Entgegen allen Trends träumt der FC St. Pauli weiter vom Aufstieg und vertraut dabei heute auf Dresdener Schützenhilfe gegen Düsseldorf.
Hamburg. Als André Schubert seine sportliche Analyse abgeschlossen hatte, wandte er sich noch einmal an den zwei Stühle neben ihm sitzenden Trainer der SpVgg Greuther Fürth: "So wie ich den Mike kenne, wird Fürth nicht nachlassen", sprach St. Paulis Chefcoach, "ich gehe davon aus, dass sie auch in den kommenden Wochen weiter Gas geben", grinste in Richtung seines Kollegen und erntete unter den Zuhörern der Pressekonferenz nach dem 1:2 in Franken tatsächlich ein paar Lacher, während Büskens keine Miene verzog: "Wir sind nach diesem Sieg wahnsinnig glücklich", sagte der vor 44 Jahren in Düsseldorf geborene Trainer mit ernstem Blick, "aber wir werden nicht nachlassen."
+++ Rostocker Fanszene demonstriert auf St. Pauli +++
Es sind Typen wie Büskens, auf denen nach nur einem Sieg aus den vergangenen sechs Partien und dem Abrutschen auf Rang fünf die letzten Aufstiegshoffnungen der Hamburger ruhen. Wenige Tage zuvor hatte Union Berlins Trainer Uwe Neuhaus seine Sympathien im Aufstiegsrennen verteilt und St. Paulis Verantwortlichen die nötige Unterstützung aus Köpenick zugesagt. Der SC Paderborn, einer der zwei Konkurrenten im Kampf um den zur Teilnahme an der Relegation berechtigenden dritten Tabellenplatz, kann mit einem Heimsieg am letzten Spieltag noch aus eigener Kraft abgefangen werden. Im Fernduell mit Düsseldorf aber benötigen die Hamburger fremde Schützenhilfe aus Fürth und Berlin, möglicherweise auch noch vom MSV Duisburg. Bereits heute (20.15 Uhr/Sport1) könnte die Fortuna mit einem Sieg in Dresden den Vorsprung auf vier Punkte und mindestens zwölf Tore ausbauen. Drei Spieltage vor dem Saisonende wohl zu viel für St. Pauli.
Somit vereinen sich alle Hoffnungen vorerst auf Dresden, Dynamo als letzter Antrieb für den Zweckoptimismus, welchen die Spieler in den Katakomben der Trolli-Arena beim Herunterbeten ihrer Glaubensbekenntnisse dokumentierten. Den Düsseldorfern stünde nun ein sehr schwieriges Auswärtsspiel bevor, das es erst mal abzuwarten gelte, zumal sich der Herbstmeister in den vergangenen Wochen alles andere als stabil präsentiert habe. Und so werden sie heute zwar nicht als Mannschaft im Kollektiv versammelt, aber sicher in einigen kleinen Grüppchen verabredet, die Partie in Dresden verfolgen. "Das Ding ist noch nicht durch. Düsseldorf muss seine Partien auch erst mal gewinnen. Wir holen die restlichen Punkte, und dann schauen wir mal, was da noch möglich ist", präsentiert Marius Ebbers die Rechnung mit vielen Unbekannten. "Ich glaube, dass die Entscheidung um Platz drei erst am letzten Spieltag fallen wird", orakelt Torwart Philipp Tschauner. Idealerweise mit dem FC St. Pauli als potenziellem Aufstiegskandidaten statt Aufstiegsmacher im abschließenden Duell gegen Paderborn.
+++ Lakritzschnecke Bartels fand kein Ende im Fürther Trolli-Stadion +++
+++ Der FC St. Pauli in der Einzelkritik +++
Doch dafür bedarf es eben der Hilfe anderer wie Neuhaus und Büskens, aber auch ehemaliger St. Paulianer wie Dresdens Filip Trojan oder Fürths Gerald Asamoah. Der 33-Jährige indes hatte am Freitag nicht nur mit seinem vorentscheidenden Kopfballtreffer zum 2:0 bewiesen, dass sich die Sympathien für seinen Ex-Klub allenfalls auf ein Normalmaß beschränken. "Mir tut es wirklich leid für alle St.-Pauli-Fans, aber es ist damals eben nicht alles so optimal gelaufen", sagte Asamoah weit nach Spielende und erinnerte sich zurück an sein Jahr am Millerntor, an dessen Ende 2011 der Bundesliga-Abstieg gestanden hatte: "Für mich ist es ein Armutszeugnis, dass Asa allein an allem schuld gewesen sein soll. Ich wurde am Ende nicht mehr fair behandelt, musste vor unserem letzten Spiel in Mainz zur Pressekonferenz, obwohl alle Journalisten bereits zwei Tage vorher vom Trainer erfahren hatten, dass ich gar nicht spielen würde. Alle wussten das. Das war alles inszeniert."
Letztlich Nebengeräusche an einem Abend, an dem die Enttäuschung auch aufgrund der zu deutlichen Kräfteverhältnisse schnell wich. Die Chancen auf den Aufstieg sind deutlich gesunken, die Hoffnungen aber geblieben. "Es bringt ja auch nichts, jetzt aufzugeben", zuckt Flügelspieler Fin Bartels mit den Schultern, "ich hoffe, dass ich in der nächsten Saison in der Bundesliga spiele. Mit dem FC St. Pauli. Dieser Traum lebt weiter!" Zumindest noch bis heute Abend um 22 Uhr.
Das Restprogramm im Kampf um Platz drei: SC Paderborn: Karlsruher SC (A), FSV Frankfurt (H), FC St. Pauli (A).
Fortuna Düsseldorf: Dynamo Dresden (A), Union Berlin (H), Greuther Fürth (A), MSV Duisburg (H). FC St. Pauli: FC Hansa Rostock (H), Dynamo Dresden (A), SC Paderborn (H).