Hamburg. HSV-Trainer verweist auf individuelle, also keine taktischen Fehler. Erschreckende Schonlau-Statistik untermauert Abhängigkeit.
Am Tag nach der schmerzhaften 3:4-Niederlage des HSV gegen den Karlsruher SC ging Kapitän Sebastian Schonlau separat von der Mannschaft auf den Trainingsplatz. Nach seiner Wadenverletzung absolviert der 29-Jährige weiterhin sein individuelles Programm. Wann er wieder auf den Platz zurückkehrt, bleibt ungewiss.
Dabei offenbarte nicht zuletzt die Defensivleistung gegen den KSC, wie sehr der HSV von der Fitness seines Abwehrchefs abhängt. 15 von 19 Zweitligapartien hat Schonlau wegen anhaltender Probleme in der Muskulatur seiner beiden Unterschenkel verpasst. In den vier Spielen, in denen er aktiv mitwirkte, kassierten die Hamburger vier Gegentore. Ohne ihn waren es für einen Aufstiegskandidaten 22 in 15 Partien. Eine Steigerung um 60 Prozent.
HSV-Trainer Walter und die Abwehr-Sorgen
Allein diese Zahlen untermauern die Bedeutung Schonlaus für das System von Tim Walter, der einen gepflegten Spielaufbau einer hoch stehenden Abwehr praktizieren lässt. Lag es in der Hinrunde häufig auch an der taktischen Ausrichtung, dass der HSV zu viele Gegentore kassierte, gehört diesmal zur Wahrheit, dass die vier Gegentore gegen den KSC auch mit Schonlau möglich gewesen wären.
Denn jedem einzelnen Treffer der Gäste gingen teilweise haarsträubende individuelle Fehler voraus, gegen die wohl kein System der Welt ein Gegenmittel vorzuweisen hat. Insbesondere Linksverteidiger Miro Muheim und Innenverteidiger Stephan Ambrosius erwischten einen gebrauchten Tag. „Es geht nicht ums mannschaftlich geschlossene Verteidigen, sondern ums individuelle Verteidigen“, sagte Walter, der in der Wintervorbereitung den Fokus auf eine stabilere Defensive gelegt hatte.
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HSV-Gegentore: Welche Verantwortung Walter trägt
Vor einer Woche auf Schalke (2:0) war diese neue Kompaktheit über weite Strecken des Spiels gegen den mit zwei Niederlagen in die Rückrunde gestarteten Bundesliga-Absteiger auch zu erkennen. Doch Walters Elf schafft es weiterhin nicht, defensiv konstant aufzutreten. Auf ein souveränes folgt ein wildes Spiel, so wie gegen Karlsruhe. „Wir müssen ganz schnell lernen, unsere Fehler abzustellen“, fordert Mittelfeldstratege Jonas Meffert.
Trainer Walter verweist darauf, dass seine Mannschaft in dieser Saison bereits siebenmal zu null gespielt hat, grundsätzlich also gut verteidigen kann. Doch auch der 48-Jährige weiß, dass er in der Verantwortung steht, dauerhaft für eine defensive Seriosität zu sorgen. Das kommende Auswärtsspiel bei Hertha BSC wird daher ausschlaggebend sein, wie der Rückrundenstart des HSV zu bewerten ist.
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