Hamburg. Die Pressinglinie des HSV wurde deutlich tiefer gezogen. Das hat Folgen für die Statistik, aber keine negativen für das Ergebnis.
Tim Walter ist nicht gerade bekannt dafür, seine Spielweise dem Gegner anzupassen. Gegen die ballsichere SpVgg Greuther Fürth (2:1) griff der HSV-Coach allerdings zu einem ungewohnten taktischen Kniff. Der von seiner auf Ballbesitz ausgelegten Spielweise überzeugte Walter ordnete in der Halbzeitpause an, dass sich seine Mannschaft etwas weiter zurückziehen und auch mal dem Gegner das Spielgerät überlassen soll.
Eine Maßnahme, von der sich Walter mehr Umschaltmomente und eine höhere defensive Stabilität erhoffte, wie Jonas Meffert nach dem Spiel erzählte. „Wir haben heute unseren Plan geändert. Mit der 1:0-Führung im Rücken wollten wir nach der Halbzeit nicht mehr komplett vorne draufgehen, sondern auch mal Fürth den Ball geben, damit sich für uns Räume zum Kontern bieten“, sagte der Mittelfeldstratege.
HSV-Sieg: Was Walter taktisch veränderte
Tatsächlich stand der HSV im zweiten Durchgang gerade für ein Heimspiel deutlich tiefer als gewohnt und praktizierte das normalerweise sehr hohe Pressing in vielen Situationen erst ab der Mittellinie. In der Folge hatten die Hamburger nur 45 Prozent Ballbesitz.
Ein ungewohnt niedriger Wert, den es in ähnlicher Form erst dreimal in dieser Saison gegeben hatte. Nur am 22. Spieltag beim 1:1 in Darmstadt (45 Prozent) sowie in beiden Spielen gegen Paderborn (44 Prozent beim 3:2-Auswärtssieg in der Hinrunde und 47 Prozent beim 2:2 vor zwei Wochen) hatte der HSV weniger Ballbesitz als der Gegner.
HSV in allen Werten schlechter als Fürth
Fürth gewann zudem mehr Zweikämpfe als der HSV (53:47 Prozent), hatte die bessere Passquote (80:75 Prozent), die bessere Laufleistung (113,7 zu 108,4 Kilometer), mehr Ecken (7:1) und gewann mehr Dribblings (50:32 Prozent). Doch die entscheidenden beiden Zahlen standen auf der Anzeigetafel: HSV zwei, Fürth eins.
„Ich finde, unsere Taktik ist sehr, sehr gut aufgegangen. Kompliment an die Mannschaft, aber auch ans Trainerteam für diesen geilen Plan“, sagte Meffert.
Sein Trainer räumte allerdings ein, dass es seine Spieler etwas übertrieben hätten mit der passiveren Herangehensweise. „Wie mein Gegenüber (Alexander Zorniger) es gesagt hat: Fürth hat es gut gemacht. Daher ist es (niedrigere Ballbesitzquote; d. Red.) nicht immer Absicht.“
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Ob Absicht oder nicht: Am Ende hat der HSV durch den Heimsieg seine letzte Chance auf den direkten Aufstieg gewahrt. Nach der Art und Weise wird spätestens ab Montag keiner mehr fragen.