Magdeburg/Hamburg. In Unterzahl holen die Hamburger in Magdeburg trotz eines 0:2-Rückstands noch einen Punkt. Sechster Platzverweis der Saison.

Es sah alles nach einem schwarzen Sonntag für den HSV aus. 0:2-Halbzeitrückstand beim kriselnden 1. FC Magdeburg, der sechste Platzverweis der Saison, zwei verursachte Elfmeter und der Abschied vom direkten Aufstiegstraum. Am Ende aber konnte der HSV doch noch einen Punkt für die Moral gewinnen. Nach einem packenden Schlussspurt schafften die Hamburger durch Jonas Meffert in der fünften Minute der Nachspielzeit noch den verdienten 2:2-Ausgleich. "Wir haben ab der 60. Minute Alles oder Nichts gespielt. Dass wir noch das 2:2 machen, macht mich richtig stolz", sagte Meffert.

Für den HSV war es das vierte Spiel in Serie ohne Niederlge. Dennoch ist der Rückstand auf Relegationsplatz drei, den Fortuna Düsseldorf belegt, auf drei Punkte angewachsen. Trainer Steffen Baumgart machte nach dem Spiel vor allem Schiedsrichter Robert Kampka für die Punktverluste verantwortlich. "Jeder macht Fehler. Ich fand die ganze Leitung heute nicht gelungen. Heute bin ich ein bisschen enttäuscht von Robert Kampka. Vielleicht rudere ich morgen wieder zurück. Heute sage ich: Er hat einen großen Anteil daran, dass wir unser Ziel nicht erreicht haben", sagte Baumgart bei Sky.

Der Sonntag in der MDCC-Arena war lange Zeit ein Spiegelbild der Saison. Der HSV erwischte zunächst einen guten Start. Nach 13 Sekunden hatten die Hamburger schon die ersten zwei Torschüsse durch Ludovit Reis und Immanuel Pherai verzeichnet, die beide abgeblockt wurden. Nach 45 Sekunden verfehlte Pherai erneut. 3:0-Torschüsse nach nicht einmal einer Minute.

Glatzel zunächst nur auf der Bank

Pherai war für Lukasz Poreba (Infekt) in die Startelf zurück. Zudem spielte Bakery Jatta für den verletzten Anssi Suhonen (muskuläre Probleme) sowie Guilherme Ramos für Dennis Hadzikadunic (krank). Stephan Ambrosius stand erstmals unter Baumgart wieder im Kader. Neben Glatzel kehrt auch Ignace Van der Brempt in den Kader zurück. Der junge Belgier saß aber ebenfalls zunächst nur auf der Bank. Van der Brempt hatte zwar die gesamte Woche trainiert, doch der HSV-Trainer braucht für seinen Powerfußball Spieler, die 90 Minuten marschieren können. Zudem will Baumgart kein Risiko eingehen, dass ein Spieler einen Rückschlag erleidet.

Risiko im Spiel ging zunächst keine Mannschaft ein. Magdeburg hatte wie immer unter Trainer Christian Titz häufiger den Ball, erspielte sich aber kaum eine Chance. Bis zur 24. Minute, als Luca Schuler nach einem langen Ball der HSV-Innenverteidigung um Sebastian Schonlau und Ramos entwischte. Der Portugiese kam nicht mehr hinterher und brachte den FCM-Stürmer im Strafraum zu Fall. Schiedsrichter Robert Kampka zögerte keine Sekunde und entschied direkt auf Elfmeter und Rot für Ramos. Eine harte Doppelbestrafung, regeltechnisch aber offenbar korrekt, da Ramos keine Chance auf den Ball hatte.

Fraglich war nun, ob das Foul außerhalb oder innerhalb des Strafraums stattfand. Der Ellbogeneinsatz von Ramos, der auf der Strafraumlinie stattfand, wurde als entscheidende Aktion bewertet. Letztlich war es aber vor allem Ungeschick von Ramos. "Wenn der Kontakt außerhalb ist, ist es außerhalb. Und dann verstehe ich die Doppelbestrafung nicht, weil er nicht zum Abschluss kommt", schimpfte Baumgart bei Sky.

Mohammed El Hankouri war die Diskussion egal, er traf mit rechts links unten zum 1:0 (26.). Für Magdeburg war es das erste Tor nach fünf Spielen ohne eigenen Treffer.

Ramos fliegt, Raab patzt

Der Plan des HSV war früh über den Haufen geworfen. Baumgart nahm Pherai vom Feld und brachte mit Ambrosius einen neuen Innenverteidiger auf den Platz. Zwar hätten die Hamburger durch zwei Kopfbälle von Bakery Jatta und Ambrosius (43./45.+3) auch noch den Ausgleich schaffen können, doch kurz vor der Halbzeit kam es noch dicker.

Wieder war es langer Ball, der zu einem Elfmeter führte. HSV-Torhüter Matheo Raab kam aus seinem Tor, verschätzte sich und rauschte dann in Leon Bell Bell hinein. Auch Reis steckte noch mit drin. Wieder zeigte Kampka auf den Punkt. Wieder traf El Hankouri (45.+7). Und wieder hatte Baumgart etwas zu meckern. "Da gehen drei ineinander und keiner kann mir sagen, wer wen gefoult hat. Und er mir auch nicht. Da wird die Kritik klar: Du kannst natürlich sehen, was Du sehen willst und deswegen ist es schwierig für mich."

Magdeburg verwaltete in der zweiten Halbzeit zunächst routiniert den Vorsprung in Überzahl. Baumgart versuchte es nach einer Stunde mit Glatzel und Jean-Luc Dompé und prompt wurde es besser. Dompé vergab zunächst nach einem Solo, dann verkürzte der aufgerückte Schonlau mit einem strammen Linksschuss aus spitzem Winkel (68.).

HSV verdient sich den Ausgleich

Der HSV war plötzlich wieder da und kratzte am Ausgleich. Laszlo Benes traf aus 18 Metern die Latte (71.). Es war jetzt die beste Phase des Spiels für die Hamburger. Glatzel hatte dann nach Flanke von Miro Muheim auch das 2:2 auf dem Kopf, doch der Stürmer scheiterte an FCM-Keeper Dominik Reimann (83.). Der HSV warf alles nach vorne, doch auch der 20. Abschluss klatschte an die Latte. Reis traf per Kopf erneut das Aluminium (88.), Muheim dann mit rechts nur das Außennetz (89.).

Der Schlussspurt des HSV wurde letztlich in der fünften Minute der Nachspielzeit belohnt, als Jonas Meffert nach einer Hereingabe von Reis mit dem Kopf zur Stelle war. Ein Comeback, das der Mannschaft zur Halbzeit wohl niemand mehr zugetraut hatte.

FCM: Reimann - El Hankouri, Hoti, Heber - Bockhorn, Condé, Gnaka, Bell Bell, Atik, Teixeira - Schuler.

HSV: Raab - Reis, Ramos, Schonlau, Muheim - Meffert, Pherai (30. Ambrosius), Benes - Jatta (61. Dompé), Nemeth (61. Glatzel), Königsdörffer (84. Okugawa).

Tore: 1:0 El Hankouri (26./FE), 2:0 El Hankouri (45.+6./FE), 2:1 Schonlau (68.), 2:2 Meffert (90.+5).

Rote Karte: Ramos (24.).

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