Hamburg/Anif. Zum Ende des Trainingslagers waren erneut die Außenverteidiger die Schwachstellen. Österreichs Meister war mit dem 1:4 noch gnädig.
Die HSV-Profis waren sichtlich erschöpft, als das Sommertrainingslager um 12.20 Uhr mit dem Abpfiff des Testspiels bei RB Salzburg offiziell beendet war. Zum Abschluss der Tage in Kitzbühel gab es gegen den österreichischen Meister, der ohne etliche Stammspieler angetreten war, eine verdiente 1:4 (1:3)-Pleite, die noch deutlich höher hätte ausfallen können.
Insbesondere in der Abwehr haben die Hamburger noch eine Menge Arbeit vor sich. Mit den bisherigen Tests gegen Landesligist Verden 04 (3:2) und den tschechischen Club Victoria Pilsen (3:3) hat der HSV nun neun Gegentore in den vergangenen drei Spielen kassiert. „Es fehlt noch ein bisschen was. Wir haben ja aber auch noch zwei Wochen Zeit", sagte Mittelfeldspieler Jonas Meffert.
Am kommenden Sonnabend wartet zum Abschluss der Vorbereitung noch ein Testspiel bei den Glasgow Rangers auf den HSV, ehe das Team am 28. Juli im ausverkauften Volksparkstadion gegen Schalke 04 in die neue Zweitligasaison startet.
HSV News: Hadzikadunic mit unglücklichem Debüt
Während gegen Salzburg in Kapitän Sebastian Schonlau und Miro Muheim (beide Wade) sowie Jonas David (Oberschenkel) gleich drei Stamm-Verteidiger der vergangenen Saison ausfielen, gab Neuzugang Dennis Hadzikadunic sein Debüt für den HSV. Der Innenverteidiger spielte an der Seite von Eigengewächs Valon Zumberi durch.
Dennis hatte hinten viele clevere Aktionen und viele Zweikämpfe gewonnen", sagte der zuletzt angeschlagene Jonas Meffert (Wade), der erstmals in dieser Vorbereitung bei einem Testspiel auf dem Platz. „Es war ein bisschen komisch zu lesen, dass ich Knieprobleme hätte", sagte er. „Meine Wade war einfach dick. Deshalb habe ich nicht trainiert.“ Für Muheim, der wie Jean-Luc Dompé (Achillessehne) nicht im Kader stand, verteidigte Rechtsfuß Heyer auf der linken Abwehrseite.
Ob es am frühen Anstoß (10.30 Uhr) lag, dass der HSV gleich zu Beginn zu schläfrig verteidigte, ist Spekulation. Tatsächlich waren aber weniger als acht Minuten gespielt, als der hochstehende Heyer einen Ballgewinn verpasste, Salzburg klug auf die linke Seite verlagerte und Stürmer Karim Konaté nach einer Hereingabe von Maurits Kjærgaard zur RB-Führung traf (8.). Heyer, der zu weit aufgerückt war, fehlte im Zentrum, sodass Konaté völlig frei stand.
Heyer an den ersten beiden Gegentoren beteiligt
Rund fünf Minuten später war es erneut Heyer, der sich einen folgenschweren Patzer leistete. Ein einfacher Doppelpass reichte aus, sodass der Linksverteidiger erneut überspielt war. Die flache Hereingabe von Amar Dedic konnte Hadzikadunic nur noch ins eigene Tor klären, der HSV lag 0:2 zurück (13.). „Man merkt, dass sie nächste Woche schon im Pokal spielen", sagte Meffert.
HSV-Coach Tim Walter reagierte, ließ nun William Mikelbrencis mit Heyer die Seite tauschen. Doch auch der junge Franzose machte es nicht besser, sorgte nur für Begleitschutz der RB-Angreifer. Völlig unbedrängt konnte Salzburgs Amankwah Forson den Ball aus rund 20 Metern ins obere linke Toreck zirkeln (23.). Wenig später war das Experiment wieder beendet, Heyer kehrte auf die linke und Mikelbrencis auf die rechte Abwehrseite zurück.
Pherai sorgte für den Anschluss
Nach einer kurzen Trinkpause tauchte der HSV dann erstmals gefährlich vor dem Salzburger Tor auf, nachdem sich die Österreicher einen schlimmen Fehler im Spielaufbau geleistet hatten. Neuzugang Immanuel Pherai fing den Ball ab, schloss Volley aus rund 16 Metern zum 1:3-Anschluss ab (29.).
Zur Pause war der HSV mit dem 1:3 noch gut bedient. Das vermeintliche 1:4 in der 35. Minute, als Heyer erneut überspielt wurde und das Zentrum nicht geschlossen war, zählte wegen einer Abseitsposition nicht. Wenige Sekunden später, als der bemitleidenswerte Hadzikadunic wieder einmal zu weit weg war, klatschte der Salzburger Schuss nur gegen den Pfosten.
Öztunali und Jatta ohne nennenswerte Aktionen
Auch offensiv verlor der HSV viel zu leicht den Ball. Die Flügelspieler Levin Öztunali und Bakery Jatta hatten fast überhaupt keine Bindung zum Spiel. Insgesamt wirkten die Hamburger nach dem Trainingslager müde, die Sonne und rund 30 Grad Celsius taten ihr Übriges.
Mit Beginn der zweiten Halbzeit brachte Walter Ransford Königsdörffer für Jatta und Elijah Krahn für Meffert. Zudem ersetzte Matheo Raab den Stammtorhüter Daniel Heuer Fernandes.
Zumberi verliert Laufduell vor 1:4
Die eklatante Abwehrschwäche des HSV setzte sich auch in der zweiten Hälfte fort. Langer Ball RB, verlorenes Kopfballduell Hadzikadunic – und Zumberi wird im Laufduell mit Salzburgs Dorgeles Nene stehengelassen. Neben dem pfeilschnellen RB-Stürmer, der den Ball locker an Raab zum 1:4 vorbeischob, wirkte Zumberi fast, als würde er rückwärts laufen (54.).
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Mitte der zweiten Halbzeit flachte das Niveau nach einer weiteren Trinkpause allmählich ab. Auch Salzburg tat angesichts der hohen Temperaturen nur noch das Nötigste, weshalb die HSV-Abwehr nun weniger ge-, beziehungsweise überfordert wurde. Kurz vor Schluss hatte Mikelbrencis noch einmal Glück, als er einen Salzburger Spieler im Strafraum nur mit einem Foul stoppen konnte, der Schiedsrichter allerdings nicht auf Elfmeter entschied (83.).
Nach dem Rückflug aus München hat Walter seinen Spielern nun zwei freie Tage gegeben. Erst am Dienstag trifft sich die Mannschaft wieder auf den Trainingsplätzen im Volkspark.
- HSV: Heuer Fernandes (46. Raab) – Mikelbrencis, Zumberi, Hadzikadunic, Heyer – Meffert (46. Krahn) – Reis, Pherai (89. Megeed) – Jatta (46. Königsdörffer), Glatzel, Öztunali (84. Heil).
- Salzburg: Schlager – Dedic, Solet, Pavlovic, Ulmer – Gourna-Douath – Forson, Nene (65. Kameri), Kjaergaard – Konate, Ratkov.
- Zuschauer: 1000.
- Schiedsrichter: Sebastian Gishamer (Österreich).
- Gelbe Karten: Krahn (77.), Zumberi (90.).