Hamburg. Beim Duell zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli waren die Trainer Steffen Baumgart und Fabian Hürzeler deutlich drüber. Ein Kommentar.
Manchmal ist es ja ganz gut, wenn man eine Nacht über alles schlafen kann. Beim Hamburger Stadtderby brauchte es sogar zwei Nächte, um all die großen und kleinen Geschichten, den Sieg für die HSV-Seele, St. Paulis Ist-gar-nicht-so-schlimm-weil-wir-eh-aufsteigen-Niederlage, das emotionale Glatzel-Tor und die ganzen Scharmützel zwischen den beiden Trainerterriern Steffen Baumgart und Fabian Hürzeler einordnen zu können.
Einordnung Nummer eins: Das Verhalten der beiden Coaches war – vorsichtig formuliert – nicht hanseatisch. Emotionen sind super, Sprüche werden auch gerne gehört. Aber was der ein wenig zu ehrliche Baumgart bei aller Rücksicht auf die Bedeutung am Freitag nach dem Spiel aufgeführt hat, war eher peinlich. Er selbst sagte noch am Donnerstag in einer übellaunigen Pressekonferenz: „In solchen Spielen bin ich ein wenig drüber. Aber im positiven Sinne.“ Nun, Baumgart war deutlich drüber. Aber im negativen Sinne.
Baumgart und Hürzeler waren beide drüber
Doch auch wenn der nicht ganz so derbe daherkommende Hürzeler kein Baumgart-Vokabular („Alle anderen können mich mal da, wo ich noch schöner bin...“) gebrauchte, war auch St. Paulis Trainer genauso drüber. Während der eine (Baumgart) kein wirklich vorbildlicher Gewinner war, war der andere (Hürzeler) auch alles andere als ein guter Verlierer.
Bedenkt man, dass knapp 2000 Polizisten das Derby sichern mussten, weil Ausschreitungen befürchtet wurden, dann könnte man von den beiden leitenden Angestellten der Clubs im Sinne einer Deeskalation ein wenig mehr Stil erwarten.
Rudelbildung vor dem Spiel hatte groteske Züge
Dass aber Stil nicht nur das andere Ende eines Besens ist, führt auch zu Einordnung Nummer zwei: Die HSV- und St.-Pauli-Profis und -Mitarbeiter nahmen sich vor dem Anpfiff ein Beispiel am Auftreten ihrer Heißsporntrainer. Natürlich darf und soll es auf dem Fußballplatz gerne auch mal ein bisschen zur Sache gehen. Aber die Prä-Derby-Rudelbildung wegen der unbedingt zur klärenden Frage, welche Mannschaft sich wo warm machen sollte, hatte groteske Züge.
Oder wie es Sportstaatsrat Christoph Holstein (SPD) ausdrückte: „Ärger in der Kindertagesstätte Löwenzahn: Die Hasengruppe hat sich aus dem Sandkasten der Igelgruppe ein Förmchen gemopst. Das geht natürlich nicht. Morgen erzählen wir dann wieder was von der Vorbildfunktion von Leistungssportlern für Kinder, Disziplin, Toleranz, das Einhalten von Regeln und so.“
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Gut: Alle Beteiligten können jetzt tief durchatmen. Schlecht: Ein nächstes Derby (und die Möglichkeit, es besser zu machen) dürfte es so schnell nicht wieder geben.
Ein Lob zum Schluss: Immerhin die Fans haben sich trotz schlimmster Befürchtungen im Großen und Ganzen ordentlich verhalten. Vielleicht können sich die Trainer daran ja ein Beispiel nehmen...