Hamburg. Die Mannschaft von Trainer Tim Walter siegt überzeugend mit 3:0 und festigt Platz zwei. Flügelstürmer überragt gegen die Franken.
- HSV feiert den fünften Heimsieg in Folge
- Jean-Luc Dompé glänzt mit Tor und Vorlage
- Ärger um aberkannten Glatzel-Treffer
Jean-Luc Dompé kam aus dem Strahlen nicht mehr heraus, als Schiedsrichter Tobias Reichel den 3:0 (1:0)-Sieg des HSV gegen 1. FC Nürnberg vor 57.000 Zuschauern im ausverkauften Volksparkstadion mit dem finalen Pfiff besiegelte. Der Franzose war mit einem sensationellen Freistoßtor (19. Minute) und einer Vorlage beim Treffer von Ludovit Reis (52.) der überragende Mann in der Mannschaft von Cheftrainer Tim Walter, der sich auch über einen Treffer von Ransford Königsdörffer (90.+5) freuen konnte.
HSV-Kunstschütze Dompé erzielte erstes Heimtor
„Ich freue mich, dass ich mein erstes Tor zu Hause erzielen konnte. Es war ein besonderer Moment für mich. Beim letzten Heimspiel habe ich einen Freistoß knapp daneben geschossen, jetzt bin ich umso glücklicher, dass er reingegangen ist. Die Mannschaft hat mit viel Herz gespielt und wir sind glücklich über den Sieg“, sagte Kunstschütze Dompé.
Auch HSV-Kapitän Sebastian Schonlau freute sich über die gute Mannschaftsleistung gegen die Franken. „Es war von vorn bis hinten ein gutes Spiel. Wir hatten eine überragende Energie auf dem Platz. Die Jungs sind vorn super angesprintet, das erleichtert uns hinten die Arbeit und damit kauft man dem Gegner schnell den Schneid ab. Genauso wollen wir auftreten“, lobte Kapitän Sebastian Schonlau.
Die Partie des HSV gegen Nürnberg im Liveticker
Durch den achten Heimsieg der Saison und dem 15. Erfolg insgesamt, untermauerte der HSV seine Aufstiegsambitionen. Insgesamt zeigten die Hamburger gegen erschreckend schwache Franken eine solide Leistung über die gesamten 95 Minuten. „Wir haben drei schöne Tore geschossen, speziell der Freistoß war natürlich Sahne. Aber ich möchte vor allem ein spezielles Lob an unsere Defensive aussprechen. Ferro hat wieder zu Null gespielt, zudem haben wir keine Chancen zugelassen und sehr konzentriert und gut verteidigt, auch im Pressing. Insofern ist dieser Sieg natürlich hochverdient“, sagte Walter.
HSV versaut Ex-Trainer Dieter Hecking die Rückkehr in den Volkspark
Der HSV-Trainer veränderte die Starformation im Vergleich zum 1:1 bei Darmstadt 98 auf zwei Positionen. Für Königsdörffer durfte Bakery Jatta auf dem rechten Flügel ran. Der Gambier war vor einer Woche aus der Startelf geflogen, nachdem er zu spät zum Frühstück kam. Auf der rechten Abwehrseite bekam Neuzugang Noah Katterbach als Vertreter des gelbgesperrten Moritz Heyer den Vorzug vor William Mikelbrencis.
Die Impressionen zum HSV-Spiel gegen den 1. FC Nürnberg
Unabhängig von Personalien hat Dieter Hecking, Nürnbergs Sportvorstand und Cheftrainer in Personalunion, vor der Partie durchaus Selbstbewusstsein ausgestrahlt und eine kleine Kampfansage in Richtung seines ehemaligen Vereins gerichtet. „Man muss den HSV auch nicht zu groß machen“, erklärte Hecking, der in der Saison 2019/20 Coach des HSV war.
Die Größenverhältnisse auf dem Platz waren von Beginn an aber offensichtlich. Der Aufstiegs-Topfavorit HSV hatte viel Ballbesitz, die abstiegsgefährdeten Franken lauerten tief gestaffelt auf Fehler der Hamburger und daraus resultierende Kontergelegenheiten. Den ersten Torschuss konnten aber die Gastgeber verbuchen. Nach einer Ecke von Jean-Luc Dompé kam in der sechsten Minute im Rückraum Katterbach zum Abschluss, doch der Distanzschuss ging deutlich am Kasten vorbei.
HSV tat sich lange schwer gegen tief stehende Nürnberger
In der Anfangsphase fehlte den Hamburgern im Aufbau Spiel-und Balltempo gegen massiv verteidigende Nürnberger, die zu der Viererkette auch noch drei defensive Mittelfeldspieler aufboten. Wenn es bei den Hamburgern gefährlich wurde, dann über die linke Seite, wo Dompé immer wieder gute Aktionen hatte. Eine Flanke des Franzosen fand am zweiten Pfosten Ludovit Reis, dessen Kopfball jedoch nur auf dem Tornetz landete (16.).
Und irgendwie überraschte es nicht, dass bei der Führung des HSV Dompé seinen rechten Zauberfuß mit im Spiel hatte. Einen Freistoß aus 24 Metern versenkte der Franzose wunderschön über die Mauer zum 1:0 im Nürnberger Tor. Vor der Partie hatte FCN-Trainer Hecking explizit vor Dompé gewarnt.
Die Einzelkritik der HSV-Profis zum Spiel gegen Nürnberg
Chapeau an Katterbach – Monsieur Meffert nahezu fehlerlos
Nach seinem Kunstwerk feierte der Flügelstürmer an der Bank der Hamburger auf besondere Art und Weise. Dompé hielt das Trikot des wegen Dopings gesperrten Mario Vuskovic in die Höhe. Die Mannschaft hatte sich die emotionale Aktion unter der Woche überlegt.
In der Folge änderte sich am Spielverlauf wenig. Nürnberg bot in der Offensive wenig an, und der HSV befand sich auf der stetigen Suche nach den Lücken in der Franken-Defensive. Das sorgte dafür, dass die Zuschauer einen optisch dominanten HSV sahen, der allerdings nicht gerade ein fußballerisches Feuerwerk abbrannte.
Nürnberg konnte HSV-Defensive nur selten in Bedrängnis bringen
Und die Führung war trügerisch. Das sah man in der 38. Minute, als Kwadwo Duah nach einem Konter zum Abschluss kam und Daniel Heuer Fernandes im HSV-Tor zu einer Glanzparade zwang. An der Tatsache, dass das 1:0 für die Hamburger verdient war, änderte das nichts. Und zwei Minuten vor der Halbzeitpause hätten die „Meister der Effizienz“ beinahe zum zweiten Mal zugeschlagen. Einen Schuss von Bakery Jatta fälschte Lino Tempelmann in Richtung des eigenen Tores ab, doch Nürnberg-Keeper Peter Vindahl kratzte den Ball von der Linie. So ging es mit dem 1:0 in die Halbzeitpause.
Nach dem Seitenwechsel merkte man den Nürnbergern etwas mehr Mut an, wurden jedoch von der Effizienz des HSV eiskalt erwischt. In der 52. Minute bediente der überragende Dompé mit viel Übersicht Mittelfeldmotor Ludovit Reis, der aus kurzer Distanz seinen siebten Saisontreffer markieren konnte. Der Treffer des Niederländers verlieh dem Walter-Team Sicherheit. Außer einem Schuss ans Außennetz von Ex-HSV-Profi Jan Gyamerah (54.) konnte Nürnberg kaum gefährliche Szenen kreieren.
HSV-Stürmer Glatzel wird Tor zurückgepfiffen
Das galt auf Hamburger Seite überraschend auch für Toptorjäger Robert Glatzel, der zwar viel arbeitete, aber nicht einen gefährlichen Abschluss verbuchen konnte. Bis zur 72. Minute, als sich der Mittelstürmer überragend gegen Christopher Schindler behauptete und eiskalt zum 3:0 einschob. Schiedsrichter Tobias Reichel verwehrte dem Treffer nach Eingreifen von Videoschiedsrichter Florian Rechner aber die Anerkennung, weil Glatzel seinen Gegenspieler zuvor zu Fall gebracht hatte. Eine grenzwertige Entscheidung.
„Bei meinem Tor liegt zwar eine kleine Berührung vor, aber es ist mir unerklärlich, warum der VAR da eingreift und das Tor noch zurücknimmt. In meinen Augen ist das keine klare Fehlentscheidung, sondern einfach Fußball. Es tut schon weh, weil ich gern getroffen hätte, aber am Ende zählt natürlich der Sieg. Dieser Sieg war ein gutes Statement, ein guter Schritt nach den letzten Wochen“, erklärte Glatzel.
Doch aus so bestanden kaum Zweifel daran, dass der HSV den verdienten Heimsieg einfährt. Immerhin konnte der lange beschäftigungslose Heuer Fernandes in der 80. Minute zeigen, warum er der beste Keeper der Zweiten Liga ist. Einen von HSV-Abwehrspieler abgefälschten Distanzschuss von FCN-Profi Fabian Nürnberger fischte der Deutschportugiese sehenswert aus dem Winkel.
Standing Ovations von HSV-Fans für Jean-Luc Dompé
Apropos sehenswert: Das konnte man auch über den Auftritt von Jean-Luc Dompé sagen, der bei seiner Auswechslung in der 84. Minute Standing Ovations vom Publikum bekam.
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In der Schlussphase verpasste es der eingewechselte Joker Andras Nemeth (90.+1) das Ergebnis für den HSV noch höher zu gestalten. Das blieb dem ebenfalls eingewechselten Königsdörffer vergönnt, der unmittelbar vor dem Abpfiff das 3:0 erzielte.
Schema:
- HSV: Heuer Fernandes – Katterbach (90.+4 Mikelbrencis), Schonlau, David, Muheim – Meffert – Reis, Bénes (84. Kittel) – Jatta (89. Nemeth), Glatzel (90.+4 Bilbija), Dompé (85. Königsdörffer).
- 1. FC Nürnberg: Vindahl – Gyamerah, Hübner, Schindler, Nürnberger (81. Geis) – Castrop (65. Lohkemper), Flick, Tempelmann – Duman, Möller Daehli – Duah (75. Daferner).
- Schiedsrichter: Tobias Reichel (Stuttgart)
- Videoschiedsrichter (VAR): Florian Lechner (Hornstorf)
- Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)
- Tore: 1:0 Dompé (19. Minute), 2:0 Reis (52.), 3:0 Königsdörffer (90.+5)
- Gelbe Karten: Meffert (3), Jatta (4) - Nürnberger (6)
- Torschüsse: 17:15
- Ecken: 4:4
- Ballbesitz: 58:42 Prozent
- Zweikämpfe: 92:82