Hamburg. Am Dienstag wurden die Mitglieder per E-Mail überrascht. Zur neuen Saison hat sich ihr Verein für eine unangenehme Maßnahme entschieden.
Es sind beeindruckende Zahlen, die der HSV in dieser Saison verkünden kann. Zum Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern kamen am vergangenen Sonnabend einmal mehr 57.000 Zuschauer ins Volksparkstadion. Weil auch die letzten drei Heimspiele der Saison gegen Holstein Kiel, den FC St. Pauli und den 1. FC Nürnberg ausverkauft sein werden, wird der HSV in dieser Saison sogar seinen Vereinsrekord aus der Saison 2006/07 von durchschnittlich 55.867 Zuschauern pro Heimspiel brechen. Und das im sechsten Jahr Zweite Liga. Vor allem auf die wirtschaftliche Lage des Clubs wirken sich diese Zahlen positiv aus.
Gleichzeitig schlägt dem HSV aber seit Monaten der Unmut der Fans entgegen. Sie protestieren regelmäßig gegen die aus ihrer Sicht zu hohen Ticketpreise, insbesondere bei den Topspielen wie in der kommenden Woche gegen Holstein Kiel. Auch gegen Kaiserslautern waren wieder Protestbanner der Ultras im Stadion zu sehen.
Dauerkarteninhaber bekommen bislang Rabatt von 20 Euro pro Saison
Nun kommt ein weiteres Thema hinzu, das einigen Fans übel aufstößt. Wie der HSV seinen Mitgliedern am Dienstag per E-Mail mitteilte, streicht der Club in der kommenden Saison den Dauerkartenrabatt von 20 Euro pro Saison aus den Mitgliedervorteilen. Betroffen sind davon rund 11.000 Dauerkarteninhaber.
„Um unser Mitgliedsangebot so auszurichten, dass alle HSV-Mitglieder gleichermaßen von den bestehenden Vorteilen profitieren können, haben wir uns, auch auf Hinweis der letzten Betriebsprüfung, dazu entschieden, den Dauerkartenrabatt ab der kommenden Spielzeit aus den HSV-Mitgliedschaftsvorteilen herauszunehmen“, schreibt der HSV in der Mail.
HSV streicht Rabatt aus steuerlichen Gründen
Wie der Verein in der Mail mitteilt, habe man sich aus steuerlichen Gründen zu dieser Maßnahme gezwungen gesehen. Hintergrund: Seit mehr als einem Jahr läuft beim HSV eine Betriebsprüfung des Finanzamtes. Dabei hat die Behörde den HSV darauf hingeweisen, dass es im Rahmen der Dauerkartenrabatte zu einer verdeckten Gewinnausschüttung komme, da die HSV Fußball AG den Mitgliedern den geldwerten Vorteil gewähre. Auf lange Sicht könnte der HSV e.V. dadurch seine Gemeinnützigkeit gefährden, teilte der Verein auf Abendblatt-Nachfrage mit. Schon jetzt zahle der Verein durch die Nachsteuer pro Jahr einen sechsstelligen Betrag an das Finanzamt.
Gleichzeitig teilt der HSV mit, dass er diesen Vorteil schon seit Längerem nicht mehr allen Mitgliedern gewähren kann. Schon jetzt bekommen neue Mitglieder den Dauerkartenrabatt nicht mehr gewährt. „Aufgrund der begrenzten Kapazität des Dauerkartenkontingents kann dieser geldwerte Vorteil jedoch nur einem kleinen Teil der mehr als 110.000 HSV-Mitglieder angeboten werden", teilt der HSV mit. Und weiter: „Wir bedanken uns für dein Verständnis für diese Anpassung und sind davon überzeugt, dass diese Entscheidung dazu beiträgt, die Mitgliedschaft für alle HSVerinnen und HSVer gleichwertig und langfristig noch attraktiver gestalten zu können.“
HSV-Fans reagieren wütend über die Entscheidung
Schon seit der Ausgliederung 2014 wird dieses Thema beim HSV behandelt. Nun wurde die gemeinsame Entscheidung des Präsidiums und des Vorstands getroffen und verkündet. Der HSV bittet um Verständnis, erntet aber vor allem Wut. „Ist das euer Ernst? Scheiß auf den Zwanni, aber das ist eine Ohrfeige!", schrieb etwa der ehemalige Abteilungsleiter des Supporters Club, Timo Horn, auf X.
Zum Vergleich: Der FC St. Pauli gewährt seinen Dauerkarteninhabern weiterhin einen Rabatt von zehn Prozent pro Saison. Andere Vereine wie Borussia Dortmund oder der VfL Osnabrück haben den Dauerkartenrabatt aus den selben Gründen wie beim HSV aus den Mitgliedervorteilen bereits herausgenommen.
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Insbesondere der Zeitpunkt sorgt bei den betroffenen Mitgliedern für Unverständnis. Der HSV steht wirtschaftlich so gut da wie lange nicht, was er vor allem seinen treuen Fans zu verdanken hat. Nun sind genau diese Fans von der neuen Maßnahme betroffen. Der Club wird nun vermutlich in die Kommunikation mit seinen Mitgliedern gehen müssen, um deren Ärger zu lindern.