Hamburg. Die Hamburgerinnen könnten im Sommer in die Fußball-Bundesliga aufsteigen. Die Stadionfrage ist dabei die größte Herausforderung.
Die Bedingungen waren nicht gerade optimal, als die HSV-Frauen am vergangenen Sonntag in die Rückrundenvorbereitung starteten. Auf den Plätzen der Paul-Hauenschild-Sportanlage in Norderstedt lag eine stabile Schicht aus Schnee und Eis, das von Trainer Marwin Bolz präferierte Kurzpassspiel war da kaum möglich. Bis die Hamburgerinnen am 18. Februar bei Borussia Mönchengladbach in die Zweitliga-Rückrunde starten, dürfte der Schnee aber längst geschmolzen sein.
Als Aufsteiger stehen die HSV-Frauen zur Hälfte der Saison auf Tabellenplatz eins. „Uns war natürlich auch schon vor der Saison bewusst, dass wir ein sehr talentiertes Team haben. Trotzdem muss man sagen, dass die Professionalisierung unserer größtenteils noch sehr jungen Spielerinnen im mentalen Bereich schneller vorangeht als man es vielleicht erwartet hätte“, sagt Frauenfußball-Koordinatorin Catharina Schimpf im Abendblatt-Gespräch. „Ich war sehr beeindruckt davon, wie das Team auch mit Rückschlägen umgegangen ist.“
HSV-Frauen wollen zukünftig wieder in der Bundesliga spielen
Zwei Punkte Vorsprung hat das Team derzeit auf Rang drei, den ersten Nichtaufstiegsplatz. Die Rückkehr in die Bundesliga ist realistisch, mittelfristig als Ziel ohnehin seit geraumer Zeit gesetzt. „Das Team hat in der Hinrunde herausragende Leistungen gezeigt und sich für diese auch tabellarisch belohnt. Dennoch ist bei unserem Durchschnittsalter von gerade einmal 20 Jahren klar, dass die Entwicklung nicht immer linear weiterläuft“, sagt Schimpf.
Durch den Erfolg muss die Managerin (33) zwangsläufig auch für die Bundesliga planen – obwohl das in dieser Saison beim Aufsteiger noch niemand als Ziel gesetzt hatte. „Unser Team hat uns im Management durch die starken Leistungen den Auftrag einer zweigleisigen Planung gegeben. Es wäre naiv und unprofessionell, wenn wir uns im Hintergrund nicht auch mit dem Szenario eines Aufstiegs beschäftigen würden“, sagt Schimpf, die die Lizenzierungsunterlagen spätestens am 15. März beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) einreichen muss.
Stadionfrage ist größte Herausforderungen für Liga eins
Die größte Herausforderung ist ein passendes Stadion. Während die HSV-Frauen in der Zweiten Liga noch auf ihrer Trainingsanlage, den Paul-Hauenschild-Plätzen in Norderstedt, sowie vereinzelt auch im Sportpark Eimsbüttel spielen können, ist das in der kommenden Saison nicht mehr möglich. Der DFB fordert für die Frauen-Bundesliga eine Kapazität von mindestens 2000 Zuschauerplätzen sowie eine Flutlichtanlage mit einer Beleuchtungsstärke von 800 Lux, wobei Aufsteigern in der ersten Saison noch eine Kulanzphase gewährt wird.
Die Paul-Hauenschild-Anlage erfüllt diese Vorgaben nicht ansatzweise – und der Sportpark Eimsbüttel wird vom Mai an während der gesamten nächsten Saison saniert. Die Vorgaben für die Bundesliga erfüllt das kleine Stadion zudem weder vor noch nach der Sanierung. Wie das Bezirksamt Eimsbüttel auf Abendblatt-Nachfrage mitteilte, bleibe die Zahl der Zuschauerplätze in etwa gleich, künftig werde es exakt 1672 Plätze geben. Das Flutlicht werde zudem mit 200 Lux geplant, wobei eine mögliche Aufstockung auf 400 Lux möglich sei. Wie auch immer: Beides wäre die Frauen-Bundesliga deutlich zu wenig.
Sportpark Eimsbüttel steht nicht zur Verfügung
„Die Stadionsituation ist derzeit das Hauptthema, an dem wir im Zuge einer möglichen Erstligalizenzierung arbeiten müssen. Uns ist bewusst, dass es in Hamburg nicht viele Stadien gibt, die die Kriterien für die Erste Liga erfüllen. Ich bin mir aber sicher, dass wir eine gute Lösung finden werden“, sagt Schimpf. „Bezüglich des Sportparks Eimsbüttel sind wir mit der Stadt noch im Austausch. Besonders im Hinblick auf die Flutlichtanlage und Zuschauerkapazitäten gibt es in der 1. Frauen-Bundesliga Anforderungen, die durch die derzeitigen Planungen nicht gedeckt wären.“
Die HSV-Frauen prüfen derzeit, ob das Stadion an der Hoheluft den Ansprüchen an die Frauen-Bundesliga genügt. Entscheidend ist dabei, ob der verlegte Kunstrasen eine bestimmte Qualitätsnorm erfüllen kann. Andere Möglichkeiten wären Stadien außerhalb der Stadtgrenzen, mobil errichtete Tribünen auf einer bestehenden Anlage – oder eben das 57.000 Zuschauer fassende Volksparkstadion. „Wir beschäftigen uns natürlich auch mit dem Volksparkstadion als Option, zumindest für eine gewisse Anzahl an Spielen. Dort fließen aber neben den Spielplänen viele weitere Themen ein, die berücksichtigt werden müssen“, sagt Schimpf.
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Hamburgs Staatsrat für den Bereich Sport, Christoph Holstein, würde sich über einen Aufstieg freuen: „Für den möglichen Fall sind wir mit dem Verein über die passende Spielstätte bereits im Gespräch – unabhängig davon, dass es das HSV-eigene Volksparkstadion gibt, das ja zum Beispiel auch den Sea Devils zur Verfügung gestellt wird“, sagt er.
Die wahrscheinlichste Variante ist derzeit, verschiedene Heimspielstätten in den Lizenzierungsunterlagen anzugeben. „Wenn wir beispielsweise gegen Werder Bremen spielen, wäre das Volksparkstadion sicherlich als Spielstätte sinnvoll. Gegen andere Gegner wäre ein kleineres Stadion geeigneter. Das wäre die optimale Lösung“, sagt Schimpf. Die Voraussetzung bleibt aber, dass die HSV-Frauen ihre starke Hinrunde auch bestätigen.