Hamburg. Heimschwäche dank Leistungssteigerung überwunden: Hamburger gehen auf einem Aufstiegsplatz ins Hinrundenfinale.
Der Erleichterung war Trainer Tim Walter und den Seinen anzusehen: Der HSV kann auch zu Hause gewinnen – und wie! Nach einem spektakulären Spiel inklusive Rückstands und verschossenem Elfmeter hieß es am Ende gegen Jahn Regensburg 3:1 (1:1). Somit steht fest, dass der HSV auf einem Aufstiegsplatz in das Hinrundenfinale der 2. Bundesliga geht.
Tabellenspitze 2. Bundesliga
1. Darmstadt 98 15 / 25:14 / 32
2. HSV 15 / 25:16 / 31
3. Heidenheim 15 / 24:13 / 27
4. SC Paderborn 15 / 34:18 / 26
5. Düsseldorf 15 / 25:16 / 26
6. Hannover 96 15 / 22:17 / 24
7. Kaiserslautern 15/25:22/23
8. Kiel 15 / 29:27 / 23
…
16. FC St. Pauli 15 / 19:21 / 15
„Wir haben super gekämpft und uns diesen Sieg verdient“, sagte Ransford-Yeboah Königsdörffer, einer der Matchwinner. Für die Hamburger war es bereits der dritte Sieg nach Rückstand und der erste zu Hause seit dem 2:0 gegen Düsseldorf Mitte September.
Die erste frohe Botschaft hatte der HSV seinen Fans schon zu Mittag gereicht: Mittelfeldspieler Ludovit Reis verlängerte seinen Vertrag vorzeitig um ein Jahr bis 2026. Der Niederländer hat sich in den vergangenen Monaten unverzichtbar gemacht.
HSV startet mit zwei Veränderungen gegen Regensburg
Auf zwei Positionen hatte HSV-Trainer Tim Walter seine Startelf nach dem wilden 3:2-Sieg beim SC Paderborn umgestellt: Kapitän Sebastian Schonlau verdrängte nach verbüßter Rotsperre Jonas David aus der Innenverteidigung.
Dass Königsdörffer in die Startelf zurückkehren würde, konnte man ebenfalls erwarten – aber nicht unbedingt, dass er den Platz von Rechtsverteidiger William Mikelbrencis einnehmen würde. Von der Position her hätte sich eher Sonny Kittel als Streichkandidat aufgedrängt. Doch Walter erinnerte sich wohl an die Schlussphase von Paderborn, als Laszlo Benes kurz nach Königsdörffers Einwechslung für Mikelbrencis das Siegtor erzielte.
„Wir wollen keinen Zweifel lassen, dass wir hier heute gewonnen wollen. Wir haben keine Zeit mehr, Dinge zu verschenken“, sagte Walter vor dem Anpfiff bei Sky.
Regensburg ohne Trainer Selimbegovic und Torwart Stojanovic
Jahn Regensburg war ohne Cheftrainer Mersad Selimbegovic angereist. Den Bosnier hat eine Grippe außer Gefecht gesetzt. Ihn vertrat Co-Trainer Sebastian Dreier – der einst in der U17 des FC Bayern Walters Assistent war.
Auch Torwart Dejan Stojanovic fehlte dem SSV Jahn. Der frühere St.-Pauli-Profi war durch einen Infekt geschwächt – und kurz davor, Vater zu werden. Seinen Platz nahm Thorsten Kirschbaum ein.
Der Routinier stand erstmals in der fünften Minute unter Spannung, als Jean-Luc Dompé aus kurzer Distanz zum Abschluss kam, aber geblockt wurde.
Caliskaner schreibt Regensburger HSV-Serie fort
Als HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes kurz darauf das erste Mal gefordert war, hatte er keine Chance: Joshua Mees schickte Kaan Caliskaner steil, und der Jahn-Stürmer vollstreckte eiskalt zur Führung für den Außenseiter (7.).
Damit fand eine unschöne Serie ihre Fortsetzung: Auch im neunten Vergleich mit dem Jahn kam der HSV nicht ohne Gegentor aus. Und die Abwehr bleibt auch mit Schonlau bisweilen auffällig anfällig.
Doch die Hamburger reagierten im Bewusstsein, bei den letzten beiden Duellen selbst je viermal getroffen zu haben. Kittel legte (womöglich ungewollt) den Ball auf Mario Vuskovic ab, und der Kroate schlenzte ihn aus 20 Metern zum Ausgleich ins von ihm aus gesehen linke Toreck (12.).
HSV-Einzelkritik: Benes wie Fritz Walter – Glatzel bräuchte Standard-Nachhilfe
Doch auch Regensburg dachte nicht daran, sich beeindrucken zu lassen. Gleich zweimal verhinderte Heuer Fernandes die Führung: erst in Weltklasse-Manier mit der Hand gegen Andreas Albers (15.), dann mit dem Fuß gegen Caliskaner (16.). Letzterer sollte später von Mees noch eine zweite Großchance zum Doppelpack serviert bekommen, verzog diesmal allerdings (28.).
Je länger das Spiel dauerte, umso mehr verlagerte es sich in die Regensburger Spielhälfte. HSV-Stürmer Robert Glatzel verlängerte eine Dompé-Flanke – Kirschbaum konnte klären (25.). Ein Kittel-Schlenzer zischte nur ganz knapp links am Regensburger Tor vorbei (36.). Dem viel gescholtenen Spielmacher war das Bemühen um Besserung anzumerken.
Glatzel verschießt erneut Elfmeter
Kurz vor der Halbzeitpause versuchte es dann Glatzel von der Strafraumgrenze aus der Drehung, sein Schuss flog aber deutlich übers Tor (44.). Und so ging es gerechterweise ohne einen Führenden in die Pause.
Die Chance, das Spiel zu drehen, wurde dem HSV dann nach Wiederbeginn vom Video-Assistenten serviert. Johann Pfeifer hatte gesehen, dass Regensburgs Jan Elvedi bei einem Zweikampf mit Kttel im Strafraum zunächst den Fuß des Hamburgers getroffen hatte. Schiedsrichter Sascha Stegemann ließ sich überzeugen und gab Elfmeter (48.). Doch Robert Glatzel scheiterte am glänzend parierenden Kirschbaum (49.). Für den Stürmer ist es der dritte verschossene Elfmeter in seiner HSV-Zeit, nur einmal hat er getroffen.
„Es tut sehr weh, die Bilanz ist schon schlecht“, , sagte Glatzel später. „Wir haben danach ein paar Minuten gebraucht, ich auch. Zum Glück haben wir noch gewonnen, und ich konnte es mit dem Tor ein bisschen wiedergutmachen.“
Benes scheitert erst spektakulär, dann am Pfosten
Der Fehlschuss wäre sicher noch schneller in Vergessenheit geraten, wäre Laszlo Benes in der 60. Minute sein Skorpionkick gelungen: Nach Dompé-Flanke nahm der Slowake den Ball aus der Luft in Fritz-Walter-Zlatan-Ibrahimovic-Manier und verfehlte das Tor nur ganz knapp (60.).
Dass es noch knapper geht, wurde Benes wenig später bewusst, als er aus 16 Metern den Pfosten traf (66.). Und auch seine dritte Einzelaktion nach starkem Dribbling hätte ein Tor verdient gehabt (72.).
Königsdörffer sorgt für HSV-Führung, Schonlau rettet sie
Immerhin: Benes war als Vorlagengeber am 2:1 beteiligt. Ein halsbrecherischer Hackentrick von Regensburgs Prince Owusu brachte den HSV am Strafraum in Ballbesitz, und nach Benes‘ Zuspiel schloss Königsdörffer aus halbrechter Position ins kurze Eck ab (79.).
Kurz darauf hätte der Deutschghanaer das Spiel auch entscheiden können, rutschte aber beim Torschuss weg (84.). Doch es reichte auch so zum vierten Heimsieg, auch weil Sebastian Schonlau den Lupfer von Blendi Idrizi kurz vor dem Tor wegköpfte – Heuer Fernandes hatte sich außerhalb des Strafraums verirrt.
Glatzel sorgte schließlich mit einem abgefälschten Schuss für die Entscheidung (90.). Am kommenden Mittwoch ist der HSV bei der wieder erstarkten SpVgg Greuther Fürth gefordert, bevor am Sonnabend zum Hinrundenfinale der SV Sandhausen ins Volksparkstadion kommt. Glatzels Motto: „Jetzt noch zweimal alles raushauen.“ Für Erholung ist in der WM-Pause genug Zeit.
HSV – Jahn Regensburg: die Statistik