Hamburg. Der langjährige Abendblatt-Reporter Dieter Matz schreibt eine ganz persönliche Würdigung zum ersten Todestag von Uwe Seeler.

Uwe fehlt. Und wie. Überall, an allen Ecken und Enden. Das geht nicht nur meiner Frau und mir so, das hören wir von vielen Freunden und Fußballfans – immer wieder, seit nunmehr genau einem Jahr. Und das nicht nur dann, wenn über seinen geliebten HSV diskutiert wird. Uwe fehlt in allen Lebenslagen, weil er – so wie es die meisten Leute nach dem 21. Juli 2022 treffend geschildert haben – eben ein ganz feiner Kerl gewesen ist.

Ich habe nach seinem Tod stets verkündet: „Uwe ist vom lieben Gott als Prototyp des besten Menschen der Welt auf diese Erde geschickt worden.“ Er war einzigartig. Allein sein Mutterwitz. Uwe hatte einen unschlagbaren Humor. Kurz und trocken gab er seine schlagfertigen Kommentare und landete damit immer einen Volltreffer – wie im Fußball.

Uwe war auch ein großzügiger Mann. Wo er helfen konnte, da half er. Und er führte mit seiner Ilka tatsächlich eine Bilderbuchehe. Wenn es irgendwann einmal zwischen ihnen knirschte, dann nur für eine Minute – allerhöchstens. Uwe lächelte jeden Stress weg. Auch in dieser Beziehung war er vorbildlich.

Nur wenn es um seinen HSV und den Aufstieg zurück in die Bundesliga ging, verstand er keinen Spaß. Er erregte sich nach schlechten Spielen und war auch noch lange danach am Meckern. Manchmal sogar stundenlang, weil er an seine Zeit dachte. Er führte einst seine „Rothosen“ auf den Rasen, und es gab nur eins für ihn: gewinnen. Dafür gab er alles – immer, bis zur letzten Minute. Genau das hatte er in den letzten Jahren besonders vermisst. So, wie wir ihn seit einem Jahr vermissen.

Es ist wirklich sehr bedauerlich, dass Uwe es nun nicht mehr erleben durfte, dass sein Enkel Levin endlich wieder bei seinem HSV spielt. Es hatte ihn immer sehr geschmerzt, dass die Verantwortlichen vor zehn Jahren nicht wirklich gewillt waren, den hoch talentierten Levin in Hamburg zu halten. Nun aber sind zumindest Uwe Seelers Gene ein bisschen zurück auf dem Rasen des Volksparkstadions. Und doch gilt: Uwe fehlt. Und wie.