Hamburg. Der Verteidiger stand zuletzt zweimal in der Startelf und wusste zu überzeugen. Nun geht es um seine Zukunft – und den Afrika-Cup.
In den kommenden Tagen wird Stephan Ambrosius auf einen Anruf warten. Der erhoffte Gesprächspartner: Ghanas Nationaltrainer Chris Hughton. In der nächsten Woche stehen die ersten zwei Qualifikationsspiele für die Weltmeierschaft 2026 in den USA, Mexiko und Kanada an. Die Black Stars spielen gegen Madagaskar (17.11.) und auf den Komoren (21.11.). Es sind die letzten zwei Länderspiele vor dem Afrika-Cup in der Elfenbeinküste, bei dem Ghana zum Auftakt am 14. Januar gegen Kap Verden spielt. Und Ambrosius will bei all diesen Spielen dabei sein.
Die Chancen des HSV-Verteidigers sind erheblich gestiegen, nachdem er am Sonnabend das erste Mal seit drei Monaten wieder ein Zweitligaspiel in der Startelf bestreiten durfte. Beim 2:0-Sieg gegen den 1. FC Magdeburg war Ambrosius auf Anhieb wieder einer der besten Spieler auf dem Platz, wurde hinterher von den Fans mit Sprechchören gefeiert.
Vier Tage zuvor hatte er bereits im DFB-Pokal bei Arminia Bielefeld (4:3 im Elfmeterschießen) in der Startelf gestanden. Anschließend profitierte er vom Ausfall des angeschlagenen Guilherme Ramos, der zuvor den Vorzug vor Ambrosius erhalten hatte. Allerdings plagen den 24-Jährigen nun selbst muskuläre Probleme im Oberschenkel. Die Einheit am Dienstag verpasste er.
Eine Verletzung verhinderte seinen Einsatz bei der WM
Durch den fehlerfreien Auftritt gegen Magdeburg hat Ambrosius dennoch gute Chancen, nicht nur für Ghana nominiert zu werden, sondern auch am Sonnabend beim Auswärtsspiel bei Holstein Kiel erneut von Beginn an spielen zu dürfen – sofern er wieder rechtzeitig fit wird. „Ich bin Fußballer, ich will immer spielen. Leider war das in der vergangenen Zeit nicht so oft der Fall, auch aufgrund von Verletzungen. Jetzt fühle ich mich gut und schaue nach vorne, egal was vorher passiert ist“, sagte Ambrosius am Sonnabend.
Passiert ist in den vergangenen Jahren einiges. Bundesligadebüt mit 18, dann ein Kreuzbandriss. Comeback bei den HSV-Profis und Stammplatz unter Daniel Thioune sowie die Vertragsverlängerung bis 2024. Dann der erneute Kreuzbandriss. Es folgten eine Leihe zum Karlsruher SC und die erste Einladung zur Nationalmannschaft Ghanas unter Trainer Otto Addo, der ihn für den erweiterten WM-Kader nominierte. Doch eine Muskelverletzung bedeutete schließlich das Aus für Katar.
Dass Ambrosius nun beim HSV zu alter Stärke zurückfindet, hat auch Addo beobachtet. „Stephan hat richtig gut gespielt gegen Magdeburg“, sagte der Ex-Nationaltrainer, der bei Borussia Dortmund als Talentemanager arbeitet, dem Abendblatt. Den Verteidiger hat Addo aus seiner Zeit in Ghana in guter Erinnerung. „Er ist ein angenehmer Typ, der sich schnell bei uns integriert hat. Ich mag seine aggressive Spielweise. Er ist sehr zweikampfstark.“
Ambrosius hat seine Fähigkeiten im Spielaufbau verbessert
Diese Stärken kennt man von Ambrosius seit Jahren. Dass er unter Tim Walter, der zu Beginn kein großer Fan des Verteidigers war, mittlerweile gute Perspektiven hat, liegt vor allem daran, dass er sich im Spielaufbau verbessert hat. „Er hat sich in dem Bereich weiterentwickelt. Jetzt spielt er sehr verlässlich. Nun geht es für ihn darum, gesund zu bleiben“, sagt Addo.
Seine Mitspieler beim HSV vertrauen Ambrosius. „Jede Sekunde, die er in dieser Saison gespielt hat, fand ich sehr gut“, sagte Jonas Meffert nach dem Magdeburg-Spiel. In der Mannschaft gehört der Wilhelmsburger ohnehin zu den beliebtesten Spielern. Auch, weil er seine bisherige Rolle bislang ohne Murren akzeptiert hat. So hat es Ambrosius vor der Saison mit den Verantwortlichen vereinbart.
Ambrosius trennt sich von umstrittenem Berater
Dabei stand im Sommer sogar ein Abschied im Raum. Doch es fand sich kein Club, der bereit war, Ambrosius’ Gehalt zu stemmen. Bei seiner Vertragsunterschrift im Januar 2021 hatte ihm sein damaliger Berater Nochi Hamasor ein Salär von rund 600.000 Euro pro Jahr ausgehandelt.
Der umstrittene Agent sorgte in den Verhandlungen allerdings auch für mächtig Ärger. Zwischenzeitlich drohten die Gespräche zu platzen, nachdem Hamasor offenbar ein Fakeangebot von Leeds United in den Poker eingebracht hatte. Letztlich aber einigte sich der HSV mit Ambrosius auf eine Verlängerung um drei Jahre.
HSV-Vertrag von Stephan Ambrosius läuft aus
Dieser Kontrakt läuft im Sommer aus. Für das Eigengewächs des HSV geht es nun um die Zukunft im Volkspark. Dafür hat sich Ambrosius mittlerweile von Hamasor getrennt. Es ist der sechste Beraterwechsel in seiner jungen Karriere. Mit seiner neuen Agentur aus Düsseldorf und dem HSV gab es bereits den ersten Austausch. Ambrosius’ Ziel: noch einmal in der Bundesliga spielen. So wie im April 2018, als er unter Christian Titz in Stuttgart auf einmal in der Startelf stand.
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Sein Ex-Nationaltrainer Addo traut Ambrosius in jedem Fall zu, dort zu spielen. „Stephan bringt alles, um in der Bundesliga zu spielen. Er braucht jetzt Spiele. Dann ist alles möglich.“ Beim HSV will man aber noch gar nicht so weit nach vorne schauen. Ambrosius, so der Tenor, soll nun erst einmal den Fokus behalten, gesund bleiben und seine Leistung bestätigen. Dann ist tatsächlich alles möglich.