Hamburg. Für die Hamburger war das 0:1 bei den Franken bereits die fünfte Saisonniederlage. Vor allem in der Offensive enttäuschte das Team.

Tim Walter redete energisch auf seine Mannschaft ein. Der HSV-Trainer hatte seine Spieler nach dem Schlusspfiff wie immer im Kreis zusammengeholt. Was genau der 47-Jährige seinem Team nach der 0:1 (0:1)-Niederlage bei Greuther Fürth sagte, ist nicht überliefert. Lobende Worte dürften aber nicht dabei gewesen sein.

Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Heidenheim 34 / 67:36 / 67
2. Darmstadt 98 34 / 50:33 / 67
3. HSV 34 / 70:45 / 66
4. Düsseldorf 34 / 60:43 / 58
5. FC St. Pauli 34 / 55:39 / 58

Walters Mannschaft hatte vor 13.266 Zuschauern im Sportpark Ronhof verdient verloren – und dabei vor allem offensiv enttäuscht. Der HSV war chancenlos. „Das war heute schlecht. Die zweite Halbzeit war viel zu wenig“, sagte HSV-Kapitän Sebastian Schonlau. „Solche Tage gibt es eben mal, an denen man nichts hinbekommt“, sagte Walter, der keine Mühe hatte, die Defizite seiner Mannschaft zu erkennen. „Wir haben heute keine Energie auf den Platz bekommen. In beiden Spielhälften ist uns wenig bis gar nichts gelungen, daher haben wir verdient verloren", so Walter.

Frühe Abseitstore für HSV und Fürth

Im Fußball entscheiden oft die Kleinigkeiten. Diese Binsenweisheit wurde am Mittwochabend mal wieder oft genutzt, um das Ergebnis zu erklären. Tatsächlich waren es nur Kleinigkeiten in Form von Zentimetern, die in der ersten Halbzeit das Spiel entschieden. Doch diese Zentimeter waren eben entscheidend, als zunächst Fürth trotz Abseitsverdachts zum 1:0 durch Armindo Sieb traf (8.) – und der Treffer von Robert Glatzel aufgrund von Abseits nicht zählte (25.).

Die Einzelkritik zum Fürth-Spiel:

Heuer Fernandes in Normalform – Meffert ohne Taktstock

So war ein gebrauchter Tag für den HSV schnell erzählt. Durch die fünfte Niederlage der Saison verpassten die Hamburger den Sprung an die Tabellenspitze, die Darmstadt 98 am Donnerstag mit einem Erfolg beim FC Magdeburg ausbauen kann. Dem HSV dagegen rücken die Verfolger FC Heidenheim und Hannover 96 durch ihre Siege wieder näher heran. Am Sonnabend geht es für den HSV im Heimspiel gegen den SV Sandhausen nun darum, mit einem guten Gefühl in die lange Winterpause und die Reise in die USA zu gehen.

Königsdörffer wurden die Grenzen als Verteidiger aufgezeigt

Das gute Gefühl aus dem Heimsieg gegen Regensburg am Sonntag ist dagegen schon wieder weg. Dabei hatte Trainer Tim Walter in seinem 50. Ligaspiel als HSV-Trainer genau die gleichen elf Spieler nominiert, die drei Tage zuvor noch überzeugt hatten. Ransford Königsdörffer musste also erneut auf der rechten Seite der Viererkette verteidigen. Doch anders als gegen Regensburg, als er sogar noch das entscheidende 2:1 erzielte, wurden dem Stürmer in Fürth die Grenzen seiner Verteidigerqualitäten aufgezeigt.

Aber auch die Kollegen von Königsdörffer erwischten nicht zum ersten Mal in dieser Saison eine schwache Anfangsphase. Anders als in Braunschweig, in Kiel oder in Paderborn wurde diese Schwächephase aber bestraft. Wie erwartet setzte Fürths Trainer Alexander Zorniger auf sein aggressives Angriffspressing, mit dem der HSV große Probleme hatte. Das erste Tor der Fürther durch Ragnar Ache (6.) wurde wegen Abseits noch zurückgepfiffen. Zwei Minuten später stand Simon Asta bei seiner Hereingabe auf Torschütze Sieb ebenfalls in einer abseitsverdächtigen Position – doch diesmal zählte der Treffer nach langer Überprüfung durch den Videoschiedsrichter.

Der wiedererstarkte Absteiger aus Fürth zeigte auch gegen den HSV, dass er in dieser Saison lange unter seinen Möglichkeiten spielte. Schon in den ersten zwei Spielen unter Zorniger hatten die Franken mit 1:0 gewonnen. Sieb schoss schon in diesen Spielen jeweils das entscheidende Tor. Den beim FC Bayern München ausgebildeten Stürmer bekam auch der HSV nie in den Griff. Hätte Daniel Heuer Fernandes nicht zweimal in höchster Not gegen den 19-Jährigen pariert (55./62.), wäre das Spiel schon früher entschieden gewesen.

Schwacher HSV erspielte sich nur eine Großchance

Walter stellte Mitte der zweiten Hälfte auf eine Dreierkette um und erlöste Königsdörffer von seinen Defensivaufgaben. Doch auch offensiv kam der Nationalspieler Ghanas, der noch auf eine WM-Nominierung hofft, nicht mehr gefährlich vor das Tor. Genauso wenig wie der Rest des HSV, obwohl Walter mit Tom Sanne noch einen weiteren Stürmer aufs Feld schickte und Fürths Timothy Tillman nach einer heftigen Grätsche gegen den eingewechselten Xavier Amaechi an der Seitenlinie Rot sah (88.).

Die Hamburger hatten zwar am Ende 13:11 Torschüsse, eine Großchance war bis auf einen Schuss von Sonny Kittel in der ersten Halbzeit (18.) aber nicht mehr dabei. Auch nicht mehr in der langen Nachspielzeit in Überzahl. Greuther Fürth verteidigte mit großer Leidenschaft und verdiente sich letztlich den dritten Sieg in Folge.

Die gute Nachricht für den HSV: Der Club kann aus eigener Kraft auf einem Aufstiegsplatz überwintern. Dafür müssen die Hamburger gegen Sandhausen aber unbedingt gewinnen.

Schema:

  • Fürth: Linde – Griesbeck, Michalski (75. Jung), Haddadi – Asta (90. Meyerhöfer), Christiansen, Raschl, John – Hrgota – Ache (75. Abiama), Sieb (64. Tillman).
  • HSV: Heuer Fernandes – Königsdörffer, Vuskovic, Schonlau, Muheim – Meffert (81. Sanne) – Reis (73. Suhonen), Benes – Kittel (81. Bilbija), Glatzel, Dompé (58. Amaechi).
  • Schiedsrichter: Jöllenbeck (Freiburg). Rot: Tillman (Fürth/88., grobes Foulspiel).
  • Zuschauer: 13.266.
  • Statistik: Torschüsse: 11:13, Ecken: 5:4, Ballbesitz: 38:62 Prozent, gewonnene Zweikämpfe: 120:118.