Hamburg. Vom Rechtsaußen zum Rechtsverteidiger beim HSV. Ein Publikumsliebling bekam einst einen Karriereschub durch diesen Positionswechsel.

Otto Addo hat in den kommenden Tagen viel Arbeit vor sich. Der gebürtige Hamburger muss als Nationaltrainer Ghanas entscheiden, welche 26 Profis er zur WM in Katar (20. November bis 18. Dezember) mitnehmen will. Einen gut gemeinten Ratschlag erhielt der 47-Jährige von HSV-Trainer Tim Walter (46).

„Otto Addo darf Ransford Yeboah Königsdörffer gern mittnehmen. Er hat brutale Wucht, Power und Potenzial. Wir freuen uns, dass wir ihn haben “, schwärmte Walter nach dem 3:1-Sieg gegen Jahn Regensburg am Sonntag.

Königsdörffers neue Rolle – kein Novum beim HSV

Vor allem auch deshalb, weil Königsdorffer auch in ungewohnter Rolle eine starke Leistung zeigte. Der Neuzugang, der im vergangenen Sommer von Dynamo Dresden kam, agierte nicht auf seiner Lieblingsposition auf dem rechten offensiven Flügel, sondern er spielte einen verkappten Rechtsverteidiger im Wechsel mit Ludovit Reis, der ihn bei Offensivläufen absicherte.

HSV-Check: Walters Kniff mit Königsdörffer und Reis
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    Ein taktischer Schachzug, der bereits beim 3:2-Sieg des HSV in Paderborn ausprobiert wurde. „Ich kannte meine Position schon von der vergangenen Woche. Die Mannschaft hat es mir auch leicht gemacht. Bei meinem Tor habe ich einfach draufgeschossen und dann war der Ball drin. Ich bin echt erleichtert darüber, weil das Spiel anstrengend war“, sagte Königsdörffer, der bereits seinen fünften Saisontreffer erzielen konnte.

    Dass ein gelernter Rechtsaußen plötzlich Rechtsverteidiger wird, ist kein Novum beim HSV. Mehdi Mahdavikia (45) – bis heute einer der größten Publikumslieblinge bei den Hamburgern – wurde 1999 als Flügelflitzer verpflichtet, ehe er sukzessive zum Außenverteidiger umfunktioniert wurde. Letztlich glänzte er auf dieser Position in der Bundesliga und – die Älteren werden sich erinnern – auch international.

    Mehdi Mahdavikia jubelt im HSV-Trikot. Der Iraner war über Jahre Publikumsliebling bei den Hamburgern. Bis heute lieben ihn die Fans.
    Mehdi Mahdavikia jubelt im HSV-Trikot. Der Iraner war über Jahre Publikumsliebling bei den Hamburgern. Bis heute lieben ihn die Fans. © Witters

    Angetrieben durch die lang gezogenen "Mehhhhdddiiii"-Rufe der Fans beackerte Mahdavikia die rechte Außenbahn, spielte seine Offensivstärke aus und lernte mit jedem absolvierten Spiel, auch defensiv eine verlässliche Kraft zu werden.

    HSV-Profi Königsdörffer in Ghanas 55er-Kader

    Ob Königsdörffer zur Dauerlösung als Rechtsverteidiger wird, darf allerdings bezweifelt werden. Mit dem am Sprunggelenk verletzten Moritz Heyer (28) und William Mikelbrencis (18) ist der HSV auf der Position solide aufgestellt.

    Doch für HSV-Trainer Walter dürfte das Regensburg-Spiel die wichtige Erkenntnis gebracht haben, dass er mit Königsdörffer einen Mann in der Hinterhand hat, der in der Viererkette auch defensiv funktioniert – und vor allem offensiv für mehr Unberechenbarkeit sorgt.

    Eine solche Rolle möchte Königsdörffer unabhängig von der Position auch für sein Land bei der WM in Katar einnehmen. Im vorläufigen 55-Mann-Aufgebot steht der flexibel einsetzbare Profi bereits. „Ich hoffe, Herr Addo hat das Spiel gegen Regensburg gesehen“, sagte Königsdörffer grinsend.

    Und wenn nicht, hat Ghanas Nationaltrainer ja vielleicht den Ratschlag von HSV-Trainer Tim Walter vernommen. Eine WM-Nominierung wäre die Krönung eines bislang so erfolgreichen ersten Halbjahres für den 21 Jahre alten Königsdörffer.