Hamburg. Der Trainer führte seiner Mannschaft die Fehler der 2:3-Niederlage in Magdeburg vor Augen. Welche Konsequenzen haben seine eigenen?

Die Videoanalyse am Sonntagmorgen dauert lange. Mit fast 30 Minuten Verspätung kamen die HSV-Spieler um 11 Uhr zum Spielersatztraining. Trainer Tim Walter hatte der Mannschaft am Morgen im Volksparkstadion die Fehler der 2:3-Niederlage beim FC Magdeburg schonungslos vor Augen geführt. Und es gab einige Fehler, die der Trainer gefunden hatte.

Insbesondere bei den drei Gegentoren stellte sich die Mannschaft im gesamten Defensivverhalten schlecht an. Unter den Fans dagegen wurde vor allem darüber diskutiert, welche Fehler Walter macht. Einhelliger Tenor: Die Spielweise des HSV sei das Problem und der Grund für die vielen Gegentore in der Rückrunde.

Boldt geht mit Walter in die restlichen Saisonspiele

Auch Sportvorstand Jonas Boldt hatte sich die Fehler in Magdeburg am Sonntagmorgen noch einmal im Video angeschaut, ehe er gemeinsam mit Tim Walter auf den Trainingsplatz ging. Die gewollte Symbolik: Zwischen den Manager und den Trainer passt weiterhin kein Blatt Papier. Für Boldt steht auch am Tag nach der achten Saisonniederlage fest: Er geht mit Walter in die restlichen Saisonspiele. Aktionismus in Form eines kurzfristigen Trainerwechsels kommt für den 41-Jährigen nicht infrage.

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Boldt hat weiterhin die Überzeugung, dass der HSV mit Walter den Aufstieg schaffen kann. Die Probleme sah er am Sonnabend vor allem in der fehlenden Konsequenz in Offensive und Defensive, die nichts zu tun hätten mit Walters Spielidee. „Am Ende ist das in manchen Szenen nicht entschlossen genug“, sagte Boldt über die Momente, die das Spiel entschieden.

Momente wie vor dem 0:1, als Rechtsverteidiger Moritz Heyer nicht energisch genug die Hereingabe von Leon Bell Bell verhinderte und der Rückraum nicht besetzt war. Ähnlich lief es vor dem 1:2 durch Baris Atik und dem 1:3 durch Tatsuya Ito, als die entscheidenden Zweikämpfe verloren wurden.

HSV-Verantwortliche rätseln über harmlose Offensive

Einig waren sich am Morgen danach beim HSV aber alle: Es war eine völlig unnötige Niederlage gegen ein keineswegs furios aufspielendes Team aus Magdeburg. Stattdessen rätselten die Verantwortlichen, warum die Spieler die anfällige Magdeburger Defensive nicht stärker unter Druck setzen konnten.

Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Heidenheim 34 / 67:36 / 67
2. Darmstadt 98 34 / 50:33 / 67
3. HSV 34 / 70:45 / 66
4. Düsseldorf 34 / 60:43 / 58
5. FC St. Pauli 34 / 55:39 / 58

Dass Walter in Boldts Augen nach wie vor der richtige Mann sei, hat auch mit seinen Erfahrungen aus den vergangenen Jahren zu tun. Auch da kassierte der HSV in den Rückrunden auswärts unerklärliche Niederlagen. So wie 2020 unter Dieter Hecking beim 0:3 in Aue, 2021 unter Daniel Thioune beim 2:3 in Würzburg oder beim 1:2 in Sandhausen. Oder auch mit Horst Hrubesch beim 2:3 in Osnabrück am vorletzten Spieltag. Niederlagen, die vor allem mit der fehlenden Einstellung erklärt wurden.

Interne HSV-Analyse: Der Wille in der Mannschaft ist vorhanden

Der Wille sei in der aktuellen Mannschaft aber noch immer vorhanden. Boldt setzt darauf, dass der HSV in den kommenden Wochen zumindest in der Lage sein wird, Platz drei zu sichern. Dass es noch zu mehr reicht, ist angesichts der stabilen Konkurrenz aus Heidenheim und Darmstadt sehr unwahrscheinlich.

Wahrscheinlich weiß Boldt aber auch, dass eine Trennung von Walter ein Eingeständnis wäre, dass die vorzeitige Vertragsverlängerung mit dem Trainer bis 2024 ein Fehler war. Stattdessen ist sich der Sportvorstand sicher, dass ein Trainerwechsel die Mannschaft aktuell eher verunsichern würde, als sie aufzurütteln. Die Spieler stehen – anders als in den letzten Spielen unter Thioune – noch immer hinter dem Trainer, heißt es. Boldt setzt nun darauf, dass sie das in den letzten vier Spielen auch wieder auf dem Platz beweisen.