Nürnberg. In Nürnberg protestierten nicht nur die HSV-Fans gegen das DFL-Vorhaben. Boldt erklärt die Haltung des HSV.
Am 14. Januar geht es beim HSV mal wieder um die Zukunft. Auf der Mitgliederversammlung des Vereins will die Arbeitsgruppe Rechtsform den Mitgliedern die Ergebnisse vorstellen, die sie in den vergangenen Monaten ausgearbeitet hat. Dabei geht es vor allem um die Frage: Will der HSV in einer neuen Rechtsform weitere Anteile an Investoren verkaufen oder nicht?
Was die Ultras des HSV von Aktionären wie Klaus-Michael Kühne halten, haben sie am Sonnabend in Nürnberg mal wieder demonstriert: „Investoren unerwünscht“ stand auf einem bekannten Banner, dass die aktive Fanszene schon vor einem Jahr präsentiert hatte.
Fans schweigen für zwölf Minuten
Dass die HSV-Fans in Nürnberg genau wie die Anhänger des FCN zunächst ihren Support verweigerten, hatte aber andere Gründe. Es ging um die Pläne der Deutschen Fußball-Liga, mit einem Investor künftig im internationalen Vergleich der europäischen Ligen wieder wettbewerbsfähiger zu werden. So zumindest lautet das Ziel des rund eine Milliarde Euro schweren Deals, den die DFL nun mit Interessenten aushandelt. Im Gegenzug erhalten die Investoren eine Erlösbeteiligung von sechs bis neun Prozent aus den TV-Einnahmen der nächsten 20 Jahre.
Auch der HSV hatte am vergangenen Montag bei der DFL-Mitgliederversammlung in Frankfurt mit Ja gestimmt. Viele Fans reagierten in Foren und sozialen Netzwerken enttäuscht. Fünf Tage später nahm der HSV erstmals Stellung zu den Beweggründen. „Der deutsche Fußball ist in einem hochkomplexen Umfeld. Wir haben einerseits die 50+1-Regel, die gemeinnützige Vereine als Muttergesellschaft hat, trotzdem aber Leistungssport fördern soll. Das ist allein schon ein Widerspruch“, sagte Sportvorstand Jonas Boldt.
Der Manager spricht sich für eine Weiterentwicklung des Fußballs aus, ohne die Werte des eigenen Clubs zu verraten. „Uns ist es gut gelungen, die Messlatte hochzuhalten und einen eigenen Weg zu gehen. Wir wollen uns weiterentwickeln, aber ich glaube, wir haben auch gezeigt, dass wir uns nicht verkaufen“, sagte Boldt.
Boldt spricht über Haltung des HSV
In seiner viereinhalbjährigen Amtszeit hat der 41-Jährige es bislang vermieden, sich etwa von Investor Kühne die Entscheidungen im Volkspark diktieren zu lassen, wie es zuvor oft der Fall war. Im Sommer aber schloss der HSV einmal mehr eine Darlehensvereinbarung mit dem bei den Fans umstrittenen Gesellschafter ab.
Dass der HSV bei der Mitgliederversammlung nun mit einem Ja für die Investorenpläne der DFL stimmte, habe nichts mit den eigenen Investorenplänen zu tun, stellte Boldt klar. „Wir müssen klar bleiben, was wir beim HSV wollen. Es gibt viele Diskussionen im Fußball aktuell. Nicht alles wird immer richtig kommuniziert. Das ist eine Riesenherausforderung. Wenn wir klar und transparent sind, gelingt es uns, die Menschen mitzunehmen“, sagte Boldt.
HSV verpasst Kommunikation mit den Fans
Im Fall der DFL-Abstimmung, bei der mit 24 Ja-Stimmen der 36 Erst- und Zweitligisten eine hauchdünne Zweidrittelmehrheit erreicht wurde, ist dem HSV das nicht optimal gelungen. Trotzdem steht Boldt zum Ja des Clubs. „Ich habe schon mehrfach bewiesen, dass ich mich in den Wind stelle und die Bedürfnisse auch verstehe. Aber man kann nicht jeden Tag seine Meinung ändern. Dann passiert das, was in den letzten 20 Jahren beim HSV passiert ist“, sagte Boldt.
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Was in den nächsten 20 Jahren beim HSV passiert, haben im kommenden Jahr auch die Mitglieder in der Hand. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung soll über eine mögliche Rechtsformänderung in eine KGaA abgestimmt werden. Die Fans werden dann genau wissen wollen, wie die Zukunft des HSV aussehen könnte.