Hamburg. Durch den Wegfall von fünf Großverdienern erhält Sportchef Meggle finanziellen Spielraum. Ein erhoffter Transfer hat sich zerschlagen.
In genau einer Woche müssen die Fußballprofis des FC St. Pauli wieder zum Dienst antreten. Am 22. Juni um 10 Uhr erwartet Cheftrainer Ewald Lienen nach vier Wochen Urlaub die Akteure, um sie auf die neue, am 24. Juli beginnende Zweitligasaison vorzubereiten.
Ob Lienen dabei auch in ein neues Gesicht schauen wird, ist nach derzeitigem Stand ungewiss. Während St. Paulis Ligakonkurrenten in den vergangenen Tagen und Wochen schon eifrig Neuzugänge unter Vertrag nahmen, beschränkten sich St. Paulis Transferaktivitäten bislang ausschließlich in die andere Richtung. Schon acht Spieler, die in der abgelaufenen Saison zum insgesamt 33 Mann starken Kader gehörten, stehen als Abgänge fest. Nach Philipp Tschauner (Hannover 96), Dennis Daube (Union Berlin), Florian Kringe (Karriereende), Sebastian Schachten (FC Luzern), Julian Koch (Fortuna Düsseldorf), Michael Görlitz (Arminia Bielefeld) und Abwehrtalent Tjorben Uphoff (Schalke 04 II) steht seit Sonntag auch definitiv fest, dass Tom Trybull, 22, zum Ligakonkurrenten SpVgg Greuther Fürth wechselt.
„Das letzte Jahr lief für mich nicht wunschgemäß. In Fürth möchte ich nun einen Neuanfang starten und mich hier durchsetzen“, sagte Trybull nach seinem Wechsel. Beim FC St. Pauli hatte sich der frühere Profi von Werder Bremen nach gutem Beginn Anfang 2014 nacheinander bei den Trainern Roland Vrabec, Thomas Meggle und Ewald Lienen ins Abseits manövriert. Selbst als etliche Spieler verletzt ausfielen, wurde er meistens nicht einmal für den 18-Mann-Spielkader berücksichtigt und stattdessen in der Regionalligamannschaft eingesetzt.
Azzouzi will Verhoek und Nöthe nicht mehr
Schon in der vergangenen Winterpause war Trybull nahegelegt worden, nach einem neuen Arbeitgeber Ausschau zu halten. Angesichts eines durchaus gut dotierten Vertrags bis Juni 2017 sah er dafür allerdings noch keine Notwendigkeit. Jetzt kam ihm der FC St. Pauli damit entgegen, dass er ihn ablösefrei ziehen lässt. Im Januar 2014 hatte der Kiezclub noch 100.000 Euro Ablöse an Werder Bremen überwiesen. Trybulls Marktwert fiel laut „transfermarkt.de“ von 1,75 Millionen Euro im Sommer 2012 auf 600.000 Euro. Doch selbst dies ist, wie der ablösefreie Wechsel beweist, nur noch ein theoretischer Wert für Trybull, der für Werder Bremen schon 21-mal in der Bundesliga gespielt hatte.
Einem Vereinswechsel würde St. Paulis sportliche Führung auch bei den Stürmern John Verhoek und Christopher Nöthe zustimmen. Beide haben noch einen Vertrag bis Sommer 2016, beide aber haben in den bisher zwei Jahren am Millerntor die Erwartungen nicht erfüllt. Selbst Rachid Azzouzi, der das Duo ans Millerntor geholt und auch noch nach seiner Beurlaubung im vergangenen Dezember für potenzielle Leistungsträger gehalten hatte, hat jetzt als neuer Sportchef von Fortuna Düsseldorf offenbar kein Interesse an ihnen, obwohl er aktuell selbst auf Stürmersuche ist.
Personalie Sobiech hat Priorität
Mit den bisher acht abgegebenen Spielern, von denen fünf ein überdurchschnittliches Gehalt bezogen haben, hat sich St. Paulis Sportchef Thomas Meggle immerhin einen gewissen finanziellen Spielraum verschafft, um noch in dieser Woche Spieler zu verpflichten. „Es wäre schön, wenn der Kader schon zum Trainingsstart vollständig wäre“, hatte Trainer Lienen vor dem Urlaub gesagt, dabei auch gewusst, dass dieser Wunsch angesichts des frühen Trainingsbeginns und eines bis Ende August geöffneten Transferfensters schwer zu realisieren ist.
Priorität besitzt momentan der Plan, den bisher vom HSV ausgeliehenen Innenverteidiger Lasse Sobiech fest zu verpflichten. Hier dürfte sowohl bei der fälligen Ablösesumme als auch beim Jahresgehalt ein mittlerer sechsstelliger Betrag fällig werden – ein Kraftakt für St. Pauli, der aber sich sportlich zu lohnen verspricht. Zerschlagen hat sich die Verpflichtung des Schweizer Mittelfeldspielers Alain Wiss, 25, vom FC Luzern. Er wechselt ablösefrei zum FC St. Gallen.