Hamburg. HSV holt Offensivspieler Masaya Okugawa, der in Augsburg keine Perspektive mehr hatte. Er soll nicht der letzte Neue bleiben.

Als der HSV-Tross am Vormittag am Flughafen von Málaga eincheckte, um nach dem neuntägigen Trainingslager über München zurück nach Hamburg zu reisen, war Profifußballdirektor Claus Costa wie so häufig in den vergangenen Tagen am Handy zu sehen. Ob er dabei Kontakt mit dem am Freitag ebenfalls in die Hansestadt geflogenen Japaner Masaya Okugawa und seinem Berater aufnahm, ist nicht bekannt.

Sicher ist dagegen, dass der offensive Mittelfeldspieler am Freitag seinen Medizincheck in Hamburg absolvierte, um bis Saisonende vom Bundesligisten FC Augsburg ausgeliehen zu werden. Der Deal wird voraussichtlich am Wochenende offiziell über die Bühne gehen, Okugawa ist somit der erste Wintertransfer des HSV.

Angesprochen auf das Thema Neuzugänge hatte sich Costa erst am Donnerstag nach dem 2:2-Testspielremis des HSV gegen den FC Zürich „ganz zuversichtlich“ geäußert, „dass wir das eine oder andere umgesetzt bekommen“. Eine Aussage, die keine 24 Stunden später in die Tat umgesetzt wurde.

HSV holt Okugawa – was wird aus Öztunali?

Dass der HSV als erste Neuverpflichtung einen Mittelfeldspieler mit Spielmacherqualitäten präsentieren wird, ist auf den ersten Blick allerdings eine Überraschung. Auf der Position hat der Club mit Laszlo Benes und Immanuel Pherai sowie den wiedergenesenen Ludovit Reis und Anssi Suhonen ausreichend Spieler zur Verfügung.

Wahrscheinlicher ist daher, dass Okugawa beim HSV auf den Flügeln zum Einsatz kommen soll. Vor allem auf der linken Außenbahn haben die Hamburger Bedarf, weil der immer wieder mit seiner Fitness kämpfende Jean-Luc Dompé seine Leistungen nicht konstant genug abruft und Sommer-Neuzugang Levin Öztunali bislang nicht die Erwartungen an seine Person erfüllen kann.

Beim Testspielremis gegen den FC Zürich (2:2), das zugleich die Generalprobe für den Rückrundenauftakt beim FC Schalke 04 war, reagierte Trainer Tim Walter über weite Strecken der Partie verärgert und später gar verzweifelt, weil Öztunali fast nichts gelang. Mit Okugawa, der gegen Schalke bereits in den Kader rücken könnte, hat Walter nun eine weitere Option für die Offensive. In Zukunft dürfte er als erste Alternative zu Dompé eingeplant sein. Öztunalis Aussichten auf Spielzeit dürften durch den Transfer dagegen gesunken sein.

HSV-Trainer Walter kennt Okugawa

Trainer Tim Walter kennt Okugawa bereits aus der gemeinsamen Zeit bei Holstein Kiel, weshalb die Eingewöhnungszeit kurz ausfallen dürfte. In der Saison 2018/19 spielte er als Leihgabe von RB Salzburg für eine Saison bei Kiel und wusste dort unter Walter zu überzeugen. In 19 Spielen, in denen Okugawa hauptsächlich als Stürmer, aber eben auch auf allen anderen offensiven Positionen eingesetzt wurde, erzielte er fünf Tore und bereitete einen weiteren Treffer vor.

Seine stärkste Phase erlebte der Kreativspieler in der vergangenen Saison, als er trotz seiner zehn Assists und fünf Tore den Drittliga-Abstieg von Arminia Bielefeld nicht verhindern konnte. Anschließend wechselte er ablösefrei zum FC Augsburg, wo er sich allerdings nicht durchsetzen konnte.

Okugawa verpasste fast die Hälfte der zurückliegenden Hinrunde wegen eines Schlüsselbeinbruchs und einer Fußverletzung. Folgerichtig kam er nur zu zwei Kurzeinsätzen über insgesamt 30 Minuten. Weil ihm für das Augsburger System mit einem aggressiven Pressing die körperliche Präsenz fehlt, hätte der quirlige Angreifer jedoch selbst bei vollständiger Fitness keine Perspektive gehabt.

Diese Qualitäten hat HSV-Zugang Okugawa

Beim HSV sollen dagegen wieder Okugawas Qualitäten am Ball und nicht gegen den Ball, wie es neudeutsch heißt, zur Geltung kommen. Aus Bielefeld ist zu hören, dass der neue Mann als mannschaftsdienlich gilt, allerdings kein klassischer Eins-gegen-eins-Spieler sei, wie ihn Walter eigentlich für sein flügellastiges Spiel benötigt.

Stattdessen sei der gelegentlich abtauchende Okugawa einer für die besonderen Momente, der durch ein intelligentes Positionsspiel besteche. Mit dieser Gabe dürfte er sich gut einfügen können ins auf viel Rotation ausgelegte System des HSV.

HSV sucht weiter nach Neuzugängen

Mit Okugawa haben die Hamburger um Manager Costa eine Planstelle im Kader geschlossen. Zudem sieht sich der Zweitligist im defensiven Mittelfeld um. Priorität genießt allerdings weiterhin die Verpflichtung eines Innenverteidigers.

Beschäftigt haben soll sich der HSV mit Abwehrspieler Nathaniel Phillips (26) vom FC Liverpool, der Walters für Verteidiger komplexen Spielaufbau bereits 2019 während der gemeinsamen Zeit beim VfB Stuttgart kennenlernte. Doch ein Deal mit dem gerade erst von einer Leihe beim schottischen Spitzenclub Celtic Glasgow zurückgekehrten Profi kommt nach aktueller Informationslage nicht zustande.

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HSV-Manager Costa sucht Verteidiger

Wegen der angespannten Personallage in der Abwehr stellt sich die Viererkette auf Schalke fast von selbst auf. Die beiden Außenverteidiger-Positionen werden durch Ignace Van der Brempt (rechts) und Allrounder Moritz Heyer (links) besetzt. Im Abwehrzentrum haben Stephan Am­brosius und Guilherme Ramos aktuell die Nase vorn. Dennis Hadzikadunic, der nach einigen schweren Patzern in der Hinrunde weiterhin verunsichert wirkt, hat dagegen das Nachsehen.

Nicht zur Verfügung stehen Walter Kapitän Sebastian Schonlau (Wade), der etatmäßige Linksverteidiger Miro Muheim (Rotsperre) sowie die beiden Außenverteidiger William Mikelbrencis (Außenbandriss) und Nicolas Oliveira (Muskelverletzung). Alleine diese Ausfallliste untermauert den dringenden Handlungsbedarf in der Defensive. Claus Costa wird also weiterhin viel Zeit am Handy verbringen.