Hamburg. Der gesperrte HSV-Trainer lässt noch offen, wer ihn am Sonnabend ersetzen wird. Was der 47-Jährige über die wackelige Abwehr sagt.

Tim Walter hatte gute Laune. „Ich sollte häufiger gesperrt sein“, sagte der HSV-Trainer am Donnerstagmittag angesichts der ungewöhnlich hohen Zahl an Medienvertretern bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Holstein Kiel am Sonnabend (13 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de). Nach seiner Roten Karte am vergangenen Sonntag bei der 2:4-Niederlage in Karlsruhe ist der Chefcoach zum ersten Mal in seiner Profikarriere gesperrt, darf eine halbe Stunde vor und nach dem Spiel keinen Kontakt zur Mannschaft haben. Zudem darf er sich in dieser Zeit nicht im Innenbereich des Volksparkstadions aufhalten. „Es wird irgendwo ein Plätzchen geben, wo ich ganz entspannt Fußball schauen kann“, sagte der 47-Jährige.

„Wo ist Walter?“, dürfte daher am Sonnabend ein beliebtes Suchspiel der Kamerateams werden. Wer den Trainer an der Seitenlinie ersetzen wird, ließ Walter zwei Tage vor dem Spiel noch offen. Die drei Co-Trainer Julian Hübner, Filip Tapalovic und Merlin Polzin sowie Torwarttrainer Sven Höh kommen infrage. Walter aber will die Aufmerksamkeit vor dem Spiel nicht auf seinen möglichen Vertreter lenken, sagte daher auf mehrfache Nachfrage: „Ich habe drei Jungs und einen Torwarttrainer. Die können alle Verantwortung übernehmen. Am Ende steht nur ein Name auf dem Papier“, so Walter. Welcher das sein wird? Das bleibt vorerst offen.

HSV-Trainer Walter lässt Vertreter noch offen

Wie es dem emotionalen Walter während des Spiels ohne Kontakt zu seiner Mannschaft gehen wird, wisse er selbst noch nicht. „Ich habe die Situation noch nie erlebt, werde es aber irgendwie rumkriegen. Entscheidend ist ohnehin, was wir unter der Woche machen. Ich bin davon überzeugt, dass wir es als Team hinbekommen. Ich habe keine Angst Verantwortung abzugeben. Das gehört zum Leadership dazu.“

Ober mit Kapitän Sebastian Schonlau der Leader des Teams auf dem Platz stehen wird, ist ebenfalls noch offen. Der Innenverteidiger will nach seiner Sprunggelenksverletzung am Freitag einen Härtetest absolvieren. Danach fällt die Entscheidung, ob er im Kader steht. Der HSV will in jedem Fall kein Risiko eingehen. „Bei Bascho schauen wir, was uns langfristig weiterbringt. Wir wollen keine Kurzschlussreaktion starten. Morgen werden wir final abklären, ob er zum Einsatz kommt“, sagt Walter.

Tim Walter: Das waren die Fehler in Karlsruhe

Ohne Schonlau hatte der HSV in Karlsruhe eine katastrophale erste Halbzeit gespielt, hätte sogar noch höher zurückliegen können als 0:3. Für den Trainer hatte diese Leistung allein mit der fehlenden Bereitschaft zur Verteidigung zu tun. „Es geht um die individuelle Zweikampfführung. Die Bereitschaft muss von jedem allein kommen. Ich bin überzeugt, dass das jeder meiner Spieler kann. Sie müssen es dann nur zeigen. Das hat in Karlsruhe gefehlt.“ Von einer Frühlingsdelle will Walter nichts wissen. „Wir sind ganz, ganz weit weg von einer Delle.“ Ob der HSV aufsteige? „Definitiv. Aber das sage ich jede Woche.“

Gegen seinen Ex-Club aus Kiel will der HSV in jedem Fall wieder zurück in die Spur. Mit 57.000 Zuschauern wird aus Volksparkstadion aller Voraussicht nach erneut ausverkauft sein. Nur noch wenige Restkarten sind zu haben. „Ein Ticket brauchen wir noch für mich“, witzelte Walter. Wenn auch seine Mannschaft am Sonnabend diese positive Haltung an den Tag legt, könnte der sechste Heimsieg in Serie gelingen – auch ohne den Trainer.