Hamburg. Am vergangenen Wochenende hatte die aktive Fanszene bundesweit mit Stimmungsboykott protestiert. Huwer erklärt das Modell.
Dass sich der HSV-Vorstand nicht gerne von Emotionen leiten lässt, zeigt er aktuell in der Diskussion um Trainer Tim Walter. Für die ausführliche Analyse der Hinrunde nehmen sich Jonas Boldt und Eric Huwer mehrere Tage Zeit. Frühestens am Donnerstag wird die Entscheidung fallen, ob es mit Walter weitergeht - oder eben nicht.
Auch bei der Debatte um die Investorenpläne der Deutschen Fußball Liga, für die der HSV am Montag vor einer Woche mit einem Ja gestimmt hatte, ließen die HSV-Verantwortlichen etwas Zeit vergehen, ehe sie sich öffentlich äußerten. Nachdem Boldt bereits am Sonnabend nach dem Spiel beim 1. FC Nürnberg erstmals Stellung bezogen hatte, reagierte nun auch Huwer ausführlich auf die Fanproteste am vergangenen Wochenende.
HSV-Fans protestierten gegen die DFL-Pläne
„Das kollektive Schweigen an fast allen Bundesliga-Standorten war ein ausdrucksstarkes Zeichen der deutschen Fanszenen, welches wir entsprechend ernst nehmen", sagte Huwer in einem vereinseigenen Interview zu den zwölf Minuten langen Protesten der Fans, die sich gegen die Pläne der DFL richteten. Die Clubs hatten sich mehrheitlich dafür entschieden, dass der Dachverband der Profiligen einen rund eine Milliarde Euro schweren Investorendeal mit potenziellen Interessenten aushandelt. Im Gegenzug erhalten die Investoren eine Erlösbeteiligung von sechs bis neun Prozent an den TV-Einnahmen der nächsten 20 Jahre.
Huwer erklärt, dass es sich nicht um „den Ausverkauf der deutschen Fußballseele" handele, sondern um „eine befristete Minderheitsbeteiligung von maximal 8 Prozent an den Vermarktungserlösen unter Wahrung der hoheitlichen Rechte der Fußball-Bundesliga." Huwer erklärt weiter: „Die Liga verkauft also keine Beteiligung an sich selbst, sondern an einer die Medienrechte verwaltenden Tochtergesellschaft, ohne dass Einfluss auf die Kernfragen der Fußball-Kultur und Identität, z.B. hinsichtlich der Anstoßzeiten, genommen werden kann. Wirtschaftlich gesehen handelt es sich also um eine Erlösbeteiligung."
HSV-Vorstand Huwer erklärt DFL-Modell
Huwer vergleicht das Geschäftsmodell mit den gängigen Vermarktungspartnerschaften, die beim HSV etwa seit Jahren mit Sportfive vertraglich vereinbart ist. Vor der Abstimmung habe der Club Gespräche mit mehreren Fanvertretern geführt, um die Anhängerschaft für das Thema zu sensibilisieren. „Es geht nicht um mehr Kommerz oder mehr Geld für immer teurere Transfers, sondern um eine verbesserte Reaktionsfähigkeit auf veränderte Medienmärkte und dabei wirtschaftliche, sportliche und gesellschaftliche Interessen in Einklang zu bringen", sagt Huwer.
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Bei der Mitgliederversammlung der DFL habe es allerdings unterschiedliche Ansichten gegeben, wie der Weg der Kapitalbeschaffung aussehen könnte. Der HSV habe sich dabei gegen eine Fremdkapitalaufnahme durch Kredite von Banken oder anderen Finanzdienstleistungsinstituten ausgesprochen.
„Wir halten Fremdkapital nicht für die adäquate Lösung für die Weiterentwicklung der Liga, das Gesamtrisiko der Investitionen wäre alleine von Seiten der DFL und der Clubs zu tragen gewesen. Deshalb haben wir mit unserem „Ja“ die DFL beauftragt, Verhandlungen mit einem strategischen Partner aufzunehmen, um unter Wahrung einer starken Markt- und Verhandlungsposition die gemeinsamen Investitionsziele von Clubs und DFL bestmöglich zu erreichen."