Hamburg. Beim HSV hängen viele Entscheidungen an der Trainerfrage. Welche Profis verlängern sollen und wer kommen könnte.

Der Beliebtheitsgrad von Stephan Ambrosius wurde am Montag mal wieder deutlich. Zum 25. Geburtstag des HSV-Verteidigers gratulierten eine ganze Reihe ehemaliger und aktueller Mitspieler ihrem „Bro“ und „Brother“ via Instagram. Ambrosius ist zweifelsfrei einer der populärsten Spieler in der Mannschaft des HSV. Mittlerweile hat sich auch Trainer Tim Walter in den Wilhelmsburger verguckt. An der Seite von Sebastian Schonlau hat sich Ambrosius mit seinen Leistungen in den vergangenen Wochen einen Platz für die Zukunft in der Innenverteidigung gesichert.

Das Problem an der Geschichte: Durch seine überzeugenden Auftritte sind auch die Chancen gestiegen, dass Ambrosius für den Afrika-Cup (13. Januar bis 11. Februar) nominiert wird. In der Gruppe mit Ägypten, Kap Verde und Mosambik stünden die Chancen gut, dass Ghana ins Achtelfinale einzieht. Dann wären Ambrosius und womöglich auch Ransford Königsdörffer bis mindestens Ende Januar unterwegs und würden in jedem Fall die ersten zwei Rückrundenspiele auf Schalke und gegen Karlsruhe verpassen.

HSV-Transfers hängen von Walter ab

Auch deshalb laufen beim HSV im Hintergrund die Gedankenspiele über mögliche Verstärkungen in der Winterpause. Obwohl der Club aktuell sechs gelernte Innenverteidiger im Kader hat, könnte das Abwehrzentrum in den Fokus rücken. Zumal auch Schonlaus Gesundheitszustand trotz seiner Rückkehr eine Problematik bleibt. Auch in Nürnberg hatte der Kapitän wieder Wadenprobleme, wäre am liebsten schon früher ausgewechselt worden als erst in der Nachspielzeit.

Viel wird bei der Frage nach Neuzugängen davon abhängen, wie Sportvorstand Jonas Boldt in dieser Woche die Trainerfrage beantwortet. Macht er mit Tim Walter weiter, hätte das auch Einfluss auf das Profil eines neuen Verteidigers.

Vor einem Jahr machte der HSV mit Javi Montero schlechte Erfahrungen, weil der Spanier Schwierigkeiten hatte, sich mit der Spielweise des Trainers zurechtzufinden. Das Gleiche gilt für Dennis Hadzikadunic und Guilherme Ramos, die im Sommer kamen und bis heute mit dem Walterschen Spielaufbau fremdeln.

Vertragsgespräch mit Flügelstürmer Bakery Jatta verschoben

Eigentlich wollte der HSV noch vor Weihnachten alle offenen Zukunftsfragen klären. Doch angesichts der ungeklärten Trainerfrage sind zunächst einmal alle Vertragsverhandlungen verschoben. Das gilt auch für den Fall Bakery Jatta, dessen im Sommer auslaufender Vertrag eigentlich vor Weihnachten bei einem Treffen zwischen Boldt und dem Management des Gambiers besprochen werden sollte. Doch die Gespräche wurden wegen der noch ausstehenden Entscheidung in der Trainerfrage vertagt.

In der Hinrunde war der 25-Jährige mit neun Torbeteiligungen in 19 Pflichtspielen der konstanteste der vier Flügelspieler. Insbesondere Königsdörffer und Neuzugang Levin Öztunali enttäuschten dagegen.

Der HSV-Plan mit Dompé

Oberste Priorität hat beim HSV, den in der Hinrunde zu inkonstanten und oft angeschlagenen Dompé in die Spur zu kriegen. Wenn der Franzose fit ist, gehört er in der Zweiten Liga zu den Unterschiedsspielern. Weil er das aber zuletzt zu selten war, schaut sich der HSV auch auf den Flügeln um.

Ein Wunschkandidat bleibt Noah Katterbach. Der 1. FC Köln möchte den Linksverteidiger unbedingt loswerden, um ihn von der Gehaltsliste zu bekommen. Katterbach, der in der vergangenen Rückrunde an den HSV verliehen war, ehe er sich im April das Kreuzband riss, verdient jährlich rund 1,5 Millionen Euro. Sein Vertrag in Köln läuft 2024 aus. Ihm stehen also noch 750.000 Euro zu. Diese Summe kann und will der HSV nicht bezahlen.

Denkbar ist also ein ablösefreier Wechsel sowie eine geringe sechsstellige Abfindung, die Köln bezahlen müsste. Katterbach müsste zugleich auf einen Teil seines Gehalts verzichten. Eine Ablöse wird es nicht geben. Weil Miro Muheim noch ein Spiel gesperrt fehlt, würde der HSV ihn am liebsten schnell holen.

Katterbach und Batista Meier Kandidaten beim HSV

Um den Wechseldruck zu erhöhen, hat Baumgart zuletzt trotz der Muskelverletzung von Leart Paqarada den erst 19 Jahre alten Max Finkgräfe für die Startelf nominiert. Katterbach, der seit vier Wochen in der Regionalligamannschaft spielt, stand nicht mal im Kader. Mit dem Trainerteam des HSV steht der 22-Jährige nach wie vor in Kontakt. Katterbach hatte in seiner Zeit in Hamburg immer betont, gerne langfristig beim HSV bleiben zu wollen.

Ein Kandidat für die Flügel ist auch Oliver Batista Meier, der aktuell von Dynamo Dresden an den SC Verl verliehen ist und in der Hinrunde Topscorer der Dritten Liga war (9 Tore, 9 Assists). Doch auch für den 22-Jährigen gilt: Alles hängt an Walter. Unter dem spielte Batista Meier bereits in der U17 von Bayern München. Ihr Kontakt ist nie abgerissen. Batista Meier ist aber kein klassischer Flügelstürmer, der mit Garantie auf Anhieb helfen würde.

Oliver Batista Meier, der aktuell von Dynamo Dresden an den SC Verl verliehen ist, hat das Interesse des HSV auf sich gezogen.
Oliver Batista Meier, der aktuell von Dynamo Dresden an den SC Verl verliehen ist, hat das Interesse des HSV auf sich gezogen. © Imago / Dünhölter SportPresseFoto

HSV-Vertrag für Yalcinkaya

Unabhängig von Trainer Walter wird sich zeitnah die Zukunft der beiden Toptalente Otto Stange (16) und Bilal Yalcinkaya (17) klären. Beim U-17-Weltmeister Yalcinkaya, mit dem sich der HSV nach Abendblatt-Informationen über eine Verlängerung einig ist, dürfte es jetzt nur noch um den Zeitpunkt der Veröffentlichung gehen.

Mehr zum Thema:

U-19-Stürmer Stange, der bereits zweimal im Profikader stand, wird von Borussia Dortmund umworben. Anders als bei Leo Garcia, der vor der Saison aus der HSV-Jugend in den BVB-Nachwuchs wechselte, stehen die Chancen auf einen Verbleib von Stange in Hamburg aber gut.

Bliebe also nur noch die Frage, ob auch der Trainer bleibt. Vor dem Analysegipfel in dieser Woche ist noch alles offen. Klar ist nur eines: Es wird eine Entscheidung sein, auf die viele andere folgen werden.