Hamburg. Der frühere Finanzvorstand und Aufsichtsrat des HSV zieht sich komplett vom HSV zurück. Der neue Investor überrascht.

Am Donnerstagmittag verließ Marcell Jansen mit seinem Smart den Parkplatz vor der Geschäftsstelle im Volksparkstadion. Der HSV-Präsident, um den es in den vergangenen Wochen ruhig geworden war, führte ein Telefongespräch. Mit wem Jansen telefonierte, war nicht klar.

Möglich aber, dass es mit einer Nachricht zu tun hatte, die am Donnerstag die Runde machte. Unternehmer Thomas Wüstefeld, bis zuletzt ein Vertrauter von Jansen, wird seine Anteile an der HSV Fußball AG verkaufen. Und zwar an den Hauptsponsor des HSV, die HanseMerkur Versicherungsgruppe. Zuerst hatte am Nachmittag die „Bild“ berichtet.

HSV News: Wüstefeld verkauft Anteile

Vor zwei Jahren hatte Wüstefeld mit seiner Firma CaLeJo 5,07 Prozent Anteile von der Kühne Holding abgekauft. Dafür zahlte Pharmaunternehmer Wüstefeld rund 14 Millionen Euro. Jansen hatte zuvor den Kontakt zwischen Kühne und Wüstefeld vermittelt. Anschließend zog Wüstefeld zunächst in den Aufsichtsrat ein, übernahm wenige Wochen später den Vorsitz und wurde schließlich in den Vorstand entsendet.

Dort ließ er es auf einen Machtkampf mit Jonas Boldt ankommen, den er schließlich nach Monaten verlor. Im Zuge der Vorwürfe wegen einer möglicherweise falschen Nutzung seiner Titel als Doktor und Professor trat Wüstefeld schließlich von allen Ämtern zurück. Seine Anteile aber behielt er. Einen Käufer suchte Wüstefeld schon seit einiger Zeit. „Sollte es ein nachhaltiges und vernünftiges Angebot geben, werden wir uns dem nicht verschließen und uns das anhören“, sagte er im Juni dem Abendblatt.

HanseMerkur übernimmt die Anteile

Nun hat er mit der HanseMerkur einen Käufer gefunden, der bereit ist, die Anteile für einen ähnlichen Preis zu übernehmen. Jansen und Wüstefeld hatten vor einem Jahr engen Kontakt zur Versicherungsgruppe gehalten. In dieser Zeit wurde auch der Vertrag über das Trikotsponsoring abgeschlossen. Jansen wollte HanseMerkur-Vorstand Eric Bussert in den Aufsichtsrat holen, doch es gab Widerstand.

Jansen und das e.V.-Präsidium haben dem Verkauf der Anteile bereits einstimmig zugestimmt. Nun muss der Deal noch in der Hauptversammlung der HSV Fußball AG abgesegnet werden. Doch hier hält der e.V. ohnehin die Stimmmehrheit.

Für Wüstefeld ist das HSV-Kapitel dann endgültig vorbei. „Mit den Erfahrungen würde ich das in dieser Konstellation nicht nochmals machen“, sagte der 54-Jährige vor zwei Monaten. Aktuell hat Wüstefeld ohnehin andere Probleme. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Unternehmer wegen Betrugsvorwürfen.