Lausanne. HSV-Profi weint vor Gericht und schildert mit emotionalen Worten, wie er von seinem positiven Dopingtest erfuhr.

Es war ein ergreifender Auftritt von Mario Vuskovic bei seiner Anhörung vor dem Internationalen Sportgerichtshof (Cas). Rund 15 Minuten lang erzählte der HSV-Profi seine persönliche Geschichte, wie er zum Fußballprofi reifte und schließlich eine Welt für ihn zusammenbrach, als er von seinem positiven Epo-Test erfuhr.

Wie aus dem am Mittwochabend veröffentlichten Videomaterial hervorgeht, brach der Kroate dabei mehrfach in Tränen aus und rang um seine Fassung. Dem Tag seiner Dopingkontrolle sei ein „intensives Training“ vorausgegangen, ehe er eine Urinprobe abgeben sollte. Nach fünf Minuten habe Vuskovic eine erste Flasche, die A-Probe, gefüllt, nach weiteren 15 Minuten folgte die B-Probe.

Mario Vuskovic bricht vor Gericht in Tränen aus

„Danach habe ich trainiert und die Spiele gespielt“, schilderte Vuskovic auf Frage seines kroatischen Anwalts Tomislav Kasalo, der den 22-Jährige durch die Anhörung führte. In den folgenden zwei Monaten sei er zwei weitere Male auf Doping kontrolliert worden. „Beide Tests waren negativ“, sagte der Abwehrspieler, ehe er förmlich zusammenbrach.

Rund 50 Sekunden brach Vuskovic in Tränen aus und schlug die Hände vor sein Gesicht. Nach einem Schluck Wasser richtete er sich wieder auf und sagte mit zittriger Stimme: „Es ist okay.“

Wie Vuskovic von seinem Doping-Befund erfuhr

Als der HSV-Profi anschließend seine Erinnerungen an den 11. November 2022 schildern soll, sackte er erneut zusammen. „Ich kam mit meinen Beratern zum HSV-Gelände, wir wollten mit dem Sportdirektor (Jonas Boldt; d. Red.) über die Situation reden. Eigentlich war das etwas Gutes. Ich zeigte gute Leistungen, wir wollten mit dem Sportdirektor vielleicht über einen neuen Vertrag reden", schluchzte Vuskovic, der sich danach für das Mannschaftstraining umzog.

„Fünf Minuten später rief Jonas Boldt an, ich solle sofort zu ihm hochkommen“, erzählte Vuskovic, der von einer Einigung über eine Vertragsverlängerung ausging. Doch mitnichten. „Ich bin hoch und dann sagte mein Berater, dass ich positiv bin.“ Eine Nachricht, die der Fußballprofi nicht wahrhaben wollte.

„Ich hatte noch gescherzt: ,Ich hoffe, es ist nicht wieder Corona.' Aber mein Berater sagte: Du bist positiv auf Doping. Ich sagte: ,Das kann nicht sein.' Ich hatte nie etwas in meinem Leben genommen“, beteuerte Vuskovic. „Er sagte: ,Du bist positiv auf Epo.' Ich sagte: ,Ich weiß nicht einmal, was Epo ist. Ich höre das zum ersten Mal.“

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Vuskovic rief aufgelöste Freundin an

Nach diesen Worten unterbrach Vuskovic seine Schilderungen und weinte erneut für mehrere Sekunden. Schließlich sammelte er sich und berichtete, wie er beim anschließenden HSV-Training mental kaum anwesend war. „Danach wartete die Polizei in der Kabine auf mich. Sie sagten: ,Du musst alleine kommen, die anderen müssen warten draußen.'“

Erneut rang Vuskovic um seine Fassung. „Es war unglaublich. Alle schauten auf mich, als ob ich etwas getan hätte. Aber ich habe nie etwas getan und wusste gar nicht, was gerade passierte. Sie haben mein Telefon genommen und andere Sachen aus der Kabine.“

Der HSV-Profi fuhr fort und berichtete von der parallelen Durchsuchung seiner Wohnung, in der sich seine Freundin aufgehalten hatte. „Unser Teammanager gab mir das Telefon und sagte mir, dass meine Freundin mich brauche. Sie war aufgelöst: ,Da sind drei Fremde mit einem Durchsuchungsbeschluss in unserer Wohnung.'“

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Vuskovic schildert seinen Doping-Albtraum

Als Vuskovic nach Hause zu seiner Familie fahren wollte, sei er von den Polizisten aufgehalten worden. „Fass nichts an“, hätten die Beamten von ihm gefordert. „Wir müssen das Auto untersuchen.“ Danach habe er auf die Polizeiwache gehen müssen. „Ich musste mehrere Stunden warten, bis der Arzt kam, um eine Blut- und Urinprobe zu nehmen. Die waren auch negativ.“

Im Anschluss fragte ihn Anwalt Kasalo, wie sich sein Leben danach verändert habe. „Es war ein absoluter Albtraum“, beschrieb der wegen Dopings gesperrte Vuskovic seine Situation. „Ich würde nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünschen, das zu erleben, was meine Familie und ich seit eineinhalb Jahren durchmachen. Das, was ich kann, ist Fußball spielen und das haben sie mir genommen. Ich weiß nicht, warum.“

Mario Vuskovic antwortet auf Betrüger-Frage

Als Letztes wollte Kasalo von Vuskovic wissen, ob er ein Betrüger sei. „Nein!“, erwidert der Innenverteidiger, der vor dem Cas um seine Unschuld und einen möglichen Freispruch kämpft. „Ich würde niemals tun, was sie mir vorwerfen.“

Mit diesen Worten endete seine Befragung. Vuskovic verließ anschließend für mehrere Minuten den Raum, um sein Gesicht nach den vielen Tränen zu waschen. Es war ein bewegendes Statement, das die Beteiligten im Gerichtssaal so schnell nicht vergessen dürften.

Die Chronologie im Dopingfall Vuskovic

  • 16. September 2022: Vuskovic gibt bei einer Trainingskontrolle eine Urinprobe ab, die auf Epo getestet wird.
  • 10. November 2022: Die Wasserschutzpolizei und die Staatsanwaltschaft durchsuchen Vuskovics Spind und seine Wohnung. Mehrere elektronische Geräte (u.a. Handy und Laptop) sowie Kleidung werden beschlagnahmt, belastbare Beweise werden dabei nicht gefunden.
  • 3. Februar 2022: Erste von drei Verhandlungen vor dem DFB-Sportgericht: Der Dopingkontrolleur lagerte die Urinprobe drei Tage in seinem privaten Kühlschrank. Zudem lieferte der DHL-Kurier die Probe erst weitere 24 Stunden später beim Labor in Kreischa ab.
  • 17. März 2023: Vuskovic weint vor Gericht. Die Wada verhindert eine vom Sportgericht beschlossene C-Probe.
  • 30. März: Der DFB weicht vom Regelwerk ab und sperrt Vuskovic zwei (statt vier) Jahre.