Hamburg. Der HSV geht als Außenseiter ins Duell mit dem VfB Stuttgart. Doch Einiges spricht für den Zweitligadritten, der vom Aufstieg träumt.
Der VfB Stuttgart sei ein "toller Verein", der HSV allerdings ein "großer Verein". Diese Ansicht, die HSV-Cheftrainer Tim Walter am Dienstagnachmittag in der Pressekonferenz äußerte, wird in der Relegation jedoch auf den Kopf gestellt. Dann ist Bundesligist Stuttgart "der Große", der HSV als Zweitligadritter dagegen krasser Außenseiter.
Was im Lager der Hamburger freilich niemanden stört. Der Glaube an den Aufstieg - von Trainer Walter unter dem Motto "Zweiter oder weiter" vorgelebt - scheint ungebrochen. Sämtliche 4500 Gästetickets für das erste Relegationsspiel am Donnerstag (20.45 Uhr/Sat1 und Sky) in Stuttgart waren binnen Minuten vergriffen. Für das Rückspiel am Montag (20,45 Uhr/Sat1) haben bereits 17.500 Dauerkartenbesitzer, 82 Prozent, von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht.
HSV News: Keine negative Stimmung bei Walter
Woher der Optimismus kommt? Die Hamburger haben das Drama des Last-minute-doch-nicht-Direktaufstiegs laut Walter bereits abgeschüttelt. "Es gibt Schlimmeres im Leben. Jetzt erst recht. Es gibt keine negativen Gedanken, man kann nicht negativ denken und positiv handeln", sagt Walter.
Die Schwaben dagegen besaßen die Chance, die Relegation aus eigener Kraft zu vermeiden - und vergaben sie durch ein 1:1 gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Trainer Sebastian Hoeneß hatte die Zuschauer im Anschluss an die Partie gestenreich dazu aufgefordert, der Mannschaft Trost zu spenden und sie zu ermutigen.
HSV News: "Fans richten uns auf."
Die Frage danach stellt sich beim HSV nicht. "Wer öfters bei uns im Stadion ist, erlebt, was hier abgeht. Ich muss die Zuschauer nicht aufrichten, das ist eine großartige Symbiose zwischen der Mannschaft und den Fans", sagt Walter.
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Die sportliche Diskrepanz jedoch spricht gegen den HSV. Stuttgart ist hoher Favorit. Allerdings erhoffen sich die Norddeutschen Chancen aus Standards, da der VfB dagegen besonders anfällig ist. Damit nicht genug: "Wir haben noch andere Dinge zu bieten, sind gut im Ballbesitz und wollen aktiv agieren und verteidigen, um unsere Stärken auf den Platz zu bringen", sagt Walter.
HSV News: Stuttgart besitzt gefährliche Flügelspieler
Auch die schnellen Flügelspieler der Gastgeber seien am Donnerstagabend kein gesondert zu betrachtendes Problem, denn: "Die haben wir auch, die müssen erst mal unsere Spieler binden."
Rückschlüsse aus dem Vorjahr, als der HSV in der Relegation knapp an Hertha BSC gescheitert war, lassen sich nur in Ansätzen ziehen. Erfahrungen daraus helfen hingegen. "Die Spieler haben daraus gelernt, reden viel miteinander und richten sich gegenseitig auf. Nur wer Negatives erlebt hat, kann Positives gestalten", sagt der Coach.
Selbst erlebte er Negatives, als er 2019 nach nur einer Hinrunde in Stuttgart entlassen wurde. Groll hegt der 47-Jährige laut eigener Aussage jedoch nicht. "Ich habe dort tolle Erfahrungen gesammelt und tolle Menschen kennengelernt." Ein toller Verein eben. Mit einem großen Verein will Walter nun Großes schaffen.