Hamburg. Der HSV-Trainer war vor dem Osnabrück-Spiel zu Gast beim Sky-Format „Meine Geschichte“ und gibt private Einblicke.
Wer die Wendeltreppe im Haus von Tim Walter hinabgeht, steht im Keller plötzlich vor dem „Dr. Katrin Walter Stadion“. Hinter der Tür verbirgt sich ein Kunstrasenfeld. Hier hat der HSV-Trainer vor drei Jahren mit seiner Frau und seinen Kindern viel Zeit verbracht, als Deutschland im Corona-Lockdown steckte.
„Es war die intensivste und beste Zeit zum Reflektieren und wahrscheinlich der entscheidende Schritt in das Leben, in dem ich jetzt bin“, sagte Walter in der neuen Folge der Sky-Sendung „Meine Geschichte“, die am Freitag um 21 Uhr erscheint. Vor dem Spiel des HSV beim VfL Osnabrück (18.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) hat Walter dem Reporter Riccardo Basile private Einblicke in sein Leben abseits des Fußballs gegeben.
Wie HSV-Trainer Tim Walter bei Sky landete
„Ich bin immer auf der Suche nach Typen. Tim Walter ist zweifelsohne einer“, sagte Basile nach dem Dreh im Gespräch mit dem Abendblatt. In der 100. Folge war der 31-Jährige bei Lothar Matthäus zu Gast, in der 101. Ausgabe durfte Basile nun mit seinem Kamerateam bei Walter in dessen Haus in einem Münchner Vorort drehen. Basile und Walter kennen sich von verschiedenen Events. Als über einen gemeinsamen Freund die Anfrage kam, sagte Walter schnell zu.
Schließlich ist es ihm auch ein Anliegen, an seinem Image des arroganten und oft unfreundlich wirkenden Fußballtrainers zu arbeiten. Zuletzt ließ sich der 47-Jährige bereits vom Magazin „11 Freunde“ beim Gassigehen mit Hunden und beim Blumenverteilen fotografieren, nun zeigt sich der Coach erneut von einer anderen Seite.
„Harte Schale, weicher Kern. So würde ich mich selbst beschreiben. Während der 90 Minuten bin ich manchmal ein anderer, weil ich in der Zeit alles für meine Mannschaft und den Sieg tue“, sagt Walter gleich zu Beginn der Sendung über seine zwei Gesichter. Während man am Freitagabend an der Bremer Brücke in Osnabrück im Duell mit seinem Trainerkumpel Tobias Schweinsteiger wieder den wilden Walter erleben wird, der sich mit Schiedsrichtern oder der gegnerischen Bank anlegt, gibt es eben auch den anderen Walter.
Tim Walter und ein echter Udo Lindenberg
Zum Beispiel den Familienvater, der jede Woche am Tag nach dem Spiel nach München reist, um bei seiner Frau und seinen drei Kindern Maxima, Lara und Lennart zu sein. Oft geht es dann in das „Dr. Katrin Walter Stadion“, in dem sich der Trainer Hockey- und Fußballduelle mit seinen Kindern liefert, die nun alle in München auf ein Gymnasium gehen.
Walter zeigt zudem seinen Garten und sein Wohnzimmer, in dem mehr als 25 Bälle seines Sohnes liegen. Er demonstriert seine Espresso-Qualitäten an einer Siebträgermaschine, die er auch in der HSV-Kabine implementiert hat. Man sieht an den Wänden seine ersten eigenen Autogrammkarten von seinen Stationen in Kiel, Stuttgart und Hamburg, die er jeweils seiner Frau widmet („Das Erste für die beste Ehefrau der Welt“).
Ein besonderes Kunstwerk hängt an Walters Wänden auf dem Weg in den Keller: Ein echter Udo Lindenberg. Der Panikrocker aus Hamburg, der es mit dem HSV hält, malte auf Vermittlung seiner Managerin – gleichzeitig Walters Vermieterin in Eppendorf – höchstpersönlich ein Bild für den HSV-Trainer. Seinen berühmten „Bodo Ballermann“ gibt es für Walter im HSV-Trikot, dazu die Widmung: „No Panic Tim“. Walter verrät, dass er selbst ein Fan von Lindenberg sei. „Udo ist eine coole Socke“, sagt Walter.
Walters enger Kontakt zu Sammer
Dass auch Walter abseits der Seitenlinie eine coole Socke sein kann, sagte in dieser Woche nicht nur dessen früherer Co-Trainer Tobias Schweinsteiger im Abendblatt, sondern auch Matthias Sammer. Den früheren Kapitän der Nationalmannschaft lernte Walter in seiner Zeit beim FC Bayern München zwischen 2015 und 2016 kennen und schätzen. „Die Leute kennen ihn ja nur als Verrückten“, sagt Sammer in der Sendung „Meine Geschichte“.
Noch heute haben die beiden einen engen Kontakt. „Es war immer angenehm, wenn wir bei ihm zusammengesessen sind. Man hat in den Gesprächen immer gemerkt, dass ihm Werte wie Familie und Bodenständigkeit, Ehrlichkeit und Charakter wichtig sind, aber auch mit Ecken und Kanten eine Meinung zu vertreten. Er ist in meinen Augen ein guter und verlässlicher Mensch“, sagt Sammer.
HSV-Trainer Walter polarisiert und provoziert
Als Fußballtrainer polarisiert Walter aber weiterhin, auch wenn er sich nach der vergangenen Saison vorgenommen hat, ein wenig ruhiger zu werden und sich anzupassen. Das war ihm in seiner Zeit beim VfB Stuttgart nicht gelungen, als er sich mit vielen Menschen anlegte und nach einem halben Jahr rausgeworfen wurde. Die Zeit danach in der heimischen Kunstrasen-Arena hat er genutzt, um sich zu hinterfragen, aber auch nicht komplett zu verändern. „Ich muss es nicht allen recht machen“, sagt Walter. „Diejenigen, die wissen, wer ich bin, denen zeige ich auch, wer der wahre Tim Walter ist.“
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Riccardo Basile war jedenfalls begeistert von seinem Dreh mit dem HSV-Coach. „Er war total offen, genauso wie er in der Sendung rüberkommt. Er hat sich nicht verstellt“, sagt der Sky-Reporter, der in seinen Sendungen Persönlichkeiten wie Basketball-Weltmeister Dennis Schröder, Handball-Manager Bob Hanning, Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe oder Spielerberater Volker Struth begrüßte.
Bevor Walters private Seite auf Sky und dem YouTube-Kanal des Senders zu sehen ist, zeigt er am Freitagabend um 18.30 Uhr in Osnabrück aber erst einmal wieder das Gesicht, das die Fußballfans vom HSV-Trainer kennen: impulsiv, provokativ und voller Leidenschaft für seine Mannschaft. Und so wird Walter auch bleiben. So viel ist sicher.