Hamburg. Debüt für HSV-Trainer Steffen Baumgart glückt. Durch den Sieg gegen Elversberg rücken die Hamburger bis auf einen Punkt an Kiel heran.
Steffen Baumgart ging immer wieder in die Hocke, um bei seinem Debüt als HSV-Trainer den 1:0 (0:0)-Heimsieg gegen Elversberg akribisch zu verfolgen. Trotz gerade einmal sieben Grad Außentemperatur war der 52-Jährige lediglich in einem schwarzen T-Shirt gekleidet. Sein Kopf war von einer Schiebermütze bedeckt, das Markenzeichen Baumgarts. An diesen Anblick können sich die HSV-Fans schon einmal gewöhnen, denn der neue Mann ist gekommen, um zu bleiben.
Auch wenn nach gerade einmal fünf Trainingstagen natürlich noch nicht alles funktionierte, verdeutlichte die Partie gegen Elversberg, welche Spielweise den HSV ab sofort zum ersehnten Aufstieg in die Bundesliga führen soll. Mit einer kompakten Defensivstruktur, an der alle Spieler auf dem Platz beteiligt sind, setzen die Hamburger auf Baumgarts Pressing-lastigen Umschaltfußball.
Durch den Erfolg am Sonntag ist der weiterhin drittplatzierte HSV in der Tabelle bis auf einen Punkt an den Zweiten Holstein Kiel herangerückt.
HSV: Baumgart macht Raab zur Nummer eins
Bei seinem Debüt brachte Baumgart zwei Neue für die Startelf: Ransford Königsdörffer und Dennis Hadzikadunic ersetzten die verletzten Jean-Luc Dompé und Stephan Ambrosius (Schambeinentzündung). Zudem erhielt Matheo Raab im Tor erneut den Vorzug vor Daniel Heuer Fernandes.
„Ich habe eine Nummer eins vorgefunden, die aus meiner Sicht in den vergangenen zwei Spielen eine normale, solide Leistung gebracht hat. Das hat nichts damit zu tun, ob jemand vorher sehr lange im Tor gestanden hatte“, erklärte der neue HSV-Trainer seine Entscheidung, die offenbar nicht endgültig bis Saisonende gilt. „Heuer Fernandes ist jetzt der Herausforderer. Er muss über diese kleine Grenze gehen, um zu zeigen, dass er der Bessere ist. Sollte das so sein, dann wechseln wir. Heuer Fernandes ist keine Nummer zwei, er ist in der Lage, sich die Nummer eins wiederzuerkämpfen.“
Die Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Kiel 29 / 59:34 / 58
1. FC St. Pauli 29 / 54:32 / 57
3. Düsseldorf 29 / 63:35 / 52
4. HSV 29 / 55:41 / 49
5. Hannover 29 / 51:36 / 45
6. Hertha 29 / 60:48 / 44
7. Karlsruhe 29 / 58:43 / 43
8. Fürth 29 / 40:42 / 42
In der Anfangsphase stand allerdings weniger die alte und neue Nummer eins, sondern die Offensive im Fokus. Gleich der ersten Möglichkeit ging eine durch Baumgart-Pressing erzwungene Balleroberung voraus, doch Königsdörffer verpasste die Führung (5.). Es folgten drei weitere Topchancen durch Immanuel Pherai (5.), Robert Glatzel (7.) und Miro Muheim (15.).
Was HSV-Trainer Baumgart ändert
Auffällig war, dass der HSV unter Baumgart kompakter und strukturierter als unter Vorgänger Tim Walter agierte. Der Spielaufbau beinhaltete weniger wilde und risikoreiche Elemente, die Innenverteidiger durften auch mal lange Bälle schlagen. Häufiger Adressat dieses offensichtlichen Stilmittels war Bakery Jatta, der permanent den tiefen Laufweg suchte und auch bedient wurde. Seine Schnelligkeit soll unter Baumgart offenbar noch häufiger ausgespielt werden.
Zudem treten die Hamburger nun aggressiver im typischen Baumgart-Pressing auf. Beim häufig kurz ausgeführten Abstoß des Gegners setzte Pherai Elversbergs Abwehrkette als zweite Spitze unter Druck. Hinter ihm brachte sich Ludovit Reis als Zehner auf einer Höhe mit Jatta und Königsdörffer in Stellung. Letzterer hatte auch die nächste hochkarätige Möglichkeit auf dem Fuß, als er an Gäste-Torwart Nicolas Kristof scheiterte (34.).
Doch auch die Qualitäten von Gegner Elversberg blitzten phasenweise auf. Kurz vor der Pause rauschte erst der Schuss Paul Wanners nur knapp am Pfosten vorbei (41.), ehe Raab aus spitzem Winkel gegen Semih Sahin parierte (44.). Und so ging es mit einem 0:0 in die Pause, die Baumgart rund eine Minute nachdenklich und alleine in seiner Coaching Zone verbrachte, bevor er seiner Mannschaft in die Kabine folgte.
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HSV – Elversberg: Königsdörffer erlöst Baumgart
Der zweite Durchgang begann ohne personelle Wechsel, aber mit einem erlösenden Moment. Glatzel steckte durch auf Königsdörffer, der mit links in den Winkel zum viel umjubelten 1:0 für den HSV traf (53.). Keine zehn Minuten später hätte sich der zuletzt viel gescholtene Königsdörffer endgültig zurück in die Herzen der Fans schießen können, doch er ließ einen möglichen Doppelpack liegen (60.).
Kurz vor Schluss musste sich noch einmal Raab auszeichnen, als er einen Kopfball der Gäste aus kurzer Distanz mit einem starken Reflex abwehrte und dem HSV den Heimsieg beim Debüt Baumgarts sicherte.
Die Statistik:
- HSV: Raab – Van der Brempt, Hadzikadunic, Schonlau, Muheim (80. Katterbach) – Meffert – Pherai, Reis (64. Poreba) –Jatta (80. Öztunali), Glatzel (75. Nemeth), Königsdörffer (64. Suhonen)
- Elversberg: Kristof – Vandermersch, Pinckert, Le Joncour, Sicker (80. Boyamba) – Fellhauer, Sahin (80. Stock) – Feil (67. Martinovic), Wanner (80. Thore Jacobsen), Rochelt (88. Koffi) – Schnellbacher
- Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)
- Tor: 1:0 Königsdörffer (53.)
- Gelbe Karten: Reis (2), Katterbach – Vandermersch (5)
- Zuschauer: 54.190
- Torschüsse: 16:12
- Ecken: 5:5
- Ballbesitz: 51:49 Prozent
- Zweikämpfe: 55:45 Prozent