Hamburg. Investoren- und Super-League-Pläne verärgern die Fans. Worum es im Kern geht und warum nicht alles daran per se schlecht ist.
In den zurückliegenden zwei Wochen drehte es sich im Fußball mal wieder hauptsächlich um eine Sache: das liebe Geld. Zumindest könnte man die Ereignisse der vergangenen Tage darauf herunterbrechen. Zunächst stimmten die 36 Erst- und Zweitligisten der DFL mit einer Zweidrittelmehrheit für Verhandlungen mit Investoren, die sich für rund eine Milliarde Euro eine Erlösbeteiligung von sechs bis neun Prozent an den TV-Einnahmen der nächsten 20 Jahre sichern wollen.
Eine Entscheidung, die große Widerstände in Fankreisen auslöste. Und schließlich öffnete der Europäische Gerichtshof am Donnerstag die Tür für die Gründung einer bei Fans noch viel umstritteneren Super League, indem die Macht der Verbände Uefa und Fifa begrenzt wurde. Unterstützt jetzt etwa auch das höchste Gericht der EU die für viele Fußballfans nur noch befremdlich wirkende Hatz nach Einnahmen, Vermarktung und noch mehr Einnahmen?
HSV betroffen: Fußball muss neue Wege gehen
Um eine Antwort zu finden, ist ein differenzierter Blick nötig. Denn nicht alles an den Plänen, die den Fußball-Konsum verändern sollen, ist per se schlecht. Im Kern geht es darum, wirtschaftlich notwendiges Wachstum zu generieren und gleichzeitig eine junge Generation durch spezifisch auf ihre Interessen ausgelegte Angebote von einem Sport zu begeistern, den so viele lieben gelernt haben.
Die Entscheidungsträger des Fußballs – im Übrigen auch die Vorstände des HSV – haben erkannt, dass bei einem „Weiter so“ das Risiko besteht, eine für die Vermarktung so relevante Zielgruppe zu verlieren. Das Konsumverhalten junger Menschen, die ohne einen „Second Screen“ schnell gelangweilt sind, hat sich verändert. Auf den Smartphones aufploppende Spieldaten sowie über soziale Netzwerke verbreitete Videos, die dem Fan eine Nähe zu ihren Idolen vermitteln sollen, gewinnen an Bedeutung.
Fans im Blick behalten: Worauf es jetzt ankommt
Viele Vereine müssen sich eine zukunftsfähige Infrastruktur jedoch erst aufbauen – und benötigen dafür Geld. Auf der Suche nach Investoren muss der Fußball allerdings aufpassen, den Bogen nicht zu überspannen. Die Sorgen der Fans müssen ernst genommen und die von der DFL als „rote Linien“ deklarierten Grenzen des angestrebten Milliardendeals eingehalten werden.
Nur wenn es gelingt, Investoren ohne Machteinfluss zu gewinnen, Spielorte wie das Pokalfinale nicht in andere Länder zu verlegen und die ohnehin schon festgefahrenen Kräfteverhältnisse durch das frische Geld nicht weiter zu zementieren, besteht eine Chance, alle Fans auf diesem steinigen Weg mitzunehmen.
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Neue Wege im Fußball? HSV als Vorreiter
Als positives Beispiel, wie die junge Generation an den Fußball gebunden werden kann, dient der HSV. Trotz hoher Ticketpreise ist das Volksparkstadion dauerhaft voll, die Trikotverkäufe sind auf Rekordniveau, und in der ersten Reihe der treuesten Anhänger blickt man fast ausschließlich in junge Gesichter.
Wie es nicht funktioniert, zeigte dagegen die WM-Vergabe an Katar, die durch den Boykott in westlichen Ländern für ein gemindertes Interesse sorgte – bis zum Finale, das plötzlich alle Nationen wegen der Begeisterung am Fußball einte. Es waren Emotionen, auf die es weiterhin ankommen wird, wenn der Fußball seinen Weg in eine erfolgreiche Zukunft sucht.