Hamburg. Während Ambrosius vor dem Abgang steht, könnte die bisherige Stammverteidigung von der kurzen Vorbereitung profitieren.

Es ist gerade einmal drei Wochen her, dass mit dem Relegationsrückspiel gegen den VfB Stuttgart eine lange Saison für den HSV zu Ende ging. Nach nur 22 Tagen Pause trifft sich die Mannschaft am Mittwoch zum Start der Sommervorbereitung. Dann stehen zunächst die Leistungstests an, ehe es am Freitag um 14 Uhr erstmals zusammen auf den Trainingsplatz geht. Mit Mittelfeldspieler Immanuel Pherai wird dann zunächst nur ein Neuzugang dabei sein. Innenverteidiger Guilherme Ramos, der ablösefrei von Arminia Bielefeld gekommen ist, braucht nach einer Schulterverletzung noch Zeit.

Dass der HSV sich trotz der Ramos-Verpflichtung in der Abwehr weiter verstärken muss, wurde spätestens in der Relegation gegen Stuttgart deutlich, als den Hamburger Verteidigern gegen erstklassige Bundesligastürmer die Grenzen aufgezeigt wurden. Weder Sebastian Schonlau noch Jonas David konnten mit dem Tempo des VfB mithalten. Auch Moritz Heyer musste erkennen, dass er als Rechtsverteidiger nur eine Notlösung ist. Einzig der zuvor viel kritisierte Linksverteidiger Miro Muheim machte zwei vernünftige Spiele. Der Schweizer startet zunächst ohne Konkurrenz in die Vorbereitung.

HSV-Trainer Tim Walter verändert seine Abwehrformation nur ungern

Viereinhalb Wochen vor dem Saisonbeginn deutet aktuell vieles darauf hin, dass der HSV mit der gleichen Viererkette in die erste Begegnung gehen könnte wie in der vergangenen Spielzeit. Dafür spricht, dass Tim Walter seine eingespielte Mannschaft nur ungern verändert und Neuzugänge vor allem in der Defensive viel Zeit benötigen, um sich an die Spielidee des HSV-Trainers zu gewöhnen. Selbst Mario Vuskovic brauchte vor zwei Jahren mehrere Monate, um sich zurechtzufinden. Das dürfte Neuzugang Ramos nicht anders gehen. Zumal die Stärken des Portugiesen nicht gerade im Spielaufbau liegen.

Gleiches gilt für HSV-Kandidat Saba Sazonov (21). Der Innenverteidiger-Hüne von Dynamo Moskau trifft an diesem Dienstag (18 Uhr) im dritten Gruppenspiel der U-21-Europameisterschaft mit Georgien auf die Niederlande und steht kurz vor dem Einzug in das Viertelfinale. Sollte der Georgier sich mit dem HSV auf einen Wechsel einigen, würde er nach seinem Urlaub also erst in rund drei Wochen im Volkspark aufschlagen. Das Trainingslager im österreichischen Kitzbühel, das die Mannschaft vom 6. bis 15. Juli bezieht, käme noch zu früh. Fehlende Deutschkenntnisse dürften dem Georgier zudem die schnelle Integration in das System des HSV-Trainers erschweren.

HSV-Verteidiger Ambrosius wird mit Osnabrück in Verbindung gebracht

Wie schwierig es unter Walter für Abwehrspieler ist, die ihre Stärken vor allem in der Zweikampfführung haben, musste Stephan Ambrosius erfahren. Vor einem Jahr kämpfte sich der Innenverteidiger nach seinem zweiten Kreuzbandriss in der Vorbereitung zurück. Walter aber fand keine Verwendung für den 24-Jährigen, der schließlich zum Karlsruher SC verliehen wurde. Der Trainer bemängelte den fehlenden Mut im Spielaufbau.

Nun steht Ambrosius vor einem erneuten Wechsel. Zweitliga-Aufsteiger VfL Osnabrück will den Wilhelmsburger, der noch bis 2024 an den HSV gebunden ist, laut „Bild“ fest verpflichten. Bei den Niedersachsen würde Ambrosius wieder auf Trainer Tobias Schweinsteiger treffen, der den Verteidiger vor drei Jahren beim HSV für einige Monate trainierte.

Tim Walter (l.) und Stephan Ambrosius gehen künftig getrennte Wege
Tim Walter (l.) und Stephan Ambrosius gehen künftig getrennte Wege © WITTERS | TimGroothuis

Wenn die Deutsche Fußball Liga am Freitag den neuen Spielplan für die Zweite Liga präsentiert, wird noch einmal deutlich werden, wie wenig Zeit dem HSV bis zum Saisonauftakt bleibt. Schon vor einem Jahr hatten die Hamburger durch die Relegation die kürzeste Vorbereitung aller Zweitligisten. So auch in diesem Sommer. Während etwa der FC St. Pauli und der 1. FC Nürnberg schon seit einer Woche wieder trainieren, starteten die Mitkonkurrenten Fortuna Düsseldorf und Hannover 96 am Sonntag. Am Montag stiegen schließlich auch die beiden Absteiger FC Schalke 04 sowie Hertha BSC in die Vorbereitung ein.

Vier Wochen also hat der HSV Zeit, sich einzuspielen. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Hamburger mit ihrer gewohnten Startformation in die Saison gehen. Profitieren könnte von der kurzen Vorbereitung erneut David, der in der Abwehr mit einem Vorsprung startet. Aus der Stammelf der vergangenen Spielzeit wird lediglich Ludovit Reis später in die Vorbereitung einsteigen. Eine lange Pause dürfte der Niederländer allerdings gar nicht brauchen. Bei der U-21-EM kam der Mittelfeldspieler in den ersten zwei Partien keine Minute zum Einsatz.