auch Hannover 96 nicht daran halten. Diese hatten gegen den Antrag opponiert, durch den sie finanziell schlechter gestellt worden wären.

Göttlich: "Wichtige Debatte angestoßen"

Als Niederlage oder Misserfolg wollte Göttlich die DFL-Tagung aus Sicht seines Vereins trotz des Antragsverzichts nicht werten. „Wir haben eine wichtige Debatte darüber angestoßen, ob und wie die gesamte Liga künftig die 50+1-Regel handhaben will“, sagte er. „Wir wollten nicht auf ,Teufel komm raus‘ auf unseren Antrag pochen.“ Andererseits sei es erst durch den Vorstoß überhaupt möglich geworden, dass intensiv über das Thema 50+1 gesprochen worden sei. „Wir haben viel Zuspruch dafür erhalten“, sagte Göttlich.

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert hatte auf der Sitzung die Clubs aufgefordert, Geschlossenheit zu zeigen. Diese sei für den Abschluss eines neuen TV-Vertrages dringend geboten. Zudem beschloss die DFL, dass die Proficlubs von Mitte 2017 an die Trikotärmel eigenständig vermarkten dürfen. Dann endet die Partnerschaft mit dem Logistikunternehmen Hermes.

DFL-Spitze beharrt auf Zentralvermarktung

Die Führung der DFL betonte außerdem, keinen Millimeter von der Zentralvermarktung der Medienrechte abrücken zu wollen und forderte die Profivereine zur Geschlossenheit auf. „Wir haben unsere Einschätzung mitgeteilt, dass die Liga bei dem Thema ein einheitliches Bild abgeben soll. Unsere Partner erwarten Sicherheit und Verlässlichkeit“, sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert.

Er ermahnte alle Beteiligten, die Diskussion über einen Verteilerschlüssel erst zu führen, „wenn bekannt ist, wie hoch die nationalen und internationalen Erlöse des neuen TV-Vertrages sind“. Im Vorfeld des Treffens hatte Rummenigge mit einigen Äußerungen für Wirbel gesorgt. Er forderte künftig jährliche Einnahmen in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro aus dem TV-Vertrag und eine Veränderung der Verteilermechanismen.

„Es ist uns bisher immer gelungen, einen Verteilerschlüssel zu finden, der den unterschiedlichen Interessen gerecht wird“, konterte Seifert. Und Ligapräsident Reinhard Rauball ergänzte: „Wir haben empfohlen, dass sich alle Beteiligten diszipliniert äußern.“