Bielefeld. HSV schonte zahlreiche Stammkräfte auf dem Weg ins Pokal-Achtelfinale. Poreba debütierte, Muheim war der Kapitän.

Die Zuschauer in der Schüco-Arena hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen. Schon weit vor Schlusspfiff standen die Fans von Arminia Bielefeld im Pokalduell gegen den HSV auf ihren Plätzen. Es war eine Erstligaatmosphäre unter Flutlicht in einem Traditionsduell, das es lange Jahre auch in der Bundesliga gab.

Es sollte ein langer Dienstagabend werden. Und es wurde ein packender Fußballabend. Erst um kurz vor Mitternacht fiel die Entscheidung im Elfmeterschießen (5:4 n.E.), in dem Hamburgs Pokaltorhüter Matheo Raab zum Helden wurde, als er den letzten Versuch von Bielefelds Marius Wörl parierte.

HSV siegt im Elfmeterschießen dank Raab

Nachdem Laszlo Benes das Psychospiel vom Punkt erfolgreich eröffnet hatte, jagte Arminias Kapitän Fabian Klos den ersten Schuss der Gastgeber mehrere Meter über den Querbalken. Nach den Treffern von Miro Muheim und Robert Glatzel sowie Gerrit Gohlke und Kaito Mizuta auf Bielefelder Seite trat Elijah Krahn an.

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Der Youngster zögerte beim Anlauf und vergab kläglich mit einem gefühlt nur zehn km/h schnellen Versuch. Danach trafen Maximilian Großer für den Drittligisten und Moritz Heyer für den HSV, ehe der mit einem Spickzettel ausgestattete Raab erfolgreich die Arme hochriss. Zuvor hatte Bakery Jatta (77.) die Bielefelder Führung durch Nicklas Shipnoski (11.) in der regulären Spielzeit ausgeglichen.

Das Weiterkommen wurde dem HSV mit weiteren 862.400 Euro vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) versüßt. Das nun erreichte Achtelfinale wird am 5./6. Dezember ausgetragen, also nur wenige Tage nach dem Stadtderby beim FC St. Pauli (1. Dezember). Kommt es dann etwa zum Duell gegen den Kiezclub?

Walter bringt sechs Neue

Nur drei Tage nach dem kraftraubenden Abendspiel beim 1. FC Kaiserslautern tauschte Trainer Tim Walter seine halbe Mannschaft aus. Vom Abpfiff auf dem Betzenberg bis zum Anpfiff auf der Bielefelder Alm vergingen nur 70 Stunden. Entsprechend durften sich mehrere Stammspieler zunächst schonen. Robert Glatzel und Jonas Meffert saßen ebenso auf der Bank wie Bakery Jatta und der ehemalige Bielefelder Guilherme Ramos. Mit William Mikelbrencis, Stephan Ambrosius, Neuzugang Lukasz Poreba, Levin Öztunali und Andras Nemeth brachte Walter fünf frische Kräfte. Dass Matheo Raab im Tor für Daniel Heuer Fernandes spielen wird, stand dagegen schon lange fest.

Womöglich hat sich Walter bei seiner Rochade an die Ereignisse des vergangenen Jahres erinnert. Damals hatte der HSV in der zweiten Pokalrunde nicht nur mit 0:4 bei RB Leipzig, sondern mit Bakery Jatta und Moritz Heyer auch noch zwei Stammspieler für mehrere Wochen verloren. Wenige Tage später gab es im Volkspark gegen den FC Magdeburg eine bittere 2:3-Niederlage.

Perfekte Flanke, perfekt eingelaufen: Bakery Jatta erzielte keine zwei Minuten nach seiner Einwechslung den Ausgleich für den HSV in Bielefeld.
Perfekte Flanke, perfekt eingelaufen: Bakery Jatta erzielte keine zwei Minuten nach seiner Einwechslung den Ausgleich für den HSV in Bielefeld. © Witters

An diesem Sonnabend soll es gegen Magdeburg besser laufen. Dafür muss es allerdings besser laufen als in Bielefeld in der ersten Halbzeit. Schon nach elf Minuten lagen die Hamburger hinten. Raab konnte einen Distanzschuss von Nassim Boujellab zunächst noch an den Pfosten lenken. Nicklas Shipnoski schaltete anschließend aber einen Tick schneller als Dennis Hadzikadunic sowie Aushilfskapitän Miro Muheim und staubte zum 1:0 ab. Zuvor hatte Ransford Königsdörffer die große Chance zur HSV-Führung per Kopf recht kläglich vergeben (6.).

Jatta verwertet Muheim-Flanke zum HSV-Ausgleich

Dem HSV war vor 26.561 Zuschauern in der ausverkauften Schüco-Arena anzumerken, dass er in dieser Formation vorher noch nie gespielt hat. Und es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch nie wieder tun wird. Angesichts dieser Tatsache machten es die Hamburger mit zunehmender Spielzeit nicht so schlecht. Doch nicht so schlecht reicht eben auch nicht, um einen Drittligisten im Vorbeigehen zu besiegen. Muheim (29.), Immanuel Pherai (38.) und Königsdörffer zeigten bei ihren Möglichkeiten, warum Glatzel für den HSV unverzichtbar ist.

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Der Hamburger Topstürmer kam nach einer Stunde für den blassen Nemeth. Der HSV erhöhte den Druck von Minute zu Minute. Bielefeld kam nur noch selten zur Entlastung. In der 77. Minute war es dann so weit. Muheim flankte von der linken Seite so präzise wie ein Schweizer Taschenmesser. Der keine zwei Minuten zuvor erst eingewechselte Bakery Jatta musste fünf Meter vor dem Tor nur noch seinen Kopf hinhalten – das verdiente 1:1.

HSV-Keeper Raab rettete vor Elfmeterschießen schon stark

Arminia versuchte mit der Einwechslung von Vereinslegende Fabian Klos für Ex-HSV-Stürmer Manuel Wintzheimer die Überraschung zu schaffen. Kurz vor Schluss rettet Raab ganz stark gegen den Bielefelder Joker. Es ging also wie schon beim Erstrundenspiel in Essen in die Verlängerung. Dabei wollte Walter doch eigentlich Kräfte sparen.

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Viel sollte in den 30 Minuten aber nicht passieren. Stattdessen kämpften viele Spieler auf beiden Seiten mit Krämpfen. Die spürbar erschöpften Bielefelder retteten sich schließlich ins Elfmeterschießen.

Viel Zeit zur Regeneration hat der HSV auch nach diesem Abend nicht. Am Sonnabend kommt Magdeburg in den Volkspark. Bis dahin bleiben zumindest 86 Stunden, um Kraft zu tanken. Die wohl wichtigste Nachricht: Es kam kein weiterer Verletzter dazu.

Die Statistik:

  • Bielefeld: Kersken – Lannert, Schneider, Großer, Oppie – Schreck (83. Mizuta), Özkan (46. Wörl), Boujellab – Sarenren Bazee (17. Yildirim), Wintzheimer (83. Klos), Shipnoski (70. Gohlke).
  • HSV: Raab – Mikelbrencis, Hadzikadunic, Ambrosius (75. Ramos), Muheim – Poreba (102. Krahn) – Pherai, Benes – Königsdörffer (109. Heyer), Nemeth (62. Glatzel), Öztunali (75. Jatta).
  • Tore: 1:0 Shipnoski (11.), 1:1 Jatta (77.)
  • Schiedsrichter: Robert Kampka (Mainz)
  • Zuschauer: 26.500 (ausverkauft)