Ebbers gab nach seinem Treffer ein Handspiel zu - erst in der Nachspielzeit erzielte Fin Bartels noch das 2:1 für den FC St. Pauli gegen Union.

Hamburg. Ehrlich währt am längsten: Statt sich wie Diego Maradona für die „Hand Gottes“ feiern zu lassen, hat Marius Ebbers im knallharten Fußball-Geschäft mit bemerkenswerter Aufrichtigkeit für Aufsehen gesorgt und sich zugleich für den Fairplay-Preis empfohlen. „Der Schiri hat mich gefragt, und ich habe ihm gesagt, dass ich den Ball mit dem Kopf und der Hand berührt habe“, schilderte der Stürmer des FC St. Pauli die Szene aus der 80. Minute. Referee Tobias Welz, der schon zur Mitte gezeigt hatte, erkannte den Treffer folgerichtig nicht an. Es blieb beim 1:1 zwischen dem Kiez-Club und Union Berlin - bis Fin Bartels mit dem Schlusspfiff auf reguläre Weise doch noch zum Sieg der Paulianer traf.

„Ich bin natürlich froh, dass Fin noch das Tor schießt und wir am Ende belohnt werden. Sonst hätte es geheißen: Fairness-Preis, aber nicht clever“, stellte Ebbers trefflich fest. Dann hätte St. Pauli wie in den vier vorherigen Partien ohne Sieg erneut Punkte liegen gelassen. Aus der der nun gefeierten ehrlichen Haut Ebbers hätte der Trottel vom Millerntor werden können, der mit seinem Club gar nicht aufsteigen will. „Der Spieler, der die Wahrheit sagt, kommt auch in Teufels Küche“, erklärte St. Paulis Sportchef Helmut Schulte.

Er werde Ebbers „für den Friedensnobelpreis vorschlagen“, merkte er schmunzelnd an. „Und ich halte die Rede“, fügte Mittelfeldakteur Florian Bruns hinzu. „So ist der Fairplay-Gedanke der große Sieger des Tages“, betonte Trainer André Schubert, der jedoch wie Schulte die Meinung vertritt, dass Unparteiische Fußballer „gar nicht erst in solch eine schwierige Situation bringen“ sollten. Ebbers: „Die Regel, dass der Schiedsrichter nachfragen darf, sollte man abschaffen“.

+++ Das Spiel im Liveticker +++

+++ Fin Bartels sorgt für Freudentaumel am Millerntor +++

Die Gäste waren zwar geknickt über den unglücklichen Spielausgang, aber voller Respekt vor Ebbers. „Für uns ist das natürlich brutal ärgerlich, aber manchmal wird Ehrlichkeit belohnt“, stellte Profi Torsten Mattuschka fest. Und Trainer Uwe Neuhaus ergänzte: „Für mich ist er nicht nur Spieler des Spiels, sondern Spieler der Saison. In der Situation so eine Entscheidung zu treffen: A la bonheur.“

Beim Kiezclub spielt „Ebbe“ schon seit Jahren eine führende Rolle - und das dürfte auch so bleiben. Zwar sprach Clubchef Stefan Orth im Überschwang der Gefühle schon von einer Vertragsverlängerung, doch ganz so weit ist es zumindest noch nicht. „Es laufen Gespräche, aber noch ist nichts fix“, betonte Ebbers, der in der Saison 2009/10 mit 20 Toren Garant des bisher letzten St. Pauli-Aufstiegs war. In der laufenden Spielzeit liegt er mit sieben Treffern auf Rang zwei der clubinternen Torjägerliste. Eines mehr hätte er allerdings schon auf dem Konto haben können....

(dpa/abendblatt.de)