Hamburg. Mehrere Clubs schließen sich HSV-Forderung nach Veränderungen im Umgang mit Pyrotechnik an. Ist der DFB bald kompromissbereit?

Am zurückliegenden Spieltag wurde wieder kräftig gezündelt in deutschen Stadien. In Hannover erleuchtete die gesamte Fankurve in bengalischen Fackeln. Auch in Düsseldorf leuchtete es im Block des 1. FC Kaiserslautern und beim Rheinderby Köln gegen Gladbach organisierten Fans eine Choreografie mit pyrotechnischen Gegenständen.

Während die Bilder immer imposanter werden und die Ultragruppierungen sich Woche für Woche überbieten, erhöhen sich auch die Strafen des DFB. Ein schier endloser Kreislauf, doch der Widerstand wächst.

HSV erfährt Pyro-Unterstützung

Nachdem bereits Vereinsvertreter des HSV, VfB Stuttgart, FC St. Pauli und des SV Werder Bremen die Kollektivstrafen des Verbands öffentlich kritisiert haben, hat sich mit dem 1. FC Kaiserslautern nun auch der kommende Gegner des HSV angeschlossen.

„Als Verein ist es aktuell nahezu unmöglich, Pyrotechnik im Stadion komplett zu verhindern“, sagt Stefan Roßkopf, Leiter Unternehmenskommunikation und Fanarbeit, auf Anfrage. Gemeint ist die flächendeckende Erweiterung des Sicherheitspersonals und der Fanbetreuung sowie eine verbesserte Kameraüberwachungstechnik und der Ausbau von Zäunen. Ein vom DFB erhoffter erzieherischer Effekt tritt dennoch nicht ein.

Deshalb hatte Cornelius Göbel, Leiter Fankultur beim HSV, vor zwei Wochen vorgeschlagen, Pilotstandorte wie Hamburg und das Volksparkstadion einzuführen, um kontrollierte Pyrotechnik für einen längeren Zeitraum zu legalisieren und wissenschaftlich zu begleiten. Ein Lösungsansatz, dem der FCK „offen gegenüber“ stehe, solange die Sicherheit aller Zuschauer gewährleistet sei.

Pyro? HSV in engem Austausch mit Vereinen

Final darüber entscheiden müsste der DFB, bei dem die Vereine offenbar zunehmend Gehör finden. „Ja, das Gefühl habe ich schon“, sagt Göbel im Abendblatt-Podcast „HSV – wir müssen reden“. Der Wunsch nach Veränderungen beim Thema Pyrotechnik erhalte „mehr Seriosität“ durch die öffentlichen Aussagen mehrerer Vereinsvertreter. Mit den durch die DFB-Strafen gleichermaßen leidgeprüften Clubs stehe Göbel in einem „intensiven Austausch“, den er stärken wolle.

Der HSV, der 2020 bislang einmalig legale Pyrotechnik abbrennen durfte, strebe noch in dieser Saison einen zweiten Anlauf einer kontrollierten Choreografie an. „Wir befinden uns darüber in Gesprächen und in der Vorbereitung“, sagt Göbel.

FCK-Fans wurden in den 1990er-Jahren durch Pyrotechnik bekannt

Am Sonnabend dürfte es beim Spiel Kaiserslautern gegen den HSV wieder brennen in den Kurven beider Fanlager. So wie beim letzten Mal auf dem Betzenberg im April.

Der FCK war in den 1990-er Jahren einer der ersten deutschen Vereine, bei denen Fans Pyrotechnik als Stilmittel eingesetzt haben. Aus dieser Zeit stammt auch der legendäre Satz "Der Betze brennt". Wahrscheinlich auch wieder am Wochenende.