Hamburg. Der ehemalige Stürmer und Präsident ist am Donnerstag in seinem Haus in Norderstedt friedlich eingeschlafen.
Große Trauer um Uwe Seeler: Wie das Abendblatt erfuhr, ist das HSV-Idol im Alter von 85 Jahren gestorben. Der ehemalige Spieler und Präsident der Hamburger ist im Kreise seiner Liebsten friedlich in seinem Haus in Norderstedt vor den Toren Hamburgs eingeschlafen. „Uwe Seeler steht für alles, was einen guten Menschen auszeichnet: Bodenständigkeit, Loyalität, Lebensfreude, zudem war er stets nahbar", sagte HSV-Sportvorstand Jonas Boldt auf der Internetseite der Hamburger.
HSV informierte Mannschaft und Stadt über den Tod von Seeler
Der 40-Jährige würdigte die Vereinslegende mit emotionalen Worten. "Er ist der Inbegriff des HSV. In besonderer Erinnerung bleibt mir persönlich unser Zusammensein bei seinem letzten Geburtstag. Er hat gefachsimpelt, nach seinem HSV gefragt, mir Tipps und ein paar Sprüche um die Ohren gegeben. Wir werden ihn nie vergessen und immer in Ehren halten. Jetzt gelten unsere Gedanken und unser Mitgefühl Uwes Familie, der wir unser herzliches Beileid aussprechen“, so Boldt weiter.
Am frühen Abend informierte der HSV den Aufsichtsrat, die Gesellschafter, die Stadt Hamburg sowie die Mannschaft über die traurige Nachricht. Der HSV hat anschließend hat die Flaggen im Volkspark auf Halbmast gesetzt und einen Blumenstrauß sowie eine Kerze am "Uwe-Seeler-Fuß"-Denkmal am Volksparkstadion niedergelegt.
"Mit Uwe Seeler ist heute der größte HSVer aller Zeiten von uns gegangen. Es fällt mir schwer, diesen Verlust zu begreifen. Ich bin unendlich traurig und mein tiefstes Mitgefühl gilt deiner Familie. Du wirst für immer in meinem Herzen bleiben, lieber Uwe. Ruhe in Frieden", schrieb Aufsichtsratschef Marcell Jansen (36) bei Twitter.
Der Nachruf zu Uwe Seeler
Uwe Seeler flogen die Herzen zu: Er tat es für die Menschen
Auch einige Fußballfans legten Blumen an der überdimensionalen Bronzeskulptur vom rechten Fuß Seelers nieder.
Auch in der Innenstadt gab es ein Zeichen der Trauer. Am Rathaus war an der Hamburg-Flagge ein Trauerflor zu sehen.
HSV-Idol Seeler lag zuletzt im Albertinen-Krankenhaus
Zuletzt hatte der Ehrenspielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft immer wieder gesundheitliche Probleme. Seit einem schweren Autounfall im Elbtunnel hatte Seeler Schwierigkeiten mit dem Gleichgewichtssinn. In seinem Haus war die HSV-Legende zuletzt mehrmals gestürzt. Anfang Juli hatte sich Seeler bei einem seiner Stürze einen Bruch der Schulter zugezogen. Er lag mehrere Tage im Albertinen-Krankenhaus in Schnelsen.
Bei Untersuchungen stellten die Ärzte zudem fest, dass sich Wasser in der Lunge gebildet hatte. Am Wochenende sollte "Uns Uwe" trotzdem eigentlich aus dem Krankenhaus entlassen werden. Doch öffentlich jammern war nicht die Sache des Mannes, der auf dem Platz nie aufgab. „Das Alter ist nichts für Feiglinge", sagte Seeler einst.
Seeler erzielte 507 Tore in 587 Spielen für den HSV
Seeler ist der größte Spieler in der langen Geschichte des HSV. Am 1. April 1946 wurde er von seinem Vater Erwin Seeler mit der Mitgliedsnummer 1725 beim HSV angemeldet. Es folgte eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Neunmal in Folge wurde Seeler mit den Hamburgern Oberligameister.
Der gebürtige Hamburger wurde mit seiner großen Fußball-Liebe, für die er als Spieler lukrative Angebote aus dem Ausland abgelehnt hatte, 1960 Deutscher Meister, drei Jahre später holte der einstige Weltklassestürmer den DFB-Pokal. Sein legendäres Zusammenspiel mit Linksaußen und Freund Charly Dörfel lehrte den Abwehrreihen das Fürchten. In 587 Spielen für die "Rothosen" traf Seeler 507 Mal.
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Doch nicht nur für den HSV war Seeler sportlich und menschlich extrem wertvoll. Insgesamt 72 Länderspiele absolvierte der Hamburger, erzielte dabei 43 Tore. Bei 40 internationalen Einsätze trug Seeler die Kapitänsbinde. 1972 ernannte ihn der Deutsche Fußball-Bund zum Ehrenspielführer.
Die deutschen Fußballerinnen liefen am Donnerstagabend im EM-Viertelfinale gegen Österreich in Gedenken an die verstorbene Fußball-Ikone mit einem Trauerflor auf.
2003 wurde "Uns Uwe" zum Ehrenbürger Hamburgs
Das HSV-Idol war jedoch weit über den Fußball hinaus bekannt und beliebt. Mit seiner bodenständigen Art, gepaart mit Hamburger Charme, gab es kaum einen Menschen, der "Uns Uwe" nicht mochte. Wo immer er mit Ehefrau Ilka, seiner großen Liebe, auftauchte, brachte er Menschen zum Lächeln.
In den 1990er-Jahren, wenn er als HSV-Präsident in fremden Stadien auftauchte, stimmten sogar die gegnerischen Fans „Uwe“-Sprechchöre an. So etwas wird es im deutschen Fußball wohl nie wieder geben.
Im vergangenen Jahr gaben Ilka und Uwe Seeler bei ihrem letzten längeren Interview Reinhold Beckmann in einer NDR-Dokumentation einen tiefen Einblick, wie sehr ihnen bewusst ist, dass die Zeit des Abschiednehmens naht und wie schwer es ihnen fällt, dass der Weg, der vor ihnen liegt, mit dem Glanz und der Leichtigkeit zu Seelers aktiven Zeiten nur wenig zu tun haben wird. „Mäuschen, es wird nie wieder so sein, wie es mal war“, sagte Ilka zu ihrem Uwe, bei dem wenig später die Tränen flossen.
Das war auch bei vielen Fans und Wegbegleitern der Fall. Die Anteilnahme am Tod der HSV-Legende ist gigantisch.
Seeler: "Hamburg wird immer eine schöne Stadt sein, auch ohne Uwe Seeler
Im Jahr 2003 wurde Seeler zum Ehrenbürger der Stadt Hamburg. „Ich bin nichts Besseres als andere, sondern ein stinknormaler Mensch. Ich habe einfach nur Fußball gespielt", sagte Seeler stets. Wenn jemand Seeler fragte, auf was er stolz sei, dann erwähnte er nicht seine vielen geschossenen Tore, sondern seine Familie: „Meine Frau Ilka, meine drei Töchter Kerstin, Frauke und Helle sowie meine sieben Enkelkinder, sie haben meine Lebensphilosophie verinnerlicht, dass du nie vergessen darfst, wo du herkommst. Und du darfst nie die Menschen vergessen, die dir im Leben begegnet sind.“
Seeler tat das nie, Familie und Freundschaften, diese zwei Dinge zählten für ihn. „Hamburg wird immer eine schöne Stadt sein. Auch ohne Uwe Seeler“, sagte er am Ende von Beckmanns Film im Oktober 2021. Es käme immer darauf an, wie man sich fühle. „Aber ein paar Jährchen würde ich gerne noch machen.“ Ihm blieben nur noch wenige Monate.
Es sind Worte, die den besonderen Menschen Uwe Seeler bestens widerspiegeln.