Berlin. HSV erobert Aufstiegsplatz. Der Siegtreffer hat eine Vorgeschichte, die Spieler setzen ein klares Ziel. Wie es jetzt weitergeht.
Es war schon spät geworden am Sonnabend, als Jonas Meffert im Bauch des Berliner Olympiastadions vor die letzten beiden noch anwesenden Medienvertreter trat. „Wir haben sehr dominant gespielt, hatten viel Ballbesitz und haben verdient gewonnen“, sagte der Mittelfeldstratege über den 2:1-Sieg des HSV bei Hertha BSC, der wegen einer 31-minütigen Spielunterbrechung (siehe unten) erst nach 23 Uhr eingetütet wurde.
Durch den dritten Auswärtssieg in Folge sowie die Patzer der Rivalen Fürth (2:3 auf St. Pauli) und Kiel (1:1 in Magdeburg) haben sich die vor der Partie nur viertplatzierten Hamburger in der Tabelle auf Rang zwei verbessert. Ein Platz, der am Ende der Saison zum Aufstieg berechtigt, und der die restlichen 14 Ligaspiele mit aller Macht verteidigt werden soll.
HSV gewann erst zweimal zwei Spiele in Folge
Um das große Ziel zu erreichen, muss die Mannschaft von Trainer Tim Walter ihre wellenartigen Leistungskurven in den Griff bekommen und auf ein gutes Spiel auch mal ein weiteres gutes Spiel folgen lassen. In der laufenden Spielzeit ist es dem HSV erst zweimal gelungen, zwei Spiele in Folge zu gewinnen.
Zwischen dem dritten und fünften Spieltag waren es sogar drei Siege in Serie gegen Hertha (3:0), in Hannover (1:0) und gegen Rostock (2:0). Nach vielen Aufs und Abs dauerte es bis zum 18. Spieltag, ehe der HSV mal wieder zwei Siege am Stück einfuhr (2:0 in Nürnberg und auf Schalke). Ein kleiner Erfolg, der jedoch erneut keine Sicherheit gab, wie die 3:4-Heimniederlage gegen Karlsruhe offenbarte.
HSV-Profi Meffert setzt Serie als Ziel
Nun folgt also der nächste Anlauf – und wieder könnte das Duell gegen Hertha der Auftakt einer guten Phase sein. Zumal die kommenden Aufgaben mit Hannover (H), Rostock (A) und den beiden Heimspielen gegen die Aufsteiger Elversberg und Osnabrück machbar sind.
„Der nächste Schritt ist es, eine Serie zu starten. Das ist unser Ziel“, unterstreicht Meffert. „Wir werden alles dafür tun, unsere Leistung zu bestätigen und Konstanz in unser Spiel zu bekommen. Das ist unsere Aufgabe für die neue Woche.“
Damit formuliert Meffert einen klaren Auftrag an die Mannschaft, dem sich Immanuel Pherai anschließt. „Natürlich wollen wir jedes Spiel gewinnen. Jetzt müssen wir aber auch zeigen, dass wir das können“, sagte der Niederländer, der in Berlin nicht nur wegen seiner Torvorlage beim späten Siegtreffer des eingewechselten Ludovit Reis (83.) zu den besten Hamburgern zählte. „Ich glaube schon, dass wir mehr drauf haben als das, was wir bislang gespielt haben.“
Die Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Kiel 29 / 59:34 / 58
1. FC St. Pauli 29 / 54:32 / 57
3. Düsseldorf 29 / 63:35 / 52
4. HSV 29 / 55:41 / 49
5. Hannover 29 / 51:36 / 45
6. Hertha 29 / 60:48 / 44
7. Karlsruhe 29 / 58:43 / 43
8. Fürth 29 / 40:42 / 42
Mehr Konstanz nötig? Walter äußert sich
Die fehlende Konstanz ist natürlich längst auch verantwortlichen Personen beim HSV aufgefallen. In der Wintervorbereitung wurde deshalb verstärkt darauf geachtet, souveräner zu verteidigen, ohne dabei die offensiv zweifellos vorhandene Spielstärke zu verlieren. Nach sechs Punkten aus drei Rückrundenspielen lässt sich allerdings immer noch nicht klar erkennen, ob Walters Maßnahmen auch langfristigen Erfolg bringen.
„Letzte Woche hatten wir das Momentum nicht, jetzt in Berlin hatten wir es. Von daher sind wir gut beraten, genauso weiterzuarbeiten“, antwortete der HSV-Coach auf die Frage nach der erforderlichen Konstanz. „Wir arbeiten hart daran, konsequent zu verteidigen und trotzdem die Balance finden, um schöne Tore zu erzielen.“
HSV-Siegtor dank einer kleinen Vorgeschichte
Tatsächlich waren die beiden Treffer von Miro Muheim und Reis einmal mehr sehenswert herausgespielt. Während es für Muheim sein erstes Tor mit seinem vermeintlich schwächeren rechten Fuß war, hatte der Siegtreffer eine Vorgeschichte, die mit einem kurzen Dialog der beiden Protagonisten auf dem Platz begann. „Ein paar Minuten zuvor hatte Ludovit zu mir gesagt, dass er mir anzeigt, wenn er tief geht“, schilderte Vorlagengeber Pherai. „Kurz danach flanke ich auf ihn, und er macht das Ding rein. Das ist top!“
Reis bestätigt die Geschichte und erlaubte sich einen Scherz in Anbetracht seines zweiten Tores in Berlin, nachdem er bereits im Relegationshinspiel (1:0) vor zwei Jahren getroffen hatte: „Es ist ein gutes Stadion, um ein Tor zu schießen.“
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HSV-Gegentore bleiben im Fokus
Auch am Sonnabend wäre es für den HSV möglich gewesen, zu null zu spielen. Doch das Abwehrverhalten beim Gegentor untermauerte, woran der Club in den nächsten Wochen weiter arbeiten muss. Sowohl Meffert als auch Laszlo Benes griffen Herthas Fabian Reese zu zögerlich an, dessen Schuss Torhüter Daniel Heuer Fernandes folgenschwer nach vorne abwehrte. Schließlich schaltete im Zentrum keiner so schnell wie Berlins Haris Tabakovic, der das 1:1 erzielte.
„Wir haben uns das Gegentor selber zuzuschreiben“, monierte Pherai. „Man kann Reese schon im Zweikampf aufhalten. Der Schuss ist okay, aber normalerweise hält Heuer Fernandes den fest.“
Und so strebt der HSV nicht nur Konstanz in seinen Ergebnissen, sondern auch im Verteidigen an.