Vor dem Spiel bei Tabellenführer Fürth ist der Sportchef des FC St. Pauli zuversichtlich und spricht über die Planungen für die kommende Saison.
Hamburg. Es ist der nächste Anlauf für den Sprung auf den ersehnten Relegationsplatz. Mit einem Sieg heute (18 Uhr/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) bei Greuther Fürth würde der FC St. Pauli (56 Punkte) zumindest für drei Tage am Konkurrenten Fortuna Düsseldorf (57 Punkte, Montag in Dresden), vorbeiziehen. Vor dem Spiel sprach das Abendblatt mit Helmut Schulte, Sportchef des FC St. Pauli.
Abendblatt: Herr Schulte, Tabellenplatz drei könnte am Ende auch die Relegation gegen den HSV bedeuten. Fürchten Sie ein solches Szenario?
Helmut Schulte: Wer genügend Zeit hat, mag sich gern mit solchen Planspielen beschäftigen. Wir konzentrieren uns allein auf den Saisonendspurt. Daher nur grundsätzlich: Ich freue mich auf jedes Spiel gegen den HSV. Das gilt seit 1984, als ich als Co-Trainer St. Pauli auf ein Freundschaftsspiel gegen den HSV vorbereitet habe. Damals hieß der gegnerische Trainer noch Ernst Happel.
In der Hinrunde war St. Pauli noch ein sehr aussichtsreicher Kandidat für den direkten Aufstieg. Was ist in der Rückrunde schiefgelaufen?
Schulte: Es stimmt, wir hatten eine Delle. Ich schreibe sie vor allem unseren Verletzungssorgen zu. Uns sind Leistungsträger wie Lasse Sobiech, Carlos Zambrano oder Marius Ebbers über Monate weg gebrochen. Keiner unserer Konkurrenten hatte ein solches Verletzungspech.
Das erklärt aber nur sehr bedingt die Punktverluste gegen abstiegsbedrohte Mannschaften.
Schulte: Die Niederlagen wie gegen Aue oder gegen Ingolstadt haben in der Tat sehr wehgetan. Es wäre bitter, wenn uns genau diese Zähler fehlen würden. Aber ich bin sehr optimistisch, dass wir im Endspurt als Sieger über die Ziellinie gehen werden.
Ihre Personalplanung deutet indes eher daraufhin, dass Sie weiter mit der Zweiten Liga planen.
Schulte: Wie kommen Sie denn darauf?
Bislang haben Sie mit Sören Gonther und Florian Mohr zwei Verteidiger aus Paderborn für die kommende Saison geholt.
Schulte: Unsere Planungen sind noch lange nicht abgeschlossen. Aber Ihre Skepsis ärgert mich. Gonther und Mohr sind Top-Jungs, die sich bei uns weiter steigern werden - ob in der Zweiten Liga oder in der Bundesliga. Charakterlich einwandfrei, ehrgeizig, zielorientiert. Von denen werden sie nie irgendwelche disziplinarischen Probleme hören. Und beide werden mit uns wachsen, genau wie die Spieler, die einst mit uns den Weg aus der Regionalliga bis in die Bundesliga gegangen sind.
Genau die scheinen nicht mehr hoch im Kurs zu stehen. Mit Carsten Rothenbach erklärte ein weiterer altgedienter Profi seinen Abschied zum Saisonende. Auch Fabio Morena wird wohl gehen.
Schulte: Wir müssen uns nach jeder Saison fragen, welcher Spieler noch die realistische Chance auf einen Stammplatz hat, also für einen Platz im 18er-Kader. Ist dies nicht der Fall, müssen wir abwägen, wie wichtig für uns seine Rolle auch außerhalb des Platzes ist. Aber der FC St. Pauli ist nicht der FC Bayern. Wir können es uns nicht leisten, allein aus sozialen Gründen Verträge zu verlängern. Letztlich sind auch wir Mitglied einer Leistungsgesellschaft. Aber wir gehen jeden Umbruch äußerst behutsam an.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Fürth: Grün - Schröck, Kleine, Mavraj, Schmidtgal - Fürstner, Prib - Sararer, Pektürk - Nöthe, Occean.
St. Pauli: Tschauner - Volz, Morena, Thorandt, Schachten - Funk, Daube - Bartels, Kruse, Naki - Ebbers.