Hamburg. Nicht nur die aktuellen HSV-Spieler sind optimistisch, dass Hamburg schon bald wieder Bundesligist ist. Trainer starten Verbalduell.

Als der HSV 1979 in der Bundesliga das erste Mal Deutscher Meister wurde, spielte der kleine Verein Darmstadt 98 erstmals mit den großen Hamburgern in einer Liga. Es sollte für den Aufsteiger für lange Zeit ein einmaliges Abenteuer bleiben, während der HSV die größte Zeit seiner Vereinsgeschichte erlebte. Drei Meisterschaften in fünf Jahren, zwei Endspiele im Europapokal der Landesmeister, 1983 dann der große Triumph in Athen. 1:0 gegen Juventus Turin. Der HSV krönte sich zum König von Europa, während Darmstadt in der Versenkung verschwand. 40 Jahre ist das nun schon her.

In der kommenden Saison könnte sich das Bild drehen. Darmstadt ist zum dritten Mal in seiner Vereinsgeschichte in die Bundesliga aufgestiegen. Dem HSV droht dagegen trotz des 2:1 (1:0)-Siegs gegen Greuther Fürth und den Punkten 61, 62 und 63 wie schon vor einem Jahr die Relegation. „Herzlichen Glückwunsch an Darmstadt 98“, sagte der ehemalige D98- und heutige HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandes nach dem Sieg gegen Fürth. „Ich hoffe, wir werden nachziehen.“

HSV glaubt an Patzer von Heidenheim in Regensburg

Damit die Hamburger auch in der kommenden Saison gegen Darmstadt spielen, müssen sie am letzten Spieltag beim SV Sandhausen (sicher abgestiegen) gewinnen und auf einen Ausrutscher des 1. FC Heidenheim bei Jahn Regensburg (so gut wie sicher abgestiegen) hoffen – oder aber in der Relegation gegen den 16. der Bundesliga gewinnen.

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„Es ist einfach schön, dass wir weiter träumen können“, sagte Heuer Fernandes an einem Abend, an dem der HSV trotz einer eher zweitklassige Leistung dafür sorgte, dass im erneut ausverkauften Volksparkstadion am Ende wieder eine erstklassige Atmosphäre herrschte. „Das ist der Verein mit der Tradition und den Legenden, die hier gespielt haben“, sagte Heuer Fernandes über die Stimmung im Stadion und die Anwesenheit der Helden von 1983 um Felix Magath, Manfred Kaltz oder Uli Stein, die auf der Tribüne saßen und vor dem Spiel auf dem Rasen geehrt wurden.

HSV-Trainer Tim Walter macht Zorniger zornig

Gegen gut aufgelegte Gäste aus Fürth erledigte der HSV seine „Hausaufgaben“, wie es Trainer Tim Walter formulierte und damit seinen Kollegen Alexander Zorniger verärgerte. „Ich weiß nicht, was ich mit den Worten ,Hausaufgaben erledigt‘ anfangen soll. Wir haben es einfach richtig gut gemacht“, sagte der Trainer, der es mit Fürth nach Paderborn und Darmstadt erst als dritte Mannschaft in dieser Saison schaffte, mehr Ballbesitz zu haben als der HSV (54:46 Prozent).

Und nicht nur das. Fürth gewann zudem mehr Zweikämpfe als der HSV (53:47 Prozent), hatte die bessere Passquote (80:75 Prozent), die bessere Laufleistung (113,7 zu 108,4 Kilometer), mehr Ecken (7:1) und gewann mehr Dribblings (50:32 Prozent).

Trotzdem feierte am Ende der HSV. Weil „der neue Torjäger“ Miro Muheim (O-Ton Walter) nach einer nervösen Anfangsphase mit einem Traumtor im Stile von Felix Magath die Führung erzielte (27.), der fleißige Stürmer Robert Glatzel in einer kritischen Phase einen Elfmeter herausholte, den Laszlo Benes verwandelte (69.) und Fürth trotz Gelb-Rot für Bakery Jatta (87.) nur den Anschluss erzielte (84.).

HSV-Spieler schielen auf den direkten Aufstieg

Trotz des wenig überzeugenden Auftritts glauben die HSV-Protagonisten, dass es noch zum direkten Aufstieg reichen könnte. „Wir haben überhaupt nichts zu verlieren, Heidenheim kann plötzlich alles verlieren. Ich bin gespannt, wie sie damit umgehen“, sagte Jonas Meffert. „Ich glaube weiterhin an Platz zwei, die Relegation ist bei uns noch kein Thema“, meinte Muheim. Und auch Kapitän Sebastian Schonlau guckt „auf Platz zwei“.

Damit standen die HSV-Spieler der Gegenwart aber nicht alleine da. Auch die Helden der Vergangenheit glauben noch an den direkten Aufstieg. Allen voran Felix Magath. „Ich rechne weiterhin damit, dass der HSV Zweiter wird“, sagte der 69-Jährige, der vor einem Jahr als Trainer von Hertha BSC dafür sorgte, dass sein HSV noch immer Zweitligist ist.

Felix Magath scherzt über Relegationsvorfreude

Bei „Bild TV“ konnte sich Magath aber auch einen kleinen Spaß nicht verkneifen. „Der HSV hat letzte Saison festgestellt, dass so ein Spiel eine schöne Mehreinnahme bedeutet. Von daher scheint man sich in Hamburg schon darauf zu freuen, wieder in der Relegation zu sein“, so Magath.

Sein früherer Torwart-Kollege Uli Stein glaubt aber ähnlich wie Magath, dass Heidenheim am letzten Spieltag mit den Nerven kämpfen wird. Zudem werde sich Regensburg „mit Anstand verabschieden wollen“, sagte Stein mit Blick auf Heidenheims Aufgabe. „Deswegen glaube ich, dass Heidenheim dort nicht gewinnt.“

Helden von damals: Uli Stein (v.l.), Felix Magath, Manfred Kaltz, Michael Schröder, Alan Hansen, Ralf Brunnecker, Wolfgang Rolff, Uwe Hain, Michael Schmidt, Jimmy Hartwig und Bernd Wehmeyer
Helden von damals: Uli Stein (v.l.), Felix Magath, Manfred Kaltz, Michael Schröder, Alan Hansen, Ralf Brunnecker, Wolfgang Rolff, Uwe Hain, Michael Schmidt, Jimmy Hartwig und Bernd Wehmeyer © Witters

Für eine Zusatzmotivation der Schwaben sorgte Jimmy Hartwig, der sich nicht damit anfreunden will, dass neben Darmstadt auch Heidenheim in der kommenden Saison erstklassig spielt. „Heidenheim in der Bundesliga? Das ist doch lächerlich“, sagte Hartwig am Rande des Fürth-Spiels und gab FCH-Trainer Frank Schmidt damit eine schöne Vorlage, um diesen Spruch beim nächsten Spiel in die Kabine zu hängen. Hartwig sagte aber auch: „Ich glaube nicht, dass Heidenheim sich in Regensburg die Blöße gibt.“

HSV-Trainer Tim Walter, der die Legenden um Magath noch vor dem Spiel in den Stadionkatakomben traf, begann bereits nach dem Spiel mit dem verbalen Schlagabtausch. „Wir wollten Druck auf den Gegner um den Aufstieg ausüben. Das haben wir getan. Genauso werden wir beim Stolpern nächste Woche da sein“, sagte Walter. Er weiß, dass es am letzten Spieltag und auch in der Relegation nur noch darum geht, wer die besseren Nerven hat. Vor einem Jahr waren das im Rückspiel im Volkspark Magath und die Hertha.

Der Siegtorschütze von 1983 freute sich an diesem Abend aber vor allem über das Wiedersehen mit seinen früheren Mitspielern. Nach dem Spiel gegen Fürth zogen die Legenden noch gemeinsam weiter. „Wir werden in die Stadt gehen und schauen, ob alle Läden von damals noch in sind. Tanzen werden wir lieber nicht mehr, dafür ist die Verletzungsgefahr zu groß“, sagte Magath.

Das Gleiche würde auch die Generation um Glatzel und Co. gerne am kommenden Sonntag tun. Oder spätestens am 5. Juni – nach dem Relegationsrückspiel.