Wolfsburg/Hamburg. 2013 schien alles bereitet für eine Liaison zwischen Jörg Schmadtke und dem Hamburger SV. Warum es damals doch ganz anders kam.
Fußball-Manager Jörg Schmadtke wäre in seiner langen Karriere beinahe auch mal beim HSV gelandet. Das skurrile Scheitern der Verhandlungen im Frühjahr 2013 beschreibt der Geschäftsführer des VfL Wolfsburg in einem Interview, das er anlässlich seines Laufbahn-Endes am 31. Januar der „Süddeutschen Zeitung“ (Sonnabend) gab.
„Der HSV war ein Club, der mich immer gereizt hat, die Strahlkraft ist einfach unglaublich. Aber wie damals dort gearbeitet wurde, das kannst du eigentlich keinem erzählen“, sagte Schmadtke. „Eigentlich ging alles normal los: Ich habe Gespräche mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden geführt, mich erkundigt, wie der Club funktioniert und wo er womöglich nicht funktioniert. Danach wurde mir signalisiert: Das Ding läuft schon. Es hieß, nur der Personalausschuss müsse noch mal drübergucken. Bei einem Termin mit allen elf Aufsichtsräten sollte dann alles in einem Rutsch erledigt werden.“
HSV und Schmadtke: „Fachlich nicht tief genug“
Der heute 58-Jährige sei damals „losgefahren in dem Glauben, dass wir Kaffee trinken und uns nett Guten Tach sagen.“ Aber: „Kaffee gab es dann. Aber der Rest stellte sich als Fehlannahme heraus. Allein die Atmosphäre des Treffens war skurril: Die Räte waren vor mir platziert wie an einer ritterlichen Tafel. Und als ich mich auf meinen Stuhl setzen wollte, musste ich ihn erst mal von Krümeln säubern. Da wusste ich: Ah, da war vor mir also schon jemand da!“
Der HSV verpflichtete stattdessen den damaligen wie heutigen KSC-Manager Oliver Kreuzer, der aber nach nur einem Jahr auch schon wieder gehen musste. Über die Gespräche mit dem Aufsichtsrat sagte Schmadtke: „Es ging fachlich nicht gerade in die Tiefe. Irgendwann meinte einer der Räte, offenbar schwer ermüdet vom Tagesprogramm: Der soll mal sagen, was er verdienen will! Ich habe entgegnet, dass ich noch nie des Geldes wegen etwas habe scheitern lassen, wenn ich Lust auf die Aufgabe habe. Aus dem Gremium kam aber immer nur derselbe Satz: Der soll jetzt mal sagen, was er verdienen will!“
HSV verpasste auch zweimal Jürgen Klopp
Schmadtkes Anekdote zeugt nicht von der ersten vertanen Chance des HSV in der jüngeren Vereinsgeschichte, einen später andernorts erfolgreichen Entscheider rechtzeitig an die Elbe zu locken: im Februar 2008 scheitere eine Verpflichtung Jürgen Klopps als Trainer an der Bewertung des Hamburger Aufsichtsrates – dem Gremium schien damals das Auftreten des späteren Dortmunder Meistermachers nicht angemessen genug.
Klopp, der auch als Profi bereits beinahe einmal beim HSV gelandet wäre, sagte dem damaligen Erstligisten schließlich von sich aus ab, ging vom Mainz nach Dortmund, holte dort ein paar Titel und erweiterte seine Sammlung beim FC Liverpool unter anderem um den Gewinn der Champions League.
Schmadtke: „In Wolfsburg pfuscht dir niemand rein“
Jörg Schmadtke landete statt in Hamburg derweil nach Stationen bei Alemannia Aachen und Hannover 96 später noch beim 1. FC Köln und VfL Wolfsburg. Gerade die Bedingungen beim Volkswagen-Club lobt Schmadtke überschwänglich.
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„Wenn es dir ums professionelle Arbeiten geht, wirst du nicht viele Clubs finden, bei denen du besser aufgehoben bist als beim VfL. Die Infrastruktur ist top, die Stadt ist sicher und sauber, das Umfeld professionell“, sagte der gebürtige Düsseldorfer. Die „Laufwege“ seien in Wolfsburg „klar geregelt, da pfuschen von außen nicht ständig Leute rein. Glauben Sie mir: Im Vergleich mit manchem sogenannten Traditionsclub sind das geradezu paradiesische Umstände.“