Hamburg. Stadionbesucher, die von HSV-Fans zusammengeschlagen wurden, kritisieren mangelhafte Polizeipräsenz. Das sagt die Polizei.

Die brutale Prügelattacke auf eine vierköpfige Familie nach dem HSV-Spiel gegen Eintracht Braunschweig am S-Bahnhof Stellingen löste in der Fanszene Fassungslosigkeit aus. Wie konnte es passieren, dass ein 23 Jahre alter Mann, dessen Vater und Großvater unmittelbar vor der Bahn-Unterführung von HSV-Fans verprügelt werden?

HSV-Fans attackieren Familie: Warum griff die Polizei nicht ein?

Eines der Opfer, der 23 Jahre alte Henning (Name geändert, echter Name der Redaktion bekannt), hatte im Abendblatt-Gespräch auch die Polizei für fehlende Präsenz kritisiert. „Auf dem Weg vom Stadion zur S-Bahn-Haltestelle habe ich nicht einen Polizisten gesehen. Wären die Beamten präsent gewesen, wäre all das nicht passiert. Erst auf dem Bahnsteig habe ich Beamte der Bundespolizei gesehen“, sagte Henning.

In der Tat drängt sich die Frage auf, warum die minutenlang andauernde Prügelattacke von der Polizei nicht gesehen wurde und warum Hunderte Augenzeugen nicht den Notruf gewählt haben, um Beamte auf den brutalen Vorgang aufmerksam zu machen.

Der rund 1,5 Kilometer lange Fußweg vom Stadion nach Stellingen ist bei Veranstaltungen im Volkspark in der Tat selten komplett bewacht. Erst in unmittelbarer Nähe des S-Bahnhofs sind in der Regel viele Beamte vor Ort, weil Stellingen bei der An-und Abreise ein Knotenpunkt ist.

Hohe Polizeipräsenz bei der S-Bahn-Haltestelle Stellingen

„Bei HSV-Heimspielen sind rund um den S-Bahnhof Stellingen Beamte der Bundespolizei und der Polizei Hamburg im Einsatz", sagte Polizeisprecher Sören Zimbal dem Abendblatt am Donnerstag. "Sowohl auf dem Vorplatz des Bahnhofs als auch an der Buskehre der Shuttlebusse, die an den Tunnel angrenzt, an dem alles passierte, sind eine Stunde nach dem Abpfiff noch Polizisten vor Ort. Deshalb überrascht die subjektive Wahrnehmung des Mannes etwas.“

Die Polizei hofft bei der Aufklärung der Prügelattacke auf Hinweise aus der Bevölkerung. Zeugen können sich telefonisch unter der Telefonnummer 040/4286-56789 oder bei jeder Polizeidienststelle melden.