Berlin. Torwart Robin Himmelmann verusachte unglücklich einen Querschläger, der zum 0:1 in Berlin führte. Ein schwerer Rückschlag im Abstiegskampf.

Als das Spiel beendet war, eilten die Akteure des FC St. Pauli sofort zu Robin Himmelmann. Wie schon in der Vorwoche mussten sie einen ihrer Kollegen trösten. Sekunden zuvor war dem bis dahin tadellosen Torhüter ein Missgeschick unterlaufen, das St. Pauli am Ende erneut um den verdienten Lohn brachte. Ein Platzfehler hatte dazu geführt, dass Himmelmanns Querschläger in der Schlussminute das Spiel entschied. Während die gesamte Mannschaft sich sofort nach dem Schlusspfiff einschwor, ließen sich die Unioner für einen 1:0-Sieg feiern, für den sie selbst nichts konnten.

„Unverdienter kann man ein Spiel nicht gewinnen. Wenn Torschütze Polter fair gewesen wäre, hätte er den Ball daneben geschossen“, sagte nach dem Spiel St. Paulis Trainer Ewald Lienen – wohl nicht ganz ernst meinend. „Wir machen Robin keinen Vorwurf. Da kommt ein Maulwurf raus und lässt den Ball hüpfen. Ich weiß nicht, wer etwas gegen uns hat“, haderte St. Paulis Kapitän Sören Gonther.

Emotional aufgeladen war die Partie zwischen dem Tabellen-13. Union und dem Vorletzten St. Pauli schon vor dem Spiel. Für Union ging es nach der 0:5-Niederlage in Darmstadt zum einen um Wiedergutmachung vor den eigenen Fans, zum anderen haben auch die Berliner die Abstiegsränge noch immer in Sichtweite. Für St. Pauli war ein Auswärtssieg nach dem unnötigen 1:1 gegen den FSV Frankfurt fast Pflicht.

Lienen, der sich vor dem Spiel noch minutenlang mit seinem Gegenüber Norbert Düwel unterhalten hatte, ließ zum dritten Mal in Folge dieselbe Elf beginnen. Sebastian Maier, der gegen Frankfurt entscheidend gepatzt hatte und hinterher untröstlich war, erhielt erneut das Vertrauen.

Nervös startete vor der lautstarken Kulisse St. Paulis Hintermannschaft. Es waren gerade 50 Sekunden gespielt, als Kapitän Sören Gonther und Torhüter Robin Himmelmann sich nicht einig waren. Das fatale Missverständnis nutzte Unions Steven Skrzybski beinahe zur frühen Führung.

Auf der Gegenseite war es dann aber wieder Maier, der die ersten 20 Minuten prägen sollte. Zunächst hatte der Mittelfeldspieler nach einer starken Kombination über Marc Rzatkowski und Christopher Nöthe das 1:0 auf dem Fuß, doch er vertändelte den Ball, anstatt aus 16 Metern den Abschluss zu suchen (9.). Zehn Minuten später machte es Maier nach einem Konter über Julian Koch besser, verfehlte das Ziel aber doch deutlich.

Dass an diesem Abend die beiden Mannschaften mit den meisten Gegentoren aufeinandertrafen, war ansonsten in der ersten Halbzeit kaum zu erkennen. St. Pauli kontrollierte wie auch in den vergangenen Wochen das Spiel. Union war nur zweimal gefährlich: Einen Kopfball von Kapitän Damir Kreilach klärte Rzatkowski auf der Linie (29.), kurz vor der Pause stoppte Marcel Halstenberg den auf Tor stürmenden Christopher Quiring im Strafraum mit einem gleichsam riskanten wie fairen Tackling.

Der zweite Durchgang begann ähnlich nervös wie der erste. Union investierte nun mehr in den Spielaufbau, kam gegen die kompakten Hamburger aber nur selten gefährlich vor das Tor. St. Pauli zog sich zunehmend zurück und versuchte es über Konter. Gute Ansätze machte sich die Lienen-Elf durch schlampige Pässe im letzten Drittel aber immer wieder selbst zunichte. Auch weil die Kraft nach der intensiven ersten Halbzeit nachließ. Trainer Lienen reagierte und brachte mit John Verhoek für Nöthe und Armando Cooper für Koch frisches Personal (67.).

Es begann die stärkste Phase der Hamburger. Zwei Minuten nach dem Doppelwechsel schoss St. Pauli im zweiten Durchgang das erste Mal auf das Tor: Maiers Freistoß aus 17 Metern landete am Außennetz. Nur eine Szene später folgte der beste Angriff. Halstenberg flankte, Maier legte ab für Dennis Daube, der von der Strafraumkante nur ganz knapp links vorbeizielte.

Lienen merkte, dass hier mehr drin war als ein torloses Unentschieden und brachte in Ante Budimir einen weiteren Stürmer für die letzten zehn Minuten. Der Kroate hatte auch gleich eine gute Aktion, als er Rzatkowski links steil schickte. Doch auch diese Kontermöglichkeit endete symbolisch für St. Paulis Spiel in diesem Jahr. Am zweiten Pfosten war der mit nach vorne gerückte Rechtsverteidiger Jan-Philipp Kalla frei, doch die Flanke kam nicht an.

Und so schrieb die Geschichte am Ende erneut ein ganz schwarzes Kapitel für St. Pauli. Der in der zweiten Halbzeit fast beschäftigungslose Himmelmann legte sich den Ball nach einem Rückpass vor, doch ein Platzfehler machte seinen Abschlag zu einem Querschläger. Sebastian Polter nahm das Geschenk dankend an und schob den Ball in das leere Tor (90.). Der Rest war braun-weiße Fassungslosigkeit.

Union Berlin siegt gegen FC St. Pauli

Armando Cooper (r.) im Duell mit Eroll Zejnullahu
Armando Cooper (r.) im Duell mit Eroll Zejnullahu © Bongarts/Getty Images | Matthias Kern
Dennis Daube (l.) und Damir Kreilach behaken sich
Dennis Daube (l.) und Damir Kreilach behaken sich © Bongarts/Getty Images | Matthias Kern
Soören Gonther (r.) wird von Sebastian Polter attackiert
Soören Gonther (r.) wird von Sebastian Polter attackiert © Bongarts/Getty Images | Matthias Kern
Armando Cooper (l.) und Michael Parensen im Luftkampf
Armando Cooper (l.) und Michael Parensen im Luftkampf © Bongarts/Getty Images | Matthias Kern
Sebastian Polter vom 1. FC Union Berlin lauscht den Jubel der Fans über sein Tor zum 1:0
Sebastian Polter vom 1. FC Union Berlin lauscht den Jubel der Fans über sein Tor zum 1:0 © dpa | Oliver Mehlis
Ewald Lienen ist frustriert
Ewald Lienen ist frustriert © Bongarts/Getty Images | Matthias Kern
John Verhoeks Einwechslung brachte nichts mehr ein
John Verhoeks Einwechslung brachte nichts mehr ein © WITTERS | FrankPeters
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