Hamburg. Die HSV-Profis wollten sich am Freitagabend nach dem Derbysieg nicht mit gesunkenen Aufstiegschancen beschäftigen. Ist es hoffnungslos?

Böse Zungen könnten behaupten, es wäre Realitätsverweigerung, was Jonas Meffert am Freitagabend betrieb. Dabei wollte der HSV-Profi in seinem Derbysieg-Glücksgefühl einfach nicht von negativer Stimmung beeinflusst werden. „Es war einfach nur ein geiler Tag heute“, sagte der HSV-Profi, als er nach dem 1:0-Sieg gegen den FC St. Pauli mit einem Grinsen in der Mixed Zone des Volksparkstadions stand. „Wir waren besser und haben verdient gewonnen.“

Die tabellarische Situation? Interessierte nicht. Zumindest nicht an diesem besonderen Abend, der durch ein spätes Kopfballtor von Robert Glatzel entschieden wurde. „Heute zählte nur das Derby, scheiß auf die Tabelle. Wir wollten zeigen, wem die Stadt gehört. Das haben wir eindrucksvoll bewiesen“, sagte Meffert und fügte nach einer kurzen Pause dann doch etwas nachdenklich hinzu: „Es kann sein, dass es jetzt für eine längere Zeit so stehen bleiben wird. Umso besser.“

HSV News: Meffert fast ohne Hoffnung im Aufstiegskampf

Denn auch der HSV-Profi weiß genau, dass trotz des gewonnen Stadtderbys am Saisonende wohl nur der FC St. Pauli jubeln wird. Die Kiezkicker haben weiterhin alles in der eigenen Hand, könnten mit einem Heimsieg über Tabellenschlusslicht VfL Osnabrück den Aufstieg bereits am kommenden Wochenende vorzeitig perfekt machen.

Und der HSV? Der musste sich eingestehen, dass die Restchancen auf den Relegationsplatz nach diesem 32. Spieltag noch kleiner geworden sind, als sie ohnehin schon waren. „Es liegt einfach nicht an uns, das ist Fakt. Dafür haben wir in der Saison zu viel liegen lassen. Heute will man aber nicht darüber reden“, sagte Meffert, der auch unmittelbar nach dem Abpfiff erfahren hatte, dass Fortuna Düsseldorf den HSV mit einem 3:1-Heimsieg über den 1. FC Nürnberg auf Abstand gehalten hatte.

Meffert hätte sich ausnahmsweise über St. Paulis Aufstieg gefreut

„Für uns wäre es besser gewesen, wenn St. Pauli jetzt auch am Feiern wäre, weil Düsseldorf dann verloren hätte. So ehrlich muss man sein“, sagte Meffert. So beträgt der Rückstand auf Platz drei weiterhin vier Punkte. Bereits am kommenden Wochenende könnte für den HSV auch rechnerisch alles vorbei sein, wenn die Hamburger beim SC Paderborn nicht gewinnen oder Düsseldorf gegen Holstein Kiel siegen sollte.

Doppelt bitter: Meffert sah gegen St. Pauli seine zehnte Gelbe Karte, fehlt damit in Paderborn gesperrt. Wenn er am letzten Spieltag zu Hause gegen Nürnberg wieder einsatzberechtigt ist, könnte die Saison für den HSV schon gelaufen sein. Und selbst wenn der HSV am kommenden Wochenende Glück haben sollte, müsste Düsseldorf auch am letzten Spieltag zu Hause gegen den 1. FC Magdeburg patzen.

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„Es ist scheiße, so hoffen zu müssen. Irgendwie sind wir auch einfach selbst schuld. Da will man auch gar nicht so hoffen. Natürlich hätte man sich gefreut, wenn Düsseldorf nicht gewonnen hätte, aber es liegt einfach nicht mehr in unserer Hand“, wusste der 29-Jährige. Es war eine bittere, aber doch richtige Erkenntnis.

Ungebrochen optimistisch gab sich derweil Jonas Boldt. „Die Hoffnung ist ungebrochen. Wenn man sieht, dass wir immer wieder zurückkommen, werden wir auch bis zum letzten Spieltag nicht aufgeben“, sagte der HSV-Sportvorstand. Und Trainer Steffen Baumgart ergänzte: „Am letzten Spieltag wird abgerechnet. Bis dahin marschieren wir.“ Tatsächlich könnte es aber auch schon am vorletzten Spieltag für den HSV vorbei sein.