Hamburg. Beim 3:1 gegen Regensburg sorgen Reis und Königsdörffer für Geschichten, die dem Club Hoffnung machen auf bessere Zeiten.

Die HSV-Fans wussten, wen sie an diesem Nachmittag besonders zele­brieren mussten. „Uwe Seeler, du bist der beste Mann“, sangen die Anhänger auf der Nordtribüne, als die HSV-Profis mit ihnen gemeinsam den 3:1 (1:1)-Sieg gegen Jahn Regensburg feiern wollten. Das am 21. Juli verstorbene HSV-Idol wäre am Sonnabend 86 Jahre alt geworden.

Und es hätte Seeler mit Sicherheit gut gefallen, was die Hamburger Mannschaft am Sonntag im Volksparkstadion zeigte. Zwar mussten die Fans lange zittern, ehe der vierte Heimsieg der Saison unter Dach und Fach war. Verdient war der Sieg in jedem Fall. Insbesondere zwei Spieler wurden neben Seeler an diesem Tag besonders gefeiert: Ludovit Reis und Ransford Königsdörffer.

HSV News: Vertrag von Ludovit Reis verlängert

Reis hatte schon vor dem Spiel mit seiner überraschenden Vertragsverlängerung für Jubel beim HSV-Anhang gesorgt. Der 22-Jährige weitete seinen bis 2025 laufenden Kontrakt vorzeitig um ein Jahr aus und darf sich nach seiner rasanten Entwicklung in den vergangenen Monaten über eine Gehaltserhöhung freuen.

Der HSV wiederum verbesserte seine Verhandlungsposition für den Fall eines zukünftigen Verkaufs des Niederländers. „Verlängern und verlängern sind ja zwei paar Schuhe“, sagte Trainer Tim Walter mit dem Wissen, dass er Reis eines Tages ohnehin nicht halten kann, wenn dessen Entwicklung so weitergeht wie zuletzt. „Aber jetzt steigen wir erst einmal auf, und dann gucken wir, wie es weitergeht.“

„Ich hoffe, dass Otto Addo zugeschaut hat“

Dass der HSV auf dem Weg zu seinem großen Aufstiegsziel einen wichtigen Schritt gegangen ist, lag neben Reis auch an Königsdörffer, der sich gegen Regensburg nicht nur mit Reis die Position des Rechtsverteidigers teilte, sondern auch mit dem entscheidenden Treffer zum 2:1 für den größten Jubel des Tages sorgte.

„Ich hoffe, dass Otto Addo zugeschaut hat“, sagte der Nationalspieler Ghanas mit dem königlichen Namen und der goldenen Frisur, der durch das goldene Tor gegen Regensburg und seine gute Leistung auf neuer Position weitere Argumente sammelte, um von Nationaltrainer Addo auch in das finale Aufgebot für die Weltmeisterschaft in Katar berufen zu werden. Am Freitag wurde Königsdörffer für den vorläufigen Kader Ghanas nominiert.

Königsdörffer betrieb Jobsharing mit Reis

„Mein Ratschlag an Otto Addo: Er darf ihn gerne mitnehmen. Ransi hat ein brutales Potenzial, eine brutale Power“, sagte Walter, der sich seine Taktik am Sonntag rund um „Ransi“ gestrickt hatte. Wie schon in der Schlussphase des 3:2-Sieges eine Woche zuvor beim SC Paderborn ließ Walter den Stürmer rechts hinten in der Viererkette für William Mikelbrencis spielen.

Ransford Königsdörffer traf mit goldenen Haaren zum goldenen Tor.
Ransford Königsdörffer traf mit goldenen Haaren zum goldenen Tor. © WITTERS | TimGroothuis

Königsdörffer betrieb dabei eine Art Jobsharing mit Reis, der in der Rückwärtsbewegung immer wieder nach rechts hinten abkippte, um die rechte Bahn für Königsdörffer zu öffnen. Der HSV pendelte zwischen einer Dreier- und Viererkette und schaffte es dadurch vor allem offensiv immer wieder, eine Überzahl zu schaffen. „Wir haben eine extrem flexible Mannschaft. Es war nur wichtig, dass immer irgendeiner da hinten rechts steht. Egal, ob Ransi oder Ludo“, sagte Daniel Heuer Fernandes nach dem Spiel.

HSV geriet früh in Rückstand

Bevor seine zwei Kollegen gefeiert werden konnten, stand der Torhüter aber zunächst einmal selbst im Mittelpunkt. Nachdem der HSV gut startete, durch Jean-Luc Dompé aber eine Großchance vergab (4.), gerieten die Hamburger wie schon vor zwei Wochen gegen Magdeburg früh in Rückstand.

Heuer Fernandes war dabei chancenlos, als Regensburg sich nach einem langen Abschlag in den Strafraum kombinierte und Kaan Caliskaner zum 1:0 für die Gäste traf (7.). Mario Vuskovic glich mit einem sehenswerten Distanzschuss zwar schnell zum 1:1 aus (12.), doch dann verhinderte Heuer Fernandes mit einem Sensationsreflex das sichere 1:2 durch Andreas Albers (14.).

HSV News: Club ließ sich nicht aus der Ruhe bringen

Der HSV ließ sich an diesem Nachmittag von den Rückschlägen aber nicht aus der Ruhe bringen. Angetrieben vom starken Laszlo Bénes sorgten Königsdörffer (79.) und Robert Glatzel (90.) in der Schlussphase vor 51.314 Zuschauen für den verdienten Sieg. „Ich habe zu keiner Sekunde gezweifelt, dass wir gewinnen“, sagte Bénes, der sich nur darüber ärgerte, dass Glatzel ihm den Elfmeter wegnahm (siehe Bericht rechts) und dieser dann auch noch verschoss (49.).

Bénes, Reis und Königsdörffer waren nicht nur die drei Protagonisten des Tages. Sie sind auch drei Spieler, mit denen der HSV in Zukunft noch viel Geld verdienen könnte, die dem Club aber auch in der Bundesliga helfen würden. Bis zu dieser goldenen Zukunft ist es aber noch ein weiter Weg. Anders als in den vergangenen Jahren sorgte der zweite Sieg in Folge zumindest dafür, dass der HSV von einem goldenen Herbst sprechen kann. In der kommenden Woche soll der Sieg mit zwei weiteren Erfolgen in Fürth und gegen Sandhausen dann noch vergoldet werden.

HSV: Heuer Fernandes – Königsdörffer (90.+2 Andresen), Vuskovic, Schonlau, Muheim – Meffert – Reis, Benes – Kittel (61. Suhonen), Glatzel, Dompe (72. Amaechi). Regensburg: Kirschbaum – Faber, Nachreiner, Elvedi, Günther – Viet (83. Idrizi), Thalhammer – Makridis (76. Gouras), Mees (63. Shipnoski) – Caliskaner (83. Vizinger), Albers (76. Owusu).Tore: 0:1 Caliskaner (7.), 1:1 Vuskovic (12.), 2:1 Königsdörffer (78.), 3:1 Glatzel (90.). SR: Stegemann (Niederkassel). Zuschauer: 51.314. Gelb: Karten: Schonlau (3) – Elvedi (3), Nachreiner, Shipnoski (2). Bes. Vorkommnis: Kirschbaum hält Foulelfmeter nach Videobeweis von Glatzel (49.).Statistik: Torschüsse: 23:11, Ecken: 8:4, Ballbesitz: 59:41 Prozent, Zweikämpfe: 89:97.