Hamburg. Hamburger Zweitligist debattiert über Olympia und umstrittenen Ausrüster. Gegen “Under Armour“ laufen vor allem die Fans Sturm.

Die offizielle Tagesordnung verspricht eher Langeweile, doch die Mitgliederversammlung des FC St. Pauli am Sonntag birgt dennoch Brisanz. Grund ist ein neuer Ausrüstervertrag, der dem Fußball-Zweitligisten neben erklecklichen Mehreinnahmen auch erheblichen Ärger in den eigenen Reihen einbringen könnte. Die US-Firma Under Armour („Unter der Rüstung“) hat einen fragwürdigen Ruf, weil sie Millionen mit militärischer Funktionswäsche und Jagdkleidung verdient. Zudem soll sie der US-Waffenlobby nahestehen und wirbt mit martialischen Motiven. Wie passt das alles zu dem linksalternativ angehauchten und auf Basisdemokratie setzenden Kiezclub, der wie kein zweiter in Deutschland für Toleranz und Gewaltfreiheit steht?

"Wir sind uns bewusst, dass uns die Entscheidung für Under Armour uns auch Kritik einbringt", sagte Sportchef Thomas Meggle dem Abendblatt. "Für uns aber waren die Punkte, die für diese Partnerschaft sprechen, zahlreicher und bedeutender als die Punkte, die dagegen sprachen."

Stanislawski wundert sich über Ausrüster

Der im Vorjahr gewählte Vereinschef Oke Göttlich, der stets die Werte des Clubs hervorhebt, wird sich den Mitgliedern und Fans erklären müssen, glaubt nicht nur der langjährige St.-Pauli-Profi und -Trainer Holger Stanislawski. Die Kooperation mit dem Unternehmen aus Baltimore hält er für „sehr verwunderlich“, wenn man die Club-Werte vertrete. „Dass St. Pauli mit einem Ausrüster zusammenarbeitet, der mit Waffen wirbt, dafür wären wir früher vom Hof gejagt worden“, sagte er der „Bild“-Zeitung.

Eine Jahresgage in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro soll das auf den europäischen Markt drängende US-Unternehmen angeblich zahlen, der bisherige Ausrüster soll etwa nur ein Drittel davon berappt haben. Hinzu kommt, dass sich die umstrittene Firma im Jugend- und Nachwuchsbereich engagiert, aktiv an sozialen Projekten beteiligt und diese auch finanziell unterstützt, heißt es.

Die Liebe, Dinge anders zu sehen

„Wir freuen uns, dass Under Armour nicht nur unser neuer Ausrüster ist, sondern wir die Partnerschaft auf die Bereiche soziales und stadtteilbezogenes Engagement und Athletiktraining ausweiten“, sagte Göttlich nach Vertragsabschluss im Sommer. Beide Seiten stünden für Leidenschaft, Innovation und Offenheit für unkonventionelle Denkweisen. „Under Armour liebt es, die Dinge anders zu sehen als die Konkurrenten. Eine Einstellung, die dem FC St. Pauli sehr nahe kommt.“

Darüber hinaus gibt es reichlich Diskussionsstoff, wenn es um die Anträge zum Thema Olympia geht. Einige Antragsteller wollen erreichen, dass sich der etwas andere Verein gegen die Hamburger Bewerbung für die Sommerspiele 2024 positioniert.