Hamburg. Wieso es zwei Elfmeter und einen Platzverweis gegen den HSV in Magdeburg gab. Der DFB erklärt die Sichtweise von Schiedsrichter Kampka.
Am Montagvormittag griff Alexander Feuerherdt zum Handy. Der Schiedsrichter-Sprecher des DFB telefonierte mit Robert Kampka, der am Sonntag das Auswärtsspiel des HSV beim 1. FC Magdeburg (2:2) leitete, bei dem es zu zwei strittigen Elfmeterszenen und einem Platzverweis gegen Guilherme Ramos gekommen war.
Zuvor hatte sich Feuerherdt bereits die Aufnahme der Unterhaltung zwischen Kampka und Videoschiedsrichter (VAR) Benjamin Brand angehört. Das nach strittigen Entscheidungen obligatorische Telefonat mit dem Unparteiischen habe Feuerherdt in seiner Einschätzung bestätigt: In Magdeburg sei alles korrekt verlaufen. Doch der Reihe nach.
HSV-Remis: Elfmeter? DFB klärt auf
Mitte der ersten Halbzeit hatte HSV-Innenverteidiger Ramos Magdeburgs Stürmer Luca Schuler als letzter Mann zu Fall gebracht. Die Frage lautete allerdings, ob das Foul außerhalb oder innerhalb des Strafraums passierte. Die Kamerabilder zeigen, dass der Portugiese seinen Gegenspieler am Fuß trifft, bevor dieser in den Sechzehner eindringt. Doch für Kampka fand das entscheidende Vergehen kurz darauf mit dem rechten Arm statt, weshalb er auf Elfmeter entschied.
„Der Schiedsrichter hat Ramos‘ Stoßen in den Rücken von Magdeburgs Schuler als ausschlaggebend für das Foul bewertet. Dieser Kontakt innerhalb des Strafraums war nach der Wahrnehmung von Robert Kampka der entscheidende Impuls, um den Spieler zu Fall zu bringen. Diese Sichtweise wurde vom VAR bestätigt, weil die Bilder nicht das Gegenteil belegen“, sagt Feuerherdt dem Abendblatt.
Der Schiedsrichterexperte räumt allerdings ein, dass auch andere Meinungen über diese Szene vertretbar sind. „Natürlich gibt es auch Argumente dafür, dass Schuler bereits durch den Kontakt am Fuß außerhalb des Strafraums ins Straucheln kommt und ein Schiedsrichter dieses erste Vergehen werten sollte. Allerdings ist dieser Fußkontakt nicht zwingend als Foul zu bewerten, weil der Magdeburger Spieler dadurch noch nicht zu Fall kommt, sondern versucht weiterzulaufen.“
DFB begründet Rot für Ramos
Für Diskussionen sorgte nicht nur die Elfmeterentscheidung, sondern auch die Rote Karte für Ramos. Der eine oder andere HSV-Fan fragte sich, ob eine solche Doppelbestrafung nicht abgeschafft worden sei. Für die Anwendung dieser Regelausnahme muss die Aktion des Verteidigers jedoch in Richtung des Balles gehen – und das sei nach Ansicht des DFB nicht der Fall gewesen.
„Bei strafbaren Vergehen mit den Armen ist immer davon auszugehen, dass solche Kontakte gegner- und nicht ballorientiert sind. Dadurch greift die Regel der Doppelbestrafung und es ist die folgerichtige Entscheidung, neben einem Elfmeter für Magdeburg auch dem Spieler Ramos die Rote Karte zu zeigen, weil er eine offensichtliche Torchance vereitelt hat“, klärt Feuerherdt auf.
Ein Platzverweis gegen den HSV-Profi sei daher in jedem Fall notwendig gewesen. Selbst wenn der Schiedsrichter den Kontakt außerhalb des Strafraums als ursächlich für das Foul gewertet hätte, wäre Rot wegen einer Notbremse die Konsequenz gewesen.
HSV kassierte Elfmeter wegen Reis
Zum Ende der ersten Halbzeit bekam der HSV noch einen weiteren Elfmeter gegen sich gepfiffen. Diesmal kam Leon Bell Bell im Strafraum zu Fall, nachdem er von Ludovit Reis, der ausrutschte, und Torhüter Matheo Raab in die Zange genommen wurde. Viele Beobachter sowie die Hamburger Profis waren der Annahme, Schiedsrichter Kampka hätte das ungestüme Einsteigen Raabs als Foul gewertet. Doch das sei mitnichten der Fall.
„Die Wahrnehmung des Schiedsrichters war, dass Reis dem Spieler Bell Bell in die Füße fällt, woraufhin dieser zu Fall kommt. Dieser Kontakt führte korrekterweise zum Strafstoß. Das Verhalten des Torhüters Raab spielte bei dieser Entscheidung keine Rolle“, sagt Schiedsrichter-Sprecher Feuerherdt. „Robert Kampka hat seine Entscheidung auch den Spielern beider Mannschaften auf dem Platz erklärt.“
HSV ärgert sich über Schiedsrichter
Den Aussagen der Protagonisten zufolge scheint es allerdings Unklarheiten bei der Kommunikation auf dem Platz gegeben zu haben. „Ich habe den Ball mit dem Schienbein zum Eckball berührt“, sagte Raab nach der Partie. Dabei sei laut dem DFB weder sein Eingreifen in den Zweikampf noch seine leichte Ballberührung ausschlaggebend für die Elfmeterentscheidung gewesen. „Der Schiedsrichter sagte, dass der Magdeburger heruntergerissen worden sei und es keinen Gesprächsbedarf gebe“, ergänzte der HSV-Torwart.
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„Da laufen drei Mann ineinander rein. Ich weiß nicht, ob er sich für die Unterzahl entschieden hat. Ich habe kein Foul gesehen. Alle wollen zum Ball“, ärgerte sich Hamburgs Trainer Steffen Baumgart am Sonntag. „Jeder macht Fehler. Ich fand die ganze Leitung heute nicht gelungen. Heute bin ich ein bisschen enttäuscht von Robert Kampka. Vielleicht rudere ich morgen wieder zurück. Heute sage ich aber, dass er einen großen Anteil daran gehabt hat, dass wir unser Ziel nicht erreicht haben.“
Der DFB teilte seine Begründung dieser beiden strittigen Entscheidungen am Montag auch dem HSV mit. Die Erklärung löste erneut Kopfschütteln im Volkspark aus.