Mit dem 0:3 beim FC Schalke kassiert der FC St. Pauli die dritte Niederlage in Folge. Naki vergibt in der ersten Halbzeit die große Chance zum Ausgleich.

Gelsenkirchen. Die aufgewühlte Stimmung in der Veltins-Arena prallte an den Spielern in braun ab wie in den Wochen zuvor die Kritik am Souverän in Königsblau, Schalkes Trainer Felix Magath. Während der Gegner einen ohne großen Aufwand erzielten 3:0-Sieg frenetisch feierte, leckten die Profis des FC St. Pauli nach dem Abpfiff ihre Wunden, starrten in das imposante Rund und wanderten in die Kabine. Mit den Niederlagen beim VfB Stuttgart (0:2) und gegen Eintracht Frankfurt (1:3) im Gepäck angereist, kassierte der Aufsteiger beim FC Schalke 04 die dritte Pleite in Serie. Langsam wird es ungemütlich.

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Eine Stimmungslage, die eigentlich den Schalkern prognostiziert worden war, doch die Erlösung, nach dem Fehlstart nun endlich den herbeigesehnten deutlichen Sieg geschafft zu haben, sorgte zumindest vorerst für Versöhnung und gute Laune. St. Pauli nutzte seine beiden Chancen durch Deniz Naki nicht, die Magath-Elf dagegen in jeder Halbzeit gleich die erste. „Dennis hätte den Ausgleich machen können. Das ist sehr schade“, meinte Torwart Thomas Kessler.

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So gab die individuelle Klasse den Ausschlag. Raul, Huntelaar und noch einmal Raul sorgten für Zählbares, während St. Pauli beim zweiten Gegentor erneut einen Treffer nach einer Standardsituation hinzunehmen hatte. So einfach ist das manchmal. Glück und Unglück liegen in der Bundesliga eng beieinander.

Dass die Emotionen bei den Schalkern ultimativ auf der Kippe standen, bekamen vor dem Anpfiff noch einmal alle 61673 Zuschauer in der ausverkauften Veltins-Arena vor Augen geführt. „Aufwachen Schalker! Nen Arsch voll Schulden, Platz 17 und unsere Werte werden mit Füßen getreten!“, war auf großen blauen Lettern in Oberrang der Nordkurve zu lesen.

Eine Etage tiefer wurde der Adressat der Kritik dann auch namentlich genannt: „Magath: 15 Abgänge, 14 Neueinkäufe, 0 Chance! Merkste was?“

Und so war zu erahnen, dass einer der 15 Vermissten eine Huldigung erfahren würde, die es in der Form und Lautstärke nur selten zu sehen und zu hören gibt. Der von Felix Magath verstoßene Publikumsliebling Gerald Asamoah, im Sommer für zwei Jahre zu St. Pauli gewechselt, begab sich eine Viertelstunde vor dem Anpfiff mit seinen Kindern auf eine Ehrenrunde, die zu einem Triumphzug geriet, wie ihn sich selbst St. Paulis Ex-Präsident Corny Littmann für die anstehende Mitgliederversammlung in einer Woche wohl nicht einmal zu träumen wagen würde. Und Asamaoh tat unter dem frenetischen Jubel beider Fanlager unter anderem das, was er für diese besondere Partie ursprünglich ab dem Anpfiff auf dem Platz zu tun gedacht hatte, aufgrund seiner unnötigen gelb-roten Karte gegen Frankfurt aber nicht durfte: Er machte die Welle.

Ohne Asamoah, der von den Schalke-Fans während der Halbzeitpause noch so laut gefeiert wurde, dass er ein TV-Interview immer wieder unterbrechen musste, war Holger Stanislawski gezwungen, seine Formation zu ändern. Statt den Offensivmann Eins-zu-Eins zu ersetzen, tauschte St. Paulis Trainer aber im großen Stil, beließ auch Angreifer Rouwen Hennings auf der Bank und brachte stattdessen Max Kruse und Deniz Naki.

Damit nicht genug: Mit Moritz Volz feierte ein neuer Rechtsverteidiger sein Punktspieldebüt für St. Pauli, und nach 42 Minuten kam mit Dennis Daube für den verletzten Fabian Boll der nächste Bundesliga-Frischling. Debütanten-Ball in der geschlossenen Arena, der für St. Pauli letztlich zum unrhythmischen Tango wurde. Die dritte Niederlage in Folge bringt Melancholie und könnte angesichts der kommenden Aufgaben für einen stürmischen Herbst sorgen. Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg und Werder Bremen heißen die kommenden Gegner, St. Pauli steckt trotz des furiosen Starts im Tabellenkeller. Wie auch noch der FC Schalke 04, der gestern aber die so lange herbeigesehnte Wende herbeigeführt haben könnte.

Als Schiedsrichter Jochen Drees die Partie nach 91 Minuten abpfiff, tanzten jedenfalls nur die Schalker Fans geschlossen auf ihrem königsblauen Debütantenball. Es war der erste Sieg vor eigenem Publikum in dieser Saison. Heimstärke, die nun auch der FC St. Pauli nachweisen muss. Leverkusen und Wolfsburg reisen jeweils nach Hamburg.

Ansonsten steht das Motto bis zur Winterpause fest: Abstiegskampf. „Ohne Asa habt ihr keine Chance“, gaben die zufriedenen Fans den Hamburgern noch mit auf den Weg. In einer Woche ist der Nationalspieler wieder spielberechtigt. Ein schwacher Trost.