Hamburg. Will der HSV noch direkt aufsteigen, braucht er die Hilfe der Ostwestfalen. Leihspieler Rohr hofft auf Hamburger Sieg in der Relegation.

Für Maximilian Rohr war der Mai 2022 ein ganz besonderer Monat. Wie aus dem Nichts kam der frühere Landesligaspieler des VfB Eppingen in der Relegation um den Aufstieg in die Bundesliga zum Einsatz. Ausverkauftes Berliner Olympiastadion. Ausverkauftes Hamburger Volksparkstadion. Zweimal Startelf. Die größten Spiele seines Lebens.

Am Ende verlor der 27-Jährige mit dem HSV zwar die Play-offs gegen die Hertha, die Erinnerungen an dieses Erlebnis aber werden für Rohr immer bleiben. „Die Erfahrung vor vollem Haus war wunderschön, aber man möchte natürlich lieber direkt hochgehen“, sagte Rohr dem Abendblatt.

Ein Jahr später, im Mai 2023, stehen die Chancen nicht schlecht, dass der Defensivspieler erneut die Relegation erlebt. Möglicherweise wieder gegen Hertha BSC. Diesmal aber mit dem SC Paderborn. Dafür müsste Rohr am Freitagabend (18.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) allerdings beim HSV gewinnen. Dann wäre der SCP drei Spieltage vor Schluss drei Punkte am HSV dran. Gut möglich aber auch, dass Rohr die Relegation als Zuschauer erlebt. Mit seinem HSV, dem er offiziell noch immer gehört.

Rohr steht gegen den HSV vor einem Dilemma

Denn Rohr ist nur verliehen nach Paderborn. Und steht am Freitag vor einem Dilemma. Er hätte die Chance, nächstes Jahr mit Paderborn Bundesliga zu spielen, wenn die Ostwestfalen beim HSV gewinnen sollten, doch noch aufsteigen und der Club die Kaufoption in Höhe von einer Million Euro für Rohr zieht.

Er könnte aber auch mit dem HSV in der Bundesliga spielen, wenn die Hamburger am Freitag gegen Paderborn gewinnen, Paderborn eine Woche später Heidenheim schlägt, und der Tabellenzweite aus Baden-Württemberg in den letzten zwei Spielen danach noch einmal patzt.

Konjunktive über Konjunktive. Fakt aber ist: Paderborn ist für den HSV die letzte Hoffnung auf den Direktaufstieg. Die Mannschaft von Trainer Lukas Kwasniok hat wohl noch am ehesten das Potenzial, die stabilen Heidenheimer in der kommenden Woche zu ärgern. Aber Paderborn hat eben auch das Potenzial, den HSV zu ärgern.

So wie vor einem Jahr, als Kwasniok mit seinem Team im Volkspark mit 2:1 gewann. Nach einem frühen Fernschusstor machten die Paderborner das, was sie laut Kwasniok eigentlich gar nicht können: Sie stellten sich hinten rein. Erst mit der Einwechslung von Maximilian Rohr wurde der HSV etwas kreativer. Aber es reichte nicht mehr.

Nun kündigte Kwasniok aber wieder ein Spiel mit „offenem Visier“ an. So wie im Hinspiel, als der HSV nach einem Spektakel mit 3:2 gewann. Siegtorschütze war der Slowake Laszlo Benes, der einer der Gründe war, warum Rohr zu Beginn der Saison im letzten Moment der Transferperiode noch vom HSV zum SC Paderborn wechselte.

Warum Rohr vom HSV nach Paderborn wechselte

Obwohl HSV-Trainer Tim Walter, der ihn noch aus der Karlsruher Jugend kennt, ihn bis dahin in den ersten fünf Saisonspielen immer eingesetzt hatte, fürchtete Rohr einen zu großen Konkurrenzkampf mit Benes, Ludovit Reis, Sonny Kittel und Anssi Suhonen. Außerdem versprach ihm Kwasniok, zugleich sein Ex-Trainer bei Carl Zeiss Jena, dass er in Paderborn auf seiner Lieblingsposition in der Innenverteidigung spielen könne.

Zuletzt aber spielte Rohr auch in Paderborn dort, wo ihn auch Walter beim HSV einsetzte: Auf der Acht im zentralen Mittelfeld. Dabei machte er zuletzt zwei Tore in drei Spielen. „Maxi hat nicht nur bei uns gut performt, sondern macht es jetzt auch in Paderborn gut. Wir sind immer mit ihm im Austausch“, sagte Walter am Mittwoch über Rohr, der noch regelmäßig zu den Heimspielen des HSV kommt. Zuletzt war er beim Stadtderby gegen St. Pauli vor zwei Wochen im Volksparkstadion. Auch beim Spiel in Magdeburg war Rohr als Zuschauer dabei und bekam mit, wie das ganze Stadion das Saisonhighlight gegen den HSV feierte.

Kwasniok vergleicht Spiel beim HSV mit Kreuzfahrtreise

Auch Paderborns Trainer Kwasniok sprach vom Dilemma des HSV, weil jede Mannschaft nach wie vor extrem motiviert sei gegen die Hamburger. Vor der Abreise in den Norden sagte Kwasniok, dass ein Auswärtsspiel beim HSV für ihn das „absolute Nonplusultra“ sei. „Es gibt nichts Besseres, nichts Schöneres.“

Die Fahrt nach Hamburg sei wie eine Reise mit einem großen Kreuzfahrtschiff, sagte Trainertourist Kwasniok. „Wenn du in den Urlaub fährst, hast du sowieso nix zu verlieren. Egal, wie schlecht das Wetter ist, Kreuzfahrt muss trotzdem geil sein.“

Als Paderborn vor dem letzten Spiel nach Mallorca flog

Vor einem Jahr hatte der HSV am letzten Spieltag schon einmal auf die Schützenhilfe von Kwasniok gehofft. Damals flogen die Paderborner vor dem Abschlussspiel aber tatsächlich schon in den Kurzurlaub nach Mallorca und verloren nach der Rückreise mit 0:3 in Darmstadt. Der HSV ist also gut beraten, wie im vergangenen Jahr in den letzten vier Spielen der Saison seine eigenen Hausaufgaben zu machen.

Maximilian Rohr glaubt sogar, dass der HSV es so oder so noch schaffen wird. „Selbst wenn wir gewinnen, fehlen uns noch Punkte. Ich bin fest davon überzeugt, dass der HSV in diesem Jahr aufsteigen wird. Auch in der Relegation würde der HSV dieses Jahr gewinnen“, sagt Rohr.

Der Friedrichshaller hat in dieser Saison jedes HSV-Spiel gesehen und tauscht sich regelmäßig mit Moritz Heyer, Jonas Meffert und Sebastian Schonlau aus. Daher bekommt er auch mit, dass die Stimmung im Team immer noch stimmt – trotz der Rückschläge in den vergangenen Wochen. „Ich glaube nicht, dass die Mannschaft jetzt eingeschränkter oder weniger mutig spielt“, sagt Rohr. „Im Gegenteil. Der HSV wird extrem motiviert sein, die Punkte im Volkspark zu behalten.“

Läuft es für Hamburg nach Plan, spielt Rohr in der nächsten Saison in der Bundesliga. Mit dem HSV. Das würde dann auch sein Mai-Erlebnis von 2022 toppen.

Restprogramm Heidenheim: 1. FC Magdeburg (H), SC Paderborn (A), SV Sandhausen (H), Jahn Regensburg (A).
Restprogramm HSV: SC Paderborn (H), Jahn Regensburg (A), Greuther Fürth (H), SV Sandhausen (A).

HSV: Heuer Fernandes – Heyer, David, Schonlau, Muheim – Meffert – Reis, Kittel – Königsdörffer, Glatzel, Dompé.
Paderborn: Huth – Hoffmeier, Müller, Humphreys – Justvan, Rohr, Schallenberg, Obermair – Conteh, Leipertz, Muslija.