Ex-Profi des FC St. Pauli hatte sich via “Spiegel“ zum Wettskandal um René Schnitzler geäußert. Darin fühlte er sich missverstanden.

Hamburg. Nach dem Betrugs-Geständnis von Ex-St.-Pauli-Stürmer René Schnitzler sah sich der Verein am Wochenende schweren Anschuldigungen gegenüber. Schnitzlers früherer Mitspieler Andreas Biermann wurde in einem "Spiegel"-Interview zitiert: "Es wurden regelmäßig Spieler auf offizielle Sponsorentermine zum Pokern geschickt. Auch ich und Schnitzler. Da kann der Verein sich nicht aus der Verantwortung herausziehen und behaupten, man habe nichts gewusst." Hintergrund waren die Enthüllungen über Stürmer Schnitzler, der mehr als 100.000 Euro von der Wettmafia erhalten haben soll, ohne jedoch Spiele zu manipulieren. Der spielsüchtige Schnitzler ist hochverschuldet und erhielt nach eigenen Aussagen sogar Morddrohungen.

Am Montag äußerte sich Ex-Kollege Biermann nun auf der Internetseite des FC St. Pauli und zeigt sich "entsetzt und verärgert" über die entstandene Diskussion, wieviel Verantwortung der Verein für die Freizeitaktivitäten seiner Spieler übernehmen muss.

Die Erklärung Andreas Biermanns im Wortlaut:

Hiermit möchte ich, Andreas Biermann, zu den aktuellen Medienberichten Stellung nehmen. Ich habe für Spiegel-online ein Interview gegeben, mit dem Hintergrund Werbung für mein Anfang März erscheinendes Buch zu machen. Dabei wurde ich - aufgrund der aktuellen Geschehnisse um René Schnitzler - auch mit Fragen zum Thema Spielsucht konfrontiert.

Über die medialen Interpretationen, wonach ich dem FC St.Pauli "Vorwürfe" machen bzw. in die "Mitverantwortung" rücken würde, bin ich entsetzt und verärgert.

Ich habe niemals behauptet oder angedeutet, dass jemand vom FC St. Pauli irgendeine Mitschuld an der Entstehung der Spielsucht von Schnitzler trägt – bzw. an meiner Krankheit, der Depression. Kein Mitarbeiter des FC St. Pauli konnte von beiden Krankheiten etwas wissen. Und so habe ich niemandem etwas vorzuwerfen.

Was ich lediglich eingeräumt habe, ist, dass das Pokerspiel durchaus ein ständiges Freizeitthema für viele unserer Spieler war. In welchem Rahmen freilich einige Spieler in ihrer Freizeit spielen, kann ein Verein nicht kontrollieren.

Dass der FC St.Pauli die Termine bei den Sponsoren aus dieser Branche bewußt von jenen Spielern wahrnehmen ließ, die sich ein wenig auskennen in diesem Aktionsfeld, habe ich zwar bestätigt, doch ich habe niemals den Schluß daraus gezogen, dass solcherlei Aktivitäten etwas mit unverantwortlichem Handeln oder gar einer Förderung von Spielsucht zu tun haben könnten. Dass René Schnitzler in seiner Sucht irgendwann gar ins kriminelle Milieu abgerutscht ist, konnte niemand ahnen.

Ich möchte mich beim FC St.Pauli aufrichtig für die entstandenen Irritationen entschuldigen und bitte darum, meine Klarstellungen nachträglich als Tatsachen zu berücksichtigen.

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Biermann